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In allen Registern widerspiegelt sich das Prinzip der Bibliotheken, in welchem die einzelnen Texte auf bezeichneten Plätzen abgelegt werden und in Registern aufgeschrieben wird, welcher Text wo zu finden ist. Die globale Funktion der Register besteht darin, verschiedene Ordnungen über den Dokumenten darzustellen, dass diese unter verschiedenen Gesichtspunkten effizient und effektiv gefunden werden können. Natürlich lässt sich die Verwendung von Registern operativ beschreiben, hier werden die Register zuerst konstruktiv beschrieben.
Wie wir von konventionellen Bibliotheken wissen können, ist eine Vielzahl von "registerartigen" Texten möglich. Von Autoren gezeichnet Beiträge kann man in einem Titelregister und in einem Autorenregister einfügen. Man kann die Register selbst differenzieren, indem man Teilregister für Bücher und für Aufsätze, oder für verschiedene Medientypen einführt.
Die einfachste Form des Registers ist eine implizite, nämlich die alphabetische Ablage der Dokumente. Dabei muss man bei gegebenem Alphabet - die Umlaute machen dieses Problem deutlich - nur festlegen, welches Wort des Dokumentes als Schlüsselwort für die Registrierung verwendet wird. Im Telefonbuch sucht man beispielsweise nach Angaben über einen Meier und findet diese Angaben unter dem Stichwort Meier, weil das Schlüsselwort ein Teil der Angaben ausmacht. Man kann diesen Fall als nichtausdifferenzierten Index verstehen. In einem solch impliziten Register kann man die Stellen, wo der alphabetisch nächste Wörterbereich beginnt, beispielsweise mit plastifizierten Zwischenbättern - die wir auch Register nennen - oder ähnlichem deutlich machen. Ein explizites Register ist eine gegenüber den eigentlichen Texten eigenständige Liste. Auf solchen Listen kann man beliebig viele Relationen definieren. In der Bibliothek verweist beispielsweise je ein Eintrag aus der Autorenkartei, aus der Buchtitelkartei und aus der Sachgebietkartei auf dasselbe Buch. Explizite Register verweisen auf ein Ur-Register, das den Ort der eigentliche Texte repräsentiert, quasi den Wohnort eines Buches im Gestell.
Anweisungen an die Bibliothekare dieser Bibliothek:
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Die Bibliothek entwickelt sich durch Wachstum und Differenzierung der Register. |
Umsetzung:
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Die Autoren können natürlich auch im ersten Register, das wir ohne Spezifizierung eröffnet haben, eingetragen werden, wie wir das von gemischten Sach- und Personenregistern kennen. |
Beispiel:
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Die Register können verschieden stark entwickelt sein: Ich kann alles, was über einen bestimmten Autoren zu sagen ist, ins Autorenregister selbst schreiben, oder ich kann solche Angaben wiederum auslagern. In konventionellen Bibliotheken findet man oft Sekundärliteratur und Biographien zu Autoren, aber selten findet man Einträge über die Autoren direkt im Register. Eigentliche Register sind Tabellen, die nur verweisen. Schliesslich kann in unserem Fall, solange die Bibliothekare nur eigene Texte bringen, das Autorenregister auch als Mitarbeiterregister interpretiert werden. Dieselbe Tabelle kann also verschieden gelesen werden. |
Wir werden noch weitere Register einführen, die eine je eigene Logik haben:
Anweisungen an die Bibliothekare dieser Bibliothek:
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Die Bibliothek entwickelt sich durch Mutationen im Bestand und in der Ordnung. Wenn ich eine Bibliothek bereits kenne, will ich rasch über deren Veränderungen informiert sein. |
Umsetzung:
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Das Log-Buch ist ein Register, das nach Datum sortiert ist. |
Beispiel:
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Das Log-Buch dient der Orientierung und dem raschen Finden von Neuem. Es ist überdies eine in gewisser Hinsicht eine Erweiterung der Texttypen, also eine Erweiterung der Vielfalt oder Differenzieung der Bibliothek. Wir haben jetzt verschiedene Arten von Registern, alphabetisch und zeitlich geordnete. Die Differenzierung der Bibliothek nimmt zu. |
Oft suche ich einen Text zu einem Thema, ohne dass ich einen Titel oder einen Autoren kennen:
Anweisungen an die Bibliothekare dieser Bibliothek:
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Führen einen Themen-Katalog ein |
Umsetzung:
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Die Differenzierung der Bibliothek nimmt durch Einführung neuer Zugriffswege weiter zu. |
Beispiel:
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Das erste unspezifizierte Register interpretieren wir jetzt als Stichwortverzeichnis. Wir werden es assoziativer verknüpfen als bisher und dafür eine neues Verzeichnis anlegen, in welchem nur Titel von Beiträgen erscheinen. Das Themen-Verzeichnis lässt sich als Verzeichnis mit relativen Oberbegriffen zu den Stichwörtern auffassen, also als eine Verdichtung oder als eine Reduktion. |
Register sind effiziente Instrumente, die - im Prinzip - leicht zu erstellen sind. Sie haben aber zwei beachtliche Nachteile:
- sie geben viel Arbeit
- sie beruhen auf subjektiven Ontologien (Weltmodellen).
Wenn man Register - wie dies in konventionellen Bibliotheken der Fall ist - "von Hand" führt, ergeben sie beträchtlichen Aufwand, weil jeder neue Text natürlich in alle Register eingefügt werden muss. Das ist im Fall von Titeln und Autoren eine quantitative Arbeit, bei der man nichts überlegen muss. Beim Stichwort- und beim Themenregister stellt sich aber natürlich die Frage, unter welchen Assoziationen man Einträge machen will.
Im Wissensmanagment werden Ontologien und Weltmodelle propagiert, die beim Zuordnen von Stichwörtern und Themen helfen sollen. Wir können leicht und oft erfahren, dass verschiedene Menschen sehr verschieden assoziieren und sogar dieselben Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten oder in verschiedenen Suchkontexten andere Assoziationen machen. Deshalb ist die Zuordnung von Stichworten und Kategorien, respektive viel mehr das Finden über Stichworte und Kategorien sehr oft weder effizient noch effektiv. Oder um es noch anders zu formulieren: Je mehr Einträge in den Registern sind, umso effektiver und umso weniger effizient werden sie.
Die Problematik der Register wurde durch die Erfindung von Hypertext aufgehoben.