Die vier Eigenschaften der Nation (ausB. Anderson: Die Erfindung der Nation)
Die „Nation“ weist vier wesentliche Eigenschaften auf:
Sie ist „vorgestellt […] weil die Mitglieder selbst der kleinsten Nation die meisten anderen niemals kennen […] werden, aber im Kopf eines jeden die Vorstellung ihrer Gemeinschaft existiert. […] In der Tat sind alle Gemeinschaften, die größer sind als die dörflichen mit ihren Face-to-face-Kontakten, vorgestellte Gemeinschaften.“ (S. 14f.).
Sie ist „begrenzt […], weil selbst die größte von ihnen […] in genau bestimmten, wenn auch variablen Grenzen lebt, jenseits derer andere Nationen liegen. […] Selbst die glühendsten Nationalisten träumen nicht von dem Tag, da alle Mitglieder der menschlichen Rasse ihrer Nation angehören werden“ (S. 15) – im Gegensatz etwa zu Religionsgemeinschaften mit Bekehrungsauftrag wie dem Christentum.
Sie ist „souverän, weil ihr Begriff in einer Zeit geboren wurde, als Aufklärung und Revolution die Legitimität der als von Gottes Gnaden gedachten hierarchischdynastischen Reiche zerstörten. […] Maßstab und Symbol dieser Freiheit ist der souveräne Staat“ (S. 15f.).
Sie ist eine „Gemeinschaft, […] weil sie, unabhängig von realer Ungleichheit und Ausbeutung, als ‚kameradschaftlicher‘ Verbund von Gleichen verstanden wird.“ (S. 16).