Ein Bericht vom 14.1.2003
Irgendwann im Laufe des Dialoges kamen wieder die Fragen zum Dialog selbst und wieder die Vorstellungen, dass wir an der Explikation von Glaubenssätzen arbeiten. Einmal mehr fragten wir, was Kunst ist, ob und was Kunst mitteilt, ob eine Kunstwerk eine Botschaft des Künstlers sei - und schliesslich erörterten wir wieder die dialogische Frage schlechthin: Dient der Dialog dem Verstehen von Mitteilungen und Botschaften.
Ohne dass wir uns auf nichtanwesende Philosophen berufen haben, haber wir wieder Philosophiegeschichte rekonstruiert. Das Dialogkonzept der griechischen Sklavenhalter, der sokatische Dialog: der Dialog als Belehrung, der Dialog als Mittel zur Findung von Wahrheit standen wieder als Versuchung im Raum.
Dann die neuere Form der griechischen Frage, wie sie Heidegger und noch konsequenter HG. Gadamer verfolgten: Dialog als Ausdruck davon, dass "man" verstehen kann (Hermeneutik schlechthin) und dass "man" verstanden werden möchte. Als Glaubenssatz: Wer etwas sagt, möchte verstanden werden. Künsler haben eine Botschaft, auch wenn man sie nicht nach der Bedeutung ihres Werkes fragen darf.
Diesen Dialog führten J. Derrida und HG. Gadamer in der Oeffentlichkeit. Derrida fragte: Verbirgt sich im guten, im hermeneutischen Willen zur Verständigung nicht doch ein Wille zur Macht - so etwas wie die Regung zur verständnisvollen Bevormundung der Unverständigen und Verständnislosen, zum Überspielen von Differenz und Dissens?" Gadamer fühlte sich missverstanden: "Ich habe Mühe, die an mich gestellten Fragen zu verstehen. Aber ich gebe mir Mühe, wie jeder tut, der einen anderen verstehen will oder von dem anderen verstanden werden will."
Gadamer meint wohl einen anderen Dialog als D. Bohm. Und wir - im Aktsaal - meinen wohl unsere Dialoge, die noch etwas anderes sind. Aber unterhaltend finde ich doch, wie rasch man sich den Klischees der Philosophen unterworfen sieht.