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Man könnte - wenn man auf das Kriterium eines Registers verzichtet - das www insgesamt als Bibliothek verstehen und sehen, dass diese Bibliothek weder bezüglich Platz noch bezüglich Geld irgendwelche Beschränkungen kennt. Wir könnten uns buchstäblich als moderne Alexandrier verstehen - (nicht nur) im Internet wimmelt diese Vorstellung. Der USA-Geheimdienst CIA (vgl. Vanevar Bush) hat aber schon vor Jahrzehnten definitiv festgestellt, dass eine solche Bibliothek ohne weitere Ordnungen sehr rasch unüberschaubar und im Sinne einer Bibliothek unbrauchbar wird [kritische Anmerkung]. Ich vermute, die Alexandier haben ihre Bibliothek selbst angezündet, als sie ihrer gewahr wurden. Wir werden später darauf zurückkommen, im Moment ist unsere Bibliothek ja noch sehr überschaubar.
Wenn man nicht wie die exzessiven Alexandriner ds CIA's alle Text in die Bibliothek aufnehmen will, und auch nicht wie die legendären Alexandriner, wenigstens alle Bücher der Welt, dann müssen die Bibliothekare eine Auswahl treffen: Welche Texte passen in die Bibliothek? (vgl. das Gatekeeper-Prinzip). Diese Selektion kann sehr verschieden operationalisiert werden: Ich schlage hier eine evolutionäre Strategie vor.
Anweisungen an die Bibliothekare dieser Bibliothek:
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Ich nehme nicht alle Texte in die Bibliothek, sondern beliebige. Mit "beliebig" meine ich Texte, die ich in einem gewissen Sinn "liebe" oder schätze, unabhängig davon, dass sie aus irgendwelchen objektiven oder vernünftigen Gründen in der Bibliothek stehen sollten. Die Auswahl erfolgt intuitiv, unbewusst, subjektiv. Natürlich stelle ich zunächst meine eigenen Texte in die Bibliothek - so wie in der Universitas die Teilnehmer ihre eigenen Texte vorgelesen haben. Auf diese Weise wächst die Bibliothek, die Differenzierung wächst vielleicht, die Ordnung wächst sicher nicht. Natürlich wächst die Bibliothek umso schneller, je mehr Bibliothekare mitarbeiten. |
Alle Beteiligten sind qua Beteiligung konstitutiv Bibliothekare der durch sie konstituierten Bibliothek und "wissen" unausgesprochen, wenn nicht sogar unaussprechbar, was in die Bibliothek passt und was nicht. Das ist im WWW insgesamt insofern nicht der Fall, als sich dort die Beteiligten nicht kollaborativ verhalten, sondern teilweise sich gegenseitig ausschliessende Interessen verfolgen, während es in Intranetzen der Fall sein könnte und in lokalen Bereichen der Kollaboration, also etwa in einer Bibliothek, natürlich wenigstens prinzipiell der Fall ist.
Die Auswahl der Texte ist so durch die individuelle Auswahl der Bibliothekare gegeben. Natürlich kann man die Bibliothek in diesem Verfahren dadurch begrenzen, dass man die Bibliothekare auswählt:
Anweisungen an potentielle Bibliothekare:
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Umsetzung:
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Mit den Spielregeln kann man natürlich weitere Kriterien der Textauswahl einführen. In diesem Crashkurs wird ein anderer Weg verfolgt. |
Beispiel: Diesen Text kann man im Internet lesen. Verändern können ihn alle, die ein entsprechendes Passwort haben. |
Damit ist ein Selektionsprinzip eingeführt, was die Bibliothek im Gegensatz zu einer Universalbibliothek zu einer nicht spezifizierten Spezialbibliothek macht, da nicht mehr alle denkbaren Texte in ihr Platz finden. Die eigentliche Entwicklung des strukturellen Niveaus der Bibliothek ist die Entwicklung der Ordnung der Tetxe.