mit N. Wiener, J. Bigelow: Behavior, Purpose and Teleology
mit N. Wiener: The Role of Models in Science
mit N. Wiener: The mathematical Formulation of the Problem of Conduction ..
mit N. Wiener: Purposeful and Non-Purposeful Behavior
Es gibt die Geschichte, wonach Arturo Rosenblueth zusammen mit Wiener, Norbert anfangs des zweiten Weltkriegs den Auftrag erhielten, an der Entwicklung einer Steuerungseinheit für Flugabwehrgeschütze mitzuarbeiten. Das Problem der Flugabwehrgeschütze liegt bekanntlicherweise darin, daß das Geschoß nicht direkt auf das Ziel ausgerichtet werden sollte, sondern auf einen dem (beweglichen) Ziel vorgelagerten Punkt. Notwendig war also, eine geeignete Methode zu entwickeln, die mögliche Flugkurve und die zukünftige Position vorherzusagen. Wiener und seine Mitarbeiter entwickelten daraufhin ein Modell eines geschlossenen Regelkreises. Dabei wurde aufgrund der errechneten Flugbahn ein Referenzwert konstatiert. Jede tatsächliche Abweichung des Flugzeuges vom errechneten Referenzwert geht als neuer Input in die Gesamtrechnung ein und der Unterschied zum Referenzwert wird mechanisch ausgeglichen. N. Wiener nannte dieses sich quasi selbststeuernde Regelsystem Feedback-System. N. Wiener bemerkte, daß eine zu starke, zu direkte Rückmeldung das Gerät zu unkontrollierten Schwingungen veranlasste, die sich zunehmend aufschaukelten. Er fragte den Neurophysiologen Rosenblueth, ob vergleichbare Phänomene in der Medizin bekannt seien. Rosenblueth bejahte und nannte als medizinisches Korrelat den sog. Intentionstremor. Dabei führt eine nervöse Störung der Muskeltätigkeit zu einer unkontrollierten Aufschwingung der Bewegung. Solchen Patienten ist es beispielsweise nicht mehr möglich, eine Kaffeetasse zum Munde zu führen, ohne sie vorher zu verschütten. Die vorausgegangene Vermutung, daß Rückkoppelungsprozesse auch eine große Rolle bei menschlichen Regler- und Steuervorgängen spielen, wurde durch zahlreiche weitere Untersuchungen in den folgenden Jahren bestätigt. |
H. von Foerster nutzte die Möglichkeit eines Sabbaticals, um sich am MIT bei Warren McCulloch mit Problemen der Neurophysiologie und am Instituto Nacional de Cardiologia in Mexiko, bei Arturo Rosenblueth, einem bedeutenden Mitglied der Macy-Group, zu Problemen der Physiologie und Biologie weiterzubilden.
Dr. Arturo Rosenblueth ist bis zu seinem Ruf nach Mexiko 1944 Physiologe an der Harvard Medical School. Dort leitet er die monatliche Diskussionsreihe über wissenschaftliche Methodik, an der sich auch Wiener über 10 Jahre beteiligte und die für ihn als die Wiege der Kybernetik gilt. Es handelt sich um eine völlig freiwillige, unbeworbene und konventionslose Veranstaltung bei der, wie Wiener betont, jede disziplinierende Würde der Anwesenden und Vortragenden suspendiert war. [36] In dieser Eliteschmiede zum Behaviourismus galt bereits «the human use of human beings»:
«Der Sprecher mußte mit einer strengen Kritik rechnen, die wohlwollend aber hart war. Dies war eine vollkommene Katharsis für halbfertige Gedanken, ungenügende Selbstkritik, übertriebenes Selbstbewußtsein und Prahlerei.» [p. 25]
Doch bevor die Wissensgebiete der Gruppe um Rosenblueth und Wiener zusammenwachsen und der Wunsch nach einem eigenen Institut in Erfüllung gehen können, werden sie durch Forschungsverträge mit dem 'National Defense Research Council Section D', der amerikanischen Kriegsbehörde für Kommunikationsforschung, zusammengeschweißt:
«Der entscheidende Faktor für diesen neuen Schritt war der Krieg. Mir war seit geraumer Zeit bekannt, daß im Falle einer dringenden nationalen Anstrengung meine Funktion in dieser hauptsächlich durch zwei Dinge bestimmt werden würde: meinen engen Kontakt mit dem Programm der Rechenmaschinen, entwickelt von Dr. Vannevar Bush, und meine eigene gemeinsame Arbeit mit Dr. Yuk Wing Lee auf dem Gebiet der Synthese von elektrischen Netzwerken.»[p. 28]
Dies geschieht allerdings schon mitten im Kriegsprojekt, als Julian H. Bigelow bereits Wieners Partner zur Glättung ebensolcher Überschwinger bei der Flugabwehrartillerie ist: «Mr. Bigelow und ich kamen zu dem Schluß, daß ein außerordentlich wichtiger Faktor im willensgesteuerten Handeln das ist, was die Regelungstechniker mit Rückkopplung bezeichnen.»
Rosenblueth stellt die neuen Erkenntnisse 1942 in New York bei einem Ärzte-Kongress vor, der duch die Josiah Macy Foundation veranstaltet wurde, eine der zentralen Versammlungen in der Geschichte des Computers (bei dem unter anderem auch Gregory Bateson und Margaret Mead mitmachten). Dort ist unter anderem Warren McCulloch, der sich als Neurologe für die neue Theorie interessiert.
Wiener studierte bei Bertrand Russel, Shannon wandte bei seiner Doktorarbeit am MIT die Bool’sche Algebra an, Turing studiert als Mathematiker die logischen Möglichkeiten einer Maschine. Walter Pitts führt zusammen mit McCulloch mathematische Methoden für Schalterprobleme im Gehirn ein (noch vor Shannon, wie Wiener betont, nur mit Rückgriff auf Turing). Pitts kommt 1943 ans MIT in die Gruppe von Wiener – „he was not acquainted with Dr. Shannons work“ -, wo Wiener ihn die die elektronischen Anwendungen des Kalkulus einführt.
Mittlerweile wurden an verschiedenen Stellen in den USA tatsächlich Computer gebaut, und – wie Wiener nicht ohne Stolz feststellt – „each new machine more than the last was in conformity with the memorandum I had sent Dr. Bush“ (p. 15).
Im Winter 1943-44 dann laden Wiener und Bush alle Rechnerbauer zu einem Meeting in Princeton ein, an dem auch von Neumann, Pitts, Wiener, McCulloch und Rosenbluth teilnehmen, 1946 noch ein weiteres Treffen der Macy Foundation, auf der sich die Theorien und Erkenntnisse Wieners und seiner Gurppe endgültig durchsetzen. Walter Pitts became one of Wiener's disciples and contributed to the exchange of ideas between Wiener and McCulloch; it was he who succeeded in convincing McCulloch to install himself at MIT in 1952 with his entire team of physiologists.
«Information ist weder Energie noch Materie» [N. Wiener]
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