Digit steht hier zu digital, nicht für ein englisches Wort. |
Finger ... digital ... kommt noch
Der Begriff Digit ist aus dem Englischen übernommen worden in der Bedeutung als Ziffer, Ziffernschritt oder Stelle. Er wird in der Digitaltechnik oft verwendet, insbesondere in der digitalen Messtechnik. Wegen des Fehlens einer anerkannten Definition sollte man aber mit ihm vorsichtig umgehen.
Seine Verwendung in der Fachliteratur ist nicht einheitlich: Gelegentlich wird er im Sinne von Stelle gebraucht. Beispiel: Ein Messgerät mit dem Messumfang 000,00 … 999,99 V hat 5 Digits (5 Stellen).Überwiegend wird er im Sinne von Ziffernschritt (stets auf der niederwertigsten Stelle) gebraucht. Beispiel: Zu demselben Messgerät gilt: 1 Digit entspricht 0,01 V. Seine Verwendung in der Normung auf dem Gebiet der Messtechnik ist auf andere Weise nicht einheitlich: In DIN 1319 über Grundlagen in der Messtechnik kommt der Begriff „Digit“ nicht vor; in Formulierungen, an denen man ihn verwenden könnte, wird der Begriff Ziffernschritt geschrieben. In DIN 43751 über digitale Messgeräte wird Digit oder Digits geschrieben und zwar dann im Sinne von Ziffernschritt.
Anmerkungen zum Begriffs-Wirrwarr:
Der Ausdruck "digital" ist in der Umgangssprache ein Plastikwort für alles, was mit elektronischer Technik zu tun hat. Das hängt damit zusammen, dass der Ausdruck bereits in der frühen Computer- und Mediengeschichte ganz beliebig verwendet wurde.
Dazu noch ein Hinweis von Borst, 136: “Nachdem Beda im 8. Jahrhundert das Fingerrechnen als computus vel loquela digitorum beschrieben hatte, nannte Gerbert von Aurillac im 10.Jahrhundert die Zahlzeichen für 1-9 ebenfalls digiti, obwohl er sie als Rechensteine in den Dezimalspalten des Abacus verschob, nicht mehr an den zehn Fingern abzählte. In der englischen Form digits blieb der Begriff für einstellige Zahlen erhalten... Wikipedia meint dazu: „Der Begriff Digit ist aus dem Englischen übernommen worden in der Bedeutung als Ziffer, Ziffernschritt oder Stelle. Er wird in der Digitaltechnik oft verwendet, insbesondere in der digitalen Messtechnik. Wegen des Fehlens einer anerkannten Definition sollte man aber mit ihm vorsichtig umgehen.“! (N.N, MMK2017, Thesenpapier)
"digital": (be)fingern
Digital – Bedeutungen: [1] Elektronik: (Daten) mit Ziffern und Zahlen dargestellt [2] Medizin: die Finger betreffend (wiktionary.org)
Im Deutschen erfahren wir die Wirklichkeit der Welt durch Be-Greifen – wir greifen mit unseren Fingern. Auch zählen hat seinen Ursprung im Abzählen an Finger und Zehe – dem digitus. An den interessanten Zusammenhang zwischen unseren Händen, dem Begreifen und dem Zählen als Grundlagen unserer digitalen Kultur hat mich die schlüpfrige Herleitung des Wortes digital durch Arno Schmidt wieder erinnert. Als Schmidt Ende der sechziger Jahre seinen ersten und umfangreichsten Typoskriptromane “Zettel’s Traum” verfasste, hatte das Wort digital in der deutschen Sprache noch fast ausschließlich die medizinische Bedeutung, wie sie unter [2] im Wiktionary vermerkt ist; ich habe das in mehreren Lexika und Duden aus dieser Zeit nachgesehen – nirgends wird digital in der heute vorherrschenden Weise [1] gebraucht. Anders im englisch-amerikanischen Raum. Hier bedeutet digit schließlich Zahl. Wieso zählen die Engländer so direkt mit ihren Fingern, während wir mit zala, mit Zeichen rechnen? Zwar haben Zahl, Zeichen, digitus und digit alle dieselbe indogermanische Wurzel *di¯k-, aber dennoch ist der Weg in die Sprachen unterschiedlich verlaufen.
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Ein der für Astronomen und Theologen seit der Spätantike gleichermaßen interessantes Problem war die Festlegung des Osterfestes in den Kalendern. Die Schwierigkeit liegt darin begründet, dass die sieben Wochentage, die unterschieldichen Monatslängen und die 365 Tage des Jahres keine Vielfachen voneinander sind. Dadurch variiert der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr zwischen 22. März und 25. April. Es war die Kunst des Computus, dieses Datum für die Jahre in die Zukunft zu berechnen. Der angelsächsische Benediktiner Beda, genannt der Ehrwürdige, ‘Venerabilis’, ist der Vater unserer Zeitrechnung in Jahren nach bzw. vor Christi Geburt. Wie viele Denker in Folge von Augustinus ging auch Beda davon aus, dass in unserer Welt “alles nach Maß und Zahl geordnet” ist (Weish. 11,20 – sed omnia mensura et numero et pondere disposuisti). Um eine, für die gesamte Welt gültige und einheitliche Berechnung des Osterfestes zu liefern, hatte er am Ende des siebten Jahrhunderts das fortan verbindliche Werk zum Computus geschrieben: De Temporum Ratione, vom Berechnen der Zeiten. Gleich im ersten Kapitel geht es um das “Rechnen oder Sprechen mit den Fingern”. Beda führt das Abzählen ein und zeigt, wie aus das Zählbare über den Schritt des Abzählens mit den Fingern in ein Alphabet von Zahlenzeichen abgebildet wird – es wird Digitalisiert. “De Computo vel loquela digitorum” – Computing with Digits.
Auch wenn viele Entwicklung der digitalen Rechentechnik von Schickard bis Leibnitz – und schließlich Zuse – in Deutschland stattgefunden hatten, waren es Charles Babbage und Ada Byron, die einen Digit Counting Apparatus in das Rechenwerk ihrer Analytical Engine setzten. Seit da taucht das Wort digital immer häufiger im Zusammenhang mit Rechenmaschinen in England und den USA auf. Seit Ende der 1930er Jahren (und bis heute) wird digital, das kodieren von Signalen durch diskrete Zahlenwerte dann im Gegensatz zu analog verwendet.
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Die digitale Welt – an den Fingern abgezählt, abstrahiert, in Daten zerlegt, die durch logische Regeln weiterberechnet werden. Im Gegensatz dazu scheint die analog begriffenen Wirklichkeit zu stehen.
Dort Plato – hier Aristoteles … etc. etc.
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