==> Form
G. Spencer-Brown verwendet den Ausdruck Form in seinem Indikations-Kalkül für die Einheit der Unterscheidung, die er 4-fach charakterisiert: Beide Seiten der Unterscheidung, die Unterscheidung und das durch die Unterscheidung Ausgeschlossene. Beispiel
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Die Pointe des Formbegriffs von Spencer Brown liegt darin, daß er „Form“ nicht mehr aus einem Gegenbegriff wie „Materie“ oder „Inhalt“ heraus bestimmt, sondern auf eine interne Differenz zurückführt und somit selbstreferentiell begründet: Eine „Form“ kommt immer dann zustande, wenn durch eine Operation ein Unterschied getroffen wird. Die beiden Seiten der Innenseite der Unterscheidung und ihrer Außenseite inklusive der Trennung zwischen den beiden Seiten definieren die „Form“ der Unterscheidung. |
Von einer Form der Unterscheidung kann ich im umgangssprachlichen Sinn sprechen, wenn ich verschiedene Unterscheidungen als Formen unterscheide.
"Der Clou des von Spencer Brown entwickelten Kalküls besteht darin, daß er zur Aufnahme der
Booleschen Algebra, zur Vermeidung des von Alfred North Whitehead und Bertrand Russell
ausgesprochenen Sebstreferenzverbots und zur Einführung des Faktors Zeit in ein logisches
Kalkül mit einer einzigen Operation, eben der Operation der Unterscheidung, und fünf Zeichen
oder Werten auskommt: Innenseite der Unterscheidung („marked state“), Außenseite der Un-
terscheidung („unmarked state“), die Unterscheidung selbst („call“ beziehungsweise
„cross“), das Gleichheitszeichen (interpretiert als „is confused with“) und ein Zeichen für die
Wiedereinführung der Unterscheidung in den Raum der Unterscheidung („re-entry“).
Mit Hilfe seiner beiden „laws of form“, dem „law of calling“ („The value of a call made
again is the value of the call“) und dem „law of crossing“ („The value of a crossing made
again is not the value of the crossing“), sowie der Möglichkeit des re-entry kann Spencer
Brown zeigen, daß drei Möglichkeiten des Umgangs mit einer Unterscheidung ausreichen, einen
selbstreferentiellen und temporalen Kalkül der Form zu generieren:
Die mathematischen Motive des Kalküls müssen uns hier im einzelnen nicht beschäftigen. Wir
betrachten statt dessen den Kulturbegriff und versuchen, die Spencer Brownsche „Form“ der
„Kultur“ so zu bestimmen, daß an diesem Exempel auch die Arbeitsweise des Indikationen oder
Formkalküls deutlich wird" (D. Baecker: Form der Kultur).
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