dialog im aktsaal

örtliche und andere hintergründe eines dialoges

unser dialog hat einen namen, den man als ortsbezeichnung auffassen kann. wir haben den dialog im aktsaal angefangen, im aktsaal der hochschule für gestaltung und kunst zürich, im september 2001.

der ort eines dialoges kann als dessen hintergrund wahrgenommen werden. wenn der dialog an einer kunstfachhochschule angesiedelt ist, kann das auf auffassungen von kunst und fachhochschule verweisen, die an diesem ort herrschen. es könnte sich um ein dialogfähiges system handeln. in diesem sinne wird der hintergrund zur figur, wenn eine fachhochschule den raum für einen dialog schliesst, weil sie ihre probleme anders löst. der dialog ist nich an orte gebunden, sondern an dialogbereite menschen. so geht unser dialog-im-aktsaal ins quasi ins exil. aktsaales hat als methapher längstens eine eigenständige bedeutung bekommen. uns durch unsere worte so erkennen (dia logos), wie wir unserer natur nach sind, ist ein akt in jedem saal.

2002. in winterthur sind wir in einer präsenzbibliothek und in einem raum unter dem dach, der jeder aktsaal-bezeichnung ehre macht. wir sind wieder im raum einer fachhochschule (zhw), welcher dialoge ganz äusserlich sind, weil dort diskurse herrschen. die bibliothek wäre der ort des dialoges, die bibliothek hat ihren sinn aber schon lange verloren, sie ist - böld - ein büchergestell geworden. wir könnten sie beleben, aber der ort des dialoges auch als hintergrund bedingungen die über die funktion des raumes hinausreichen und ganz örtlich sind. auch dialoge beanspruchen anreisezeiten. wir besinnen uns auf unserern namen und wechseln wieder in einen eigentlichen aktsaal nach zürich

2003. ein anderer aktsaal als exil. wir sind in den räumen der f+f, einer kunstschule in zürich, von wo der ursprüngliche ort fast zu sehen ist. die schule wechselt ihren ort, und wir wechseln vom aktsaal in den ausstellungssaal, in die galerie

2004. die wunderbare einladung eine galerie zum dialograum zu machen, verdeutlicht eine subtile unterscheidung. im aktsaal wird produziert, in der galerie konsumiert. und würden wir im dialog konsumieren, wir würden ewig in der schönen galerie bob gysin, ein paar schritte vom ursprünglichen aktsaal entfernt, ver-bleiben. so aber, weil wir weder konsumierten noch den konsum anregen konnten, mussten wir uns umsehen. die galerie ist nicht ohne weiteres ort der produktion.

2005. wir wechseln trotzdem in die galerie römerapotheke, wo wir die leitunterscheidung produktion/rezeption sowohl in bezug auf kunst wie in bezug auf dialog untersuchen. jetzt schein definitiv, dass in der galerie die abwesenden kunst machen, die hier nur an den wänden hängt. weil wir im aktsaal angefangen haben, vielleicht deshalb werden wir auch die kunstmetapher nicht los. aber die kunstszene wird uns vorerst los, weil sie wichtigere dinge vor hat als dialoge.

2006. neu sind wir im ikm, institut für konfliktmanagement. angefangen haben wir den dialog-im-aktsaal mit der idee, de dialog könnte eine form von konfliktmanagement darstellen. die kunsthochschule war in konflikte verstrickt, die dazu führten, dass wir den dialog dort installierten und die dann (nicht ganz direkt, sondern über personalpolitische umwege, die wir verkürzen wollten) dazu führten, dass der aktsaal für den dialog geschlossen wurde. so schliesst sich - wenigstens örtlich - ein kreis. wir sind wieder in einem zentrum des konfliktes, der hier als managbar erscheint. wir werden sehen, wohin unser exil noch führen wird. (Weil wir den Raum an Donnerstagen leichter reservieren können, wechseln wir ab September den Wochentag wieder einmal.)

2007. alles beim alten

2008. wir brauchen einen neuen raum. Wer einen raum organisieren kann, soll sich bitte melden!
termine sind an den raum gebunden und deshalb noch nicht bekannt.



 

ps: etwa zur zeit, als das rektorat der hgkz den sinn unseres dialoges nicht erkennen konnte, hat die regierung von kolumbien ihren "dialog" mit der andern bürgerkriegpartei explizit beendet. Die NZZ (12.3.02) schreibt: "Schulterschluss nach dem Abbruch des Dialogs. Sowohl im In- als auch im Ausland stösst der Entscheid des kolumbianischen Präsidenten, den Dialog mit der Farc abzubrechen, auf Zustimmung."