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Ich unterscheide Theorie und Theorien im Sinne von Objekt und Instanz. Theorien befassen sich normalerweise nicht mit Theorie, sondern mit der Plausibilisierung von Erklärungen.


 

Als Theorien bezeichne ich Argumentationen, in welchen eine Erklärung eines Phänomens mittels Analogie durch eine Erklärung eines anderen Phänomens begründet wird.

Eine Theorie erläutert beispielsweise inwiefern das Phänomen "Funke", das ich mittels einer elektrischen Batterie erzeuge, und das Phänomen "Blitz eines Gewitters" in dem Sinne "analog" sind, dass das konstruktive Prinzip der Batterie - eben theoretisch - auch den Blitz erklärt.
Eine Inversion dazu wird als Bionik bezeichnet.

bildArgumentation
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bildTheorie       (bestimmte Argumentationen sind Theorien)
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bildSystemtheorie bild(bestimmte Theorien sind Systemtheorien)
bildTätigkeitstheorie bild(bestimmte Theorien sind Tätigkeitstheorien)
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Eine Theorie beschreibt den Sinn einer Erklärung innerhalb eines durch die Theorie bezeichneten Kontextes.

Differenztheoretisch verwende ich den Ausdruck Theorie für eine Differenz zwischen einer Begründung einer Erklärung und einer Anweisung, wie eine Erklärung zu machen ist. Als Einheit der Differenz sehe ich die reflektierte Perspektive der Anschauung (theoria (griechisch für Anschauung)), weil beidseits der Differenz bestimmt wird, wie beobachtet werden muss, um das zu sehen, was durch die Theorie zu sehen ist.

Als Begründung der Erklärung erläutert die Theorie die verwendete Analogie. Im Beispiel der Analogie zwischen Blitz und Funken werden etwa elektrische Potentiale, die empirisch zugänglich sind, aufgeführt. Eine Anwendung der Theorie (aber nicht die Theorie) scheitert, wenn diese Erläuterungen nicht tragen (ein Beispiel dazu: Horror vacui).

Als Anweisung schreibt die Theorie vor/nach, wie etwas zu beobachten ist, damit es als hinreichend geklärt (als richtig gesehen) verstanden werden kann. Solche Theorien können auch in der Anwendung nicht scheitern. Die Differenztheorie von N. Luhmann etwa schreibt vor, Differenzen zu beobachten.

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Beispiele:

Die Evolutionstheorie beschreibt wie u.a. auch die Schöpfungsgeschichte die Existenz des Menschen als Entstehung (Innenseite der Differenz). Beide "Theorien" schliessen aus, dass es immer Menschen gegeben hat (Aussenseite der Differenz). Die Evolutionstheorie verwendet eine Züchter-Analogie, während die Schöpfungsgeschichte eine Hersteller-Analogie verwendet (Erklärungen). Die Evolutionstheorie erläutert den Mechanismus anhand von Gene, Genmutationen, Auslese, archäologische und morphologische Befunde, usw, die bei einem notwendigen Minimum an Kausalitäten hinreichend viel Kohärenz und Experimentsbeständigkeit aufweisen (zb Hypothesenbündel). Die Kreationstheorie beschreibt anstelle eines Mechanismus eine Schöpfung (Differenz in der Erklärung).

Anweisungs-Theorien - die keinen Mechanismus beschreiben:

  • Gravitationstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen kohärent - die Folgen der Gravitation.
        Aber was sagt Gravitation? Sie wird im Mechanismus vorausgesetzt, nicht erklärt.
  • Die Relativitätstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen einer konstanten Lichtgeschwindigkeit.
  • Die Theorie des Horror vacui beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen des Horror vacui.
        Die Kohärenz des Horror vacui bricht in bestimmten experimentelen Situationen (Evangelista Torricelli)
  • Erklärungs-Theorien - die einen Mechanismus beschreiben:

  • Die kybernetische Systemtheorie ist ein Spezialfall der Theorie, indem sie alle Phänomene mittels Systemem erklärt, statt für jeds Phänoen eine eigene Analogie zu begründen.


     

    Verschiedene Anmerkungen

    In der Wissenschaftstheorie (etwa beim theorielosen K. Popper) gelten oft auch auf Hypothesenbündel abgespeckte Beschreibungen als Theorien. A. Rapoport macht dazu einen präziseren Vorschlag: Theorie: Menge von theoretischen Aussagen, so dass die Fasifikation einer Aussage die ganze Menge betrifft. Beispiel: Ein defektes Rädchen in einer Maschine kann diese stoppen, nicht aber eine defekte Anzeige-Lampe. Nach Rappoport können theoretische Aussagen unter bestimmten Umständen falsifiziert werden. (Allgemeine Systemtheorie, 1988, 14)

    Ingenieure entwickeln keine Theorien, sondern Methoden, weil ihre Konstruktionen nicht für etwas anderes stehen, also nicht erklären sollen.

    Kalküle sind keine Theorien, sondern Mechanismen: Wenn sie hergestellt sind, kann man damit rechnen, wenn sie nur beschrieben sind, dienen sie als Anweisungen beim Rechnen.

    Etymologie:
    Das Wort Theorie (griech 'theorein) steht für beobachten, betrachten, schauen; (theoría: das Anschauen, ''wörtlich:'' „die Schau des Göttlichen“, ''theos''; die Betrachtung oder Wahrnehmung des Schönen als moralische Kategorie) bezeichnete ursprünglich die Betrachtung der Wahrheit durch reines Denken, unabhängig von ihrer Realisierung. Vermutlich deshalb wird der Begriff alltagssprachlich auch unbestimmt als Gegenteil] von Praxis benutzt.

    Literatur:
    J. Searle: Metapherntheorie (98ff). Ich glaube, Searle vermischt Theorie und Erklärung. Er macht eine fliessenden Uebergang, der ihm kaum bewusst ist.

    Zitate:

    .. dahinter steckt eine der zentralen Theorietechniken: Hochgeneralisierung plus Rekombination (Konkretion), oder anders gesagt: die Eröffnung eines Vergleichsbereiches (einer Äquivalenzzone), durch die sich die Deutbarkeit eines Phänomens inszenieren läßt. (P. Fuchs, 17.8.08)

    Goethe rügt die Sucht, mit Erscheinungen sogleich durch subjektive Wirkungen Folgerungen zu verbinden, mit den schärfsten Worten, so «Sprüche in Prosa»; Natw. Schr., 4. Bd., 2. Abt., S.375: «Es ist eine schlimme Sache, die doch manchem Beobachter begegnet, mit einer Anschauung sogleich eine Folgerung zu verknüpfen und beide für gleichgeltend zu achten», und: «Theorien sind gewöhnlich Übereilungen eines ungeduldigen Verstandes, der die Phänomene gern los sein möchte und an ihrer Stelle deswegen Bilder, Begriffe, ja oft nur Worte einschiebt. Man ahnet, man sieht wohl auch, dass es nur ein Behelf ist; liebt nicht aber Leidenschaft und Parteigeist jederzeit Behelfe? Und mit Recht, da sie ihrer so sehr bedürfen.» (Ebenda S.376)

    Beispiel einer Theorie-Praxis-Differenz:
    „Man nennt einen Inbegriff selbst von praktischen Regeln alsdann Theorie, wenn diese Regeln, als Prinzipien, in einer gewissen Allgemeinheit gedacht werden, und dabei von einer Menge Bedingungen abstrahiert wird, die doch auf ihre Ausübung notwendig Einfluss haben. Umgekehrt heißt nicht jede Hantierung, sondern nur diejenige Bewirkung eines Zwecks Praxis, welche als die Befolgung gewisser im allgemeinen vorgestellter Prinzipien des Verfahrens gedacht wird“. (Immanuel Kant, Über den Gemeinspruch, S. 127).

    [Principia Cybernetica Web]
    THEORY
    An imaginative formulation of apparent relationships or underlying principles of certain observed phenomena. It may have been verified to some extent, or it may be pure hypothesis or conjecture. (Iberall)

    Fun-Theorie (youtube)


    [Fuchs]
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    [K. Bartels]
     
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