Buchbesprechung in der WOZ (1995):
Roth, Gerhard: Das Gehirn und seine Wirklichkeit, Suhrkamp, Frankfurt 1994, ISBN 3-518-58183-X, Fr. ??
Solipsisten glauben, dass wir uns unsere Umwelt nur ausdenken, dass wir die ganze Welt nur im Kopf hätten. Die Schulweisheit glaubt an eine objektive Welt. G. Roth, ein radikaler Neurobiologe, dagegen sagt: "Die Wirklichkeit ist nicht ein Konstrukt meines Ich, denn ich bin selbst ein Konstrukt". Aber wer hat ihn konstruiert? Meine Wirklichkeit, sagt Roth, zu welcher auch er selbst und sein wirkliches Gehirn gehören würden, seien Produkte eines realen, materiellen Gehirns, das ihm (und natürlich auch uns) aber nicht zugänglich sei, weil es in unserer Wirklichkeit nicht vorkomme. Wozu aber sagt Roth so verw-irre-nde Dinge?
Roth versucht mit seiner nur schwer nachvollziehbaren Argumentation zwischen dem radikalen Konstruktivismus und der chemisch-elektrisch orientierten Schul-Neurologie im Streit um das Geist-Gehirn-Problem zu vermitteln. Ich glaube ohne Erfolg. Roth's Buch ist aber gleichwohl sehr lesenswert, weil Roth gut herausarbeitet, worüber neurologisch überhaupt vernünftige Aussagen gemacht werden können: über Bewusstsein kaum.