Umgangssprachlich wird der Ausdruck Arbeitsteilung für zwei ganz verschiedene Verhältnisse verwendet. In beiden Verhältnissen führen verschiedene Menschen verschiedene Tätigkeiten aus. Als Teilätigkeiten erscheinen diese Tätigkeiten, wenn eine noch ungeteilte ursprüngliche Gesamttätigkeit vorausgesetzt wird. In Bezug auf diese Gesamttätigkeit erscheint die Arbeitsteilung als Differenzierung, und in Bezug auf die so gesehenen Teiltätigkeiten als Spezialisierung. Mit Arbeitsteilung ist in diesem umgangssprachlichen Sinn nicht gemeint, dass die Menge der Arbeit geteilt wird, wie es der Fall ist, wenn verschiedene Menschen eine bestimmte Arbeit gemeinsam erledigen und dabei dasselbe tun. Gemeint ist, dass die Beteiligten verschiedenes tun. Zur Kritik am Commonsense siehe unten. |
Ich unterscheide in Anlehnung an H. Braverman eine naturwüchsige und eine intendierte, innerbetriebliche Arbeitsteilung.
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In der naturwüchsigen Arbeitsteilung tauschen die Produzenten ihre Arbeitsprodukte - in der heutigen Gesellschaft durch Geld vermittelt. Was aber tauschen Arbeitende, die in demselben Betrieb arbeiten?
In der innerbetrieblichen Arbeitsteilung teilen die Arbeitenden nichts, sie verrichten Teile einer von anderen geteilten Arbeit.
Arbeitsteilung ist ideologischer Ausdruck, der positive Konnotationen zu teilen transportieren soll, indem sehr verschiedene Verhältnisse gleich bezeichnet werden. Eine exemplarische Darstellung des ideologischen Commonsense (auf dem begrifflichen Niveau von A. Smith, wenn auch mit ein paar arbeitspsychologischen Anmerkungen) gibt beispielsweise T. Hildebrandt, ein Prof. der Ökonomie (!). Er spricht zwar explizit von einer "innerbetrieblichen Arbeitsteilung" ... :
... er unterstellt aber die innerbetriebliche Arbeitsteilung als quasi kleiner Form der von ihm als zwischenbetriebliche Arbeitsteilung bezeichneten Differenzierung von industriellen Gewerben. Und dann erkennt er sogar dasselbe Muster in einer von ihm als internationale (regionale) Arbeitsteilung bezeichneten Differenzierung.
T. Hildebrandt verwischt damit alle Unterschiede auf groteske Weise, so dass sogar die ausgebeutetsten Nationen als Teile einer naturwüchsige Arbeitsteilung erscheinen.
Und selbst typische politische Ökonomen haben - im Unterschied zum "Hildebrandtschen" Commonsense - erkannt, dass der Gewinn der betrieblichen Arbeitsteilung einer Differenzierung der Lohnklassen entspringt.
In meinem Roman Walden III geht es um eine Aufhebung der Lohnarbeit, die als Aufhebung der innerbetrieblicher Arbeitsteilung erscheint. Eine Utopie, für viele Menschen nur als Utopie vorstellbar.
Literatur
"Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaftliche Teilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturmäßigen nur subjektiv, nämlich für den Beobachter, der hier die mannigfachen Teilarbeiten auf einen Blick räumlich zusammensieht, während dort ihre Zerstreuung über große Flächen und die große Zahl der in jedem Sonderzweig Beschäftigten den Zusammenhang verdunklen.(57) Was aber stellt den Zusammenhang her <376> zwischen den unabhängigen Arbeiten von Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als Waren. Was charakterisiert dagegen die manufakturmäßige Teilung der Arbeit? Daß der Teilarbeiter keine Ware produziert.(58) Erst das gemeinsame Produkt der Teilarbeiter verwandelt sich in Ware.(58a) Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verschiedner Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf verschiedner Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet. Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit unterstellt Konzentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die gesellschaftliche Teilung der Arbeit Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele voneinander unabhängige Warenproduzenten." Marx, Das Kapital, S. 375f
A. Smith verwechselt auch die Differenzierung der Instrumente, wobei die Teilarbeiter der Manufaktur selbst sehr tätig waren, mit der Maschinenerfindung. Es sind nicht die Manufakturarbeiter, sondern Gelehrte, Handwerker, selbst Bauern (Brindley) usw., die hier eine Rolle spielen." Marx, Das Kapital, S. 369, Fn)
(45) "Indem man das Machwerk in mehrere verschiedne Operationen teilt, deren jede verschiedne Grade von Gewandtheit und Kraft erheischt, kann der Manufakturherr sich genau das jeder Operation entsprechende Quantum von Kraft und Gewandtheit verschaffen. Wäre dagegen das ganze Werk von einem Arbeiter zu verrichten, so müßte dasselbe Individuum genug Gewandtheit für die delikatesten und genug Kraft für die mühseligsten Operationen besitzen." (Ch. Babbage, l.c., ch. XIX.) Marx, Das Kapital, S. 369, Fn)
Ebenso entstand die Tuchmanufaktur und eine ganze Reihe andrer Manufakturen aus der Kombination verschiedner Handwerke unter Kommando desselben Kapitals.(26)
Die Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden viele Handwerker, die dasselbe oder Gleichartiges tun, z.B. Papier oder Typen oder Nadeln machen, von demselben Kapital gleichzeitig in derselben Werkstatt beschäftigt.Marx, Das Kapital, S. 357, Fn)
"Man hat gesehn, wie die Maschinerie die auf dem Handwerk beruhende Kooperation und die auf Teilung der handwerksmäßigen Arbeit beruhende Manufaktur aufhebt. Ein Beispiel der ersten Art ist die Mähmaschine, sie ersetzt die Kooperation von Mähern. Ein schlagendes Beispiel der zweiten Art ist die Maschine zur Fabrikation von Nähnadeln. Nach Adam Smith verfertigten zu seiner Zeit 10 Männer durch Teilung der Arbeit täglich über 48.000 Nähnadeln. Eine einzige Maschine liefert dagegen 145.000 in einem Arbeitstag von 11 Stunden. Eine Frau oder ein Mädchen überwacht im Durchschnitt 4 solche Maschinen und produziert daher mit der Maschinerie täglich an 600.000, in der Woche über 3.000.000 Nähnadeln.(" Marx, Das Kapital, S. 483f)