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Marquis de Sade: Die neue Justine oder Vom Missgeschick der Tugend; gefolgt von der Geschichte ihrer Schwester Juliette oder Vom Segen des Lasters. Neu übersetzt und herausgegeben von Stefan Zweifel und Michael Pfister, München 1990-1995, Matthes & Seitz, bisher erschienen Band I-V
(NZZ Nr. 306, 31.12.94/01.01.95: Justine trifft Juliette, Ein Zwischenstand in Sachen Sade, Von Ursula Pia Jauch

"Mittlerweile hat die wissenschaftliche Sadologie dem Index Librorum Prohibitorum, wo Sade seit dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts ohne Zweifel einen ständigen Ehrenplatz innehat, den Rang abgelaufen. Das ist erfreulich. Eine kritsche Sade-Ausgabe, die kongeniale deutsche Übersetzung im Matthes & Seitz Verlag (...) haben die wohlfeilen Sade-Verschnitte, bisher noch Überlebensnahrung erotischer Winkelverlage, abgelöst. Wir drüfen nun wieder lesen, denken und Fragen stellen. Auch unbequeme, aufklärungskritische. - Zeigt nicht das Beispiel Sades, dass Aufklärung fast notwendig zum Verbrechen führt? Dass die Vernunft des Lasters grösser ist als diejenige der Tugend?" (ebd.).

"Schliesslich die Sexualtität. Auch hier profitiert Sade, das zeigt erst die extensive Lektüre, von seinen ideengeschichtlichen Vorarbeitern. Oder genauer: Wie ein Parasit ernährt er sich vom glücklichen Umstand, dass ein kleiner Teil der Aufklärer, darunter Diderot, La Mettrie und HelvÚtius, nicht nur begriffen, sondern schreigend auch umgesetzt hat, dass die Lumires ohne eine Erhelleung über den Körper nicht vollständig sein können" (ebd.).