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Syntegrity ist ein Modell von S. Beer. Das Wort Syntegrity setzt sich aus den Bestandteilen Synergie und Integrität zusammen. Es vermittelt die Idee, dass durch die Struktur und das Zusammenwirken einzelner Elemente eine Gesamtheit (Integrität) entsteht, die Synergieeffekte entwickeln und nutzen kann. Der Ikosaeder bildet die Architektur einer Syntegration...

«Zwischenmenschliche Kommunikation braucht intelligentes Design, wenn sie wirksam sein soll. Team Syntegrity ist das Tool für die komplexen Herausforderungen von heute.»

Wie läuft eine MZSG Syntegration typischerweise ab? Jede Syntegration behandelt ein konkretes komplexes Problem, das in einer vorformulierten Fragestellung zum Ausdruck kommt und von den Teilnehmenden bearbeitet wird. Idealerweise setzt sich die Teilnehmergruppe, Infoset, aus 30 Personen zusammen, die ein breites Spektrum an relevantem Wissen einbringen können. Kleinere Formen, die nach demselben Prinzip arbeiten, sind auch entwickelt worden.

Eine Syntegration dauert zwischen 3 und 5 Tagen und lässt sich in die folgenden Phasen einteilen:

Eröffnungsphase

Themenauswahl

Bearbeitung der Themen

Schlusspräsentationen

1. Eröffnungsphase

Zu Beginn einer Syntegration wird den TeilnehmerInnen das Ziel und Programm des Anlasses erläutert.

2. Themenauswahl

Die Teilnehmenden legen die für sie im Zusammenhang mit der übergeordneten Fragestellung relevanten zwölf Themen, die Agenda, selbst fest. Dies geschieht in drei Schritten. Zunächst werden innerhalb eines Brainstormings sämtliche Ideen, die einen Bezug zur Eröffnungsfrage haben, aufgeschrieben und an Pinwänden gesammelt. Gewöhnlich werden auf diese Weise etwa 100 bis 300 solcher Aussagen produziert. In einem zweiten Schritt, dem Ideen-Marktplatz, wird die Fülle an Aussagen reduziert. Die TeilnehmerInnen können zu diesem Zweck mehrere Statements zu einem Thema zusammenfassen, das sich ihrer Meinung nach lohnt, eingehender zu diskutieren. Sie schreiben ihr aggregiertes Thema auf einen Flipchart und "vermarkten" diese Idee anderen Teilnehmenden.

Sind mindestens fünf Personen ebenfalls von der Relevanz des Themas überzeugt, so kommt es in eine engere Auswahl. In einem dritten Schritt werden die etwa 25 bis 40 noch verbliebenen Themen auf zwölf reduziert. Das gesamte Infoset ist in diesen Prozess eingebunden. Die Bestimmung der zwölf verbleibenden Themen geschieht durch Diskussionen und - falls nötig - durch Abstimmungen im Plenum. Mit Abschluss dieser Phase stehen die zwölf konsolidierten Themen fest. Jede Person bestimmt dann, wo sie ihren grössten Beitrag leisten kann und möchte. Eine komplizierte mathematische Optimierung findet die bestmögliche Anordnung der 12 Themen und der 30 Personen innerhalb der Struktur des Ikosaeders. zurück zum Ablauf einer Syntegration

3. Bearbeitung der Themen

Für die folgenden Team-Meetings ist das Ergebnis der Zuordnung der 30 Teilnehmer zu den 12 Themen von entscheidender Bedeutung. Jedes Thema symbolisiert eine Ecke des Ikosaeders und wird mit einer Farbe gekennzeichnet. Jeder Teilnehmende nimmt eine bestimmte Position zwischen zwei Themen, Kante des Ikosaeders, ein.

In den bevorstehenden Meetings wird jede Person die zwei Themen bearbeiten (Team Mitglied), die er gemäss seiner Anordnung verbindet. Weiterhin wird den Teilnehmenden in zwei weiteren Gruppen die Aufgabe des Kritikers zugeteilt. Er wirkt nicht an der Ausarbeitung von Themen mit, sondern bringt durch konstruktives Feedback Ideen oder Anmerkungen ein, die sich sowohl auf den Inhalt als auch auf zwischenmenschliche Aspekte ausgerichtet sein können.

Eine dritte Rolle während einer Syntegration ist die des Beobachters. Jeder, der während einer Meetingsequenz nicht als Team Mitglied oder Kritiker wirkt, kann in andere Gruppen hineingehen und als stummer Beobachter das Geschehen verfolgen. Er hat während dieser Sitzung keine Befugnis zu Bemerkungen und Kommentaren. Die lizenzierten Moderatoren, auch Facilitatoren genannt, begleiten die einzelnen Gruppen-Meetings. Ihre Aufgabe ist die schriftliche Fixierung relevanter Aussagen, die den Denkprozess des Teams darstellen. Die Team-Mitglieder können sich auf diese Weise ganz auf die Bearbeitung des Themas konzentrieren, auf das die Moderatoren inhaltlich keine Stellung nehmen.

Weiterhin sorgt der Facilitator dafür, dass alle Rollen iinerhalb des Syntegrations-Prozesses richtig wahrgenommen werden. Eine Syntegration wird gewöhnlich auf drei Iterationen von Team Meetings angesetzt. Durch die Struktur des Prozesses entsteht auf einzigartige Weise eine starke Vernetzung und Zirkulation der Informationen und Ideen.

4. Schlusspräsentationen

In einer abschliessenden Plenarsitzung präsentieren die Gruppen ihre Einzelergebnisse. Durch die Methode, die viele Personen aktiviert und einbezieht, entsteht zudem ein grosses Commitment und Engagement für die weitere Verwendung der Ergebnisse.

Das «Team Syntegrity Modell»

«Team Syntegrity» ist ein zukunftsweisendes, neues Gestaltungsmodell für ein demokratisches Management im Sinne des heterarchisch-partizipativen Organisationstyps. Es handelt sich um ein holographisches Modell für die Gestaltung von Kommunikations-, insbesondere Management-Prozessen in sozialen Systemen. Auf der Struktur von Polyedern basierend, eignet es sich besonders für die Realisierung teamorientierter Organisationsformen sowie für die Unterstützung von Planungs- sowie Wissensgenerierungs- und Innovationsprozessen in turbulenten Umfeldern. Die Architektur des Modells wird im folgenden am Beispiel der Ikosaeder-Struktur erläutert (siehe Bild).

Die Bildung von Netzwerken aus Personen mit unterschiedlichem Standort, die gemeinsame Interessen verbinden, ist eine Erscheinung der Informationsgesellschaft und eine strukturelle Antwort auf Herausforderungen unserer Zeit. Ein «Infoset» ist eine Menge von Individuen, die ein bestimmtes Anliegen vereint und denen entsprechende Informationen, respektive damit verknüpftes Wissen zu eigen sind. Das Syntegrity-Modell liefert den strukturellen Rahmen für die synergetische Interaktion eines Infosets, die zu einer Integration multipler Themen und Perspektiven führen soll: Ein Infoset von 30 Personen kann sich anhand der Struktur eines Ikosaeders organisieren: Jedes Mitglied des Infosets ist durch eine Kante des Ikosaeders repräsentiert. Jeder Scheitelpunkt entspricht einem Team; beim Ikosaeder sind dies 12; sie werden durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet. Zu jedem Scheitelpunkt führen 5 Kanten; ergo hat jedes Team fünf Mitglieder (als Spieler). Jeder Beteiligte gehört somit als Spieler zwei verschiedenen Teams an, - denjenigen, welche die Kante verbindet, die ihn repräsentiert. Gleichzeitig fungiert er als Kritiker zweier weiterer Teams. Jedes Team besteht damit aus 5 Spielern und 5 Kritikern.

Der Prozess einer «Syntegration» läuft wie folgt ab (vereinfachende Darstellung):

Eröffnung: Über der Syntegration steht ein Generalthema, das die gemeinsamen Anstrengungen bündelt und in einer Eröffnungsfrage expliziert wird.

Generierung der Agenda («Problem Jostle»): Jeder Beteiligte gibt Beiträge ein, die er für wichtig hält («Statements of Importance»). Diese werden in der Folge diskutiert und kombiniert («Aggregated Statements of Importance»). Sodann wird in einem Prozess der sukzessiven Synthese und Priorisierung die Agenda für die eigentliche Bearbeitung des Generalthemas bzw. Problems generiert («Hexadic Reduction»). Sie wird in 12 Themen ausformuliert («Consolidated Statements of Importance» / «Topics»).

Zuordnung zu Gruppen («Topic Auction»): Jedes Mitglied des Infoset entscheidet sich für die Themen, zu deren Bearbeitung es vorzugsweise einen Beitrag leisten möchte. Eine entsprechende Reihung der individuellen Präferenzen bildet die Basis für die Zuteilung zu den Teams.

Bearbeitung des Themas («Outcome Resolve»): Die einzelnen Teams (je 5 Spieler und 5 Kritiker) diskutieren ihr jeweiliges Thema. Jedes Team trifft sich mehrmals (z.B. in drei Iterationen). Dass dieselbe Problemstellung mit ihren unterschiedlichen, aber verknüpften Aspekten fortgesetzt, in wechselnden Besetzungen durch denselben Personenkreis bearbeitet wird («Reverberation»), entspricht nachweislich einem «selbstorganisierenden» Prozess mit hohem Integrationseffekt.

Abschluss: Allfällige ergänzende Abstimmungen, Präsentation der gesamten Ergebnisse im Plenum.

Für Einzelheiten zum Team-Syntegrity-Modell, siehe: Beer, Stafford: Beyond Dispute. The Invention of Team Syntegrity, Chichester: Wiley, 1994; Espejo, Raúl/Schwaninger, Markus, eds.: To Be and Not to Be, that is the System. A Tribute to Stafford B., (Publikation in Vorbereitung).


 
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