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Roland Schleiffer: Das System der Abweichungen. Eine systemtheoretische Neubegründung der Psychopathologie. Verlag Carl Auer Heidelberg 2012, Mit einem Vorwort von Fritz B. Simon, ISBN-13: 978-3896708281

Verlagsinformation:
 
Roland Schleiffer beschreibt in diesem Buch psychopathologisches Verhalten mit den begrifflichen Mitteln der modernen, von Niklas Luhmann begründeten, Systemtheorie. In den Mittelpunkt stellt er die Funktion, den „Sinn“ einer psychischen Störung. Verhaltensauffälligkeiten werden hier als Lösungsversuche für bestimmte Probleme gesehen, die sich durch funktionale Analysen „rekonstruieren“ lassen. Psychische Störungen oder Krankheiten können so als Selbsthilfemechanismus verstanden werden, mit dem Menschen versuchen, ihre gefährdete Identität aufrechtzuerhalten. Nach einer knappen Darstellung einiger Basistheoreme der Systemtheorie beschreibt Schleiffer die Entwicklung des psychischen Sinnsystems. Konkret werden Störungen aus dem Autismusspektrum, Psychosen, Depression und affektive Störungen unter diesem Aspekt behandelt und neu bewertet.
Über den Autor:
Roland Schleiffer, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie für Psychotherapeutische Medizin, psychoanalytische Zusatzausbildung. Nach langjähriger Tätigkeit in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie seit 1995 Professor für Psychiatrie und Psychotherapie in der Heilpädagogik an der Universität Köln. Schwerpunkte: Entwicklungspsychopathologie, Systemtheorie, Bindungstheorie, Fremdunterbringung.

Zitate aus (Kap. 7: Epilog, S. 214-226)

... dass Problemlösungen und Probleme sich wechselseitig bedingen.. Dabei bezieht sich die Problemlösung auf den selbstreferenziellen Aspekt, das Problem auf den fremdreferenziellen Aspekt der psychischen Operation.

Problemlösungsstrategien immer wieder für unterschiedliche Problemlagen einsetzen lassen. Probleme wie auch Problemlösungsversuche sind immer kontingent und somit sinnförmig gestaltet.

"Das belegt etwa die »Erfolgsgeschichte« der Magersucht (vgl. Schleiffer in Vorb.). Mitte des 19. Jahrhunderts, als Heinrich Hoffmann ein Kapitel seines pädagogisch wertvollen Buches Struwwelpeter der Figur des erziehungsschwierigen und tragisch endenden Suppenkaspars widmete, war das Thema Essensverweigerung offensichtlich noch nicht anschlussfähig. Erst 100 Jahre später änderte sich dies. Es wurde nun allerdings von Mädchen als Problemlösungsstrategie übernommen (vgl. Habermas, T. (2004): Zur Geschichte der Magersucht. Frankfurt a. M. (Fischer).
[ Epilog ]