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Gerhard Roth (1942) Hirnforscher. Roth studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie, worin er 1969 promoviert wurde. Danach studierte er Biologie mit einer Promotion in Zoologie. Seit 1976 lehrt er als Professor für Verhaltensphysiologie an der Universität in Bremen.
Roth ist als Vertreter der Ansicht weithin bekannt geworden, aus Sicht der naturwissenschaftlichen Neurobiologie gebe es keinen freien Willen. Roth vertritt einige Ansichten, die für den radikalen Konstruktivismus typisch sind. So nimmt er an, "die Wirklichkeit" werde von unserem Gehirn konstruiert.
Dem sich daraus ergebenden Paradoxon, dem zu Folge das Gehirn Teil der konstruierten Wirklichkeit ist, diese Wirklichkeit aber selbst erst konstruieren soll, versucht er mit einer eigenen Konstruktion zu entgehen, nämlich durch die für seine Theorie bedeutsame Unterscheidung eines "realen Gehirns" von einem "wirklichen Gehirn". Dieses "wirkliche Gehirn" betrachtet Roth definitionsgemäß als einen Teil der Wirklichkeit, die nach Voraussetzung von dem "realen Gehirn" konstruiert werde. Da nach diesen definitorischen Festsetzungen nur die von diesem "realen Gehirn" konstruierte Wirklichkeit zugänglich sein soll, kommt Roth zu folgendem und von ihm selbst formulierten Ergebnis: erstens erklärt er sich als Konstrukteur seiner Theorie konsequent und ausdrücklich selbst zum Konstrukt seines "realen Gehirns"; zweitens erklärt er ebenso folgerichtig aber auch, real nichts über das "reale Gehirn" aussagen zu können. Gleichwohl erhebt er für seine Aussagen "gehobene Ansprüche auf Plausibilität" – obwohl er sie konsequenterweise eigentlich im Namen seines "realen Gehirns" erheben müsste, dessen Konstrukt er in Wirklichkeit sein soll
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