Kant, Immanuel (1966): Kritik der reinen Vernunft. Stuttgart. Reclam 6416
Mit diesem Buch begründet Kant den deutschen Idealismus. Das Buch enthält eine Elementarlehre und eine Methodenlehre.
Die Elementarlehre enthält 2. Teile: die Aesthetik und die Logik
Logik enthält 2. Abteilungen: die Analytik und die Dialektik
I. Kant wiederholt die Zeno-Paradoxien, er "beweist", dass Zeit und Raum unendlich und endlich sind. Ist die Welt tatsächlich räumlich unendlich, so muß die Ausmessung aller ihrer Teile als Summe die unendliche Größe ergeben. Das aber bedeutet, die Messung selbst muß als vollendet, als wirklich ausgeführt angesehen werden können. Und dies verlangt nicht mehr und nicht weniger, als daß zur Durchführung der Messung eine un-endliche Zeit in Anspruch genommen worden ist. Wenn also die unendliche Größe schon bestimmt worden sein soll, so muß für diesen Zweck eine unendliche Zeitreihe auch abgelaufen, also vollendet sein ...
Er "habe bei diesen einander widerstreitenden Argumenten nicht Blendwerke gesucht, um etwa (wie man sagt) einen Advokatenbeweis zu führen, ... Jeder dieser Beweise ist aus der Sache Natur gezogen und der Vorteil beiseite gesetzt worden, den uns ... Fehl-schlüsse ... geben könnten" (Leipzig 1956, S. 516).
I. Kant aber zeigt mit den gleichen Mitteln die Unvermeidlichkeit des Widerspruchs, mit denen Zenon seine Undenkbarkeit demonstriert.
Kant schreibt: "Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten,.. " (28). Er schreibt aber nicht, wer das bisher angenommen hat.
Die berühmten Leitfragen lauten: 1. Was kann ich wissen, 2. Was soll ich tun?, 3. Was darf ich hoffen? (815). (in der Navigations-Informatik von Nievergelt: Wo komm ich her, Wo bin ich, was kann ich tun,wo kann ich hin)
"Das Für-wahr-halten ... hat folgende drei Stufen: Meinen, Glauben, Wissen" (830). Kant unterscheidet subjektive und objektive Gründe für das Wahrhalten. Wenn beide fehlen, spricht er von Meinen, wenn nur der objekte fehlt von Glauben und wenn beide gegeben sind von Wissen.
"Würde der Zinnober bald rot, bald schwarz, bald leicht, bald schwer sein, ein Mensch bald in diese, bald in jene tierische Gestalt verändert werden, am längsten Tage bald das Land mit Früchten, bald mit Eis und Schnee bedeckt sein, so könnte meine empirische Einbildungskraft nicht einmal Gelegenheit bekommen, bei der Vorstellung der roten Farbe den schweren Zinnober in die Gedanken zu bekommen, oder würde ein gewisses Wort bald diesem, bald jenem Dinge beigeleget, oder eben daßelbe Ding bald so, bald anders benannt, ohne das hierin eine gewisse Regel, der die Erscheinungen schon von selbst unterworfen sind, herrschete, so könnte keine empirische Synthesis der Reproduktion stattfinden." (Kant, I., Kritik der reinen Vernunft, A 100)
"Anschauung und Begriffe machen also die Elemente aller unsrer Erkenntnis aus, so daß weder Begriffe, ohne ihnen auf einige Art korrespondierende Anschauung, noch Anschauung ohne Begriffe, ein Erkenntnis abgeben /können/." (I.K. Kritik d. r. Vernunft B74, A50) .... "Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind." (KrV B75, A51)
Die Naturforscher (Galilei und Torricelli) "begriffen, dass die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurfe hervorbringt, dass sie mit Prinzipien ihrer Urteile nach bestaendigen Gesetzen vorangehen und die Natur noetigen muesse, auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr allein gleichsam am Leitbande gaengeln lassen muesse; denn sonst haengen zufaellige, nach keinem vorher entworfenem Plane gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigen Gesetze zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muss mit ihren Prinzipien, nach denen allein uebereinkommende Erscheinungen fuer Gesetze gelten koennen, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualitaet eines Schuelers, der sich alles vorsagen laesst, was der Lehrer will, sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen noetigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt." (Kant, Kritik der reinen Vernunft KRV, B XIII)
„Wir können uns keine Linie denken, ohne sie in Gedanken zu ziehen, keinen Zirkel denken, ohne ihn zu beschreiben, die drei Abmessungen des Raumes gar nicht vorstellen, ohne aus demselben Punkte drei Linien senkrecht aufeinander zu setzen, und selbst die Zeit nicht, ohne, indem wir im Ziehen einer geraden Linie (die die äußerlich figürliche Vorstellung der Zeit sein soll) bloß auf die Handlung der Synthesis des Mannigfaltigen, dadurch wir den inneren Sinn sukzessiv bestimmen, und dadurch auf die Sukzession dieser Bestimmung in demselben, achthaben“ (I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, § 24)
Mal davon abgesehen, dass I. Kant "wir" schreibt, aber sich selbst meint, ist mir ganz unklar, wie er in Gedanken eine Linie zieht, wenn er sich davor keine Linie denken kann. Ich kann mir ohne weiteres eine Linie vorstellen (ohne zu denken), weil ich schon mal eine Linie gezeichnet habe.