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Als Textauslagerung bezeichne ich ein Verfahren, in welchem Textteile aus einem Text herausgeschnitten und per Link verfügbar gemacht werden. Die Textauslagerung ist die Grundoperation der Bibliothek. Durch diese Operation, die etwa Verweisen auf andere Bücher durch Literaturangaben impliziert wird, entstehen alle Ordnungen zwischen Texten.
Wir haben bisher Textauslagerungen in Register betrachtet: Bei einem Inhaltsverzeichnis etwa werden die Zwischentitel eines Textes in eine Register ausgelagert, und mit ihren Herkunftsorten verlinkt. Jetzt befassen wir uns mit einem andern Fall der Textauslagerung, wie sie etwa für Glossare verwendet wird:
Anweisungen an die Bibliothekare:
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Natürlich sind beliebige Arten von Textauslagerungen vorstellbar. Ohne gedanklichen Aufwand wird man in einer virtuellen Bibliothek Texte "auslagern", die quasi schon ausgelagert sind, wie etwa Fussnoten und Literaturangaben. |
Umsetzung:
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Was wir aus vielen Büchern kennen, sind sogenannte Glossare. Die Glossareinträge haben einen etwas anderen Verweisungscharackter als die Fussnoten, sie beziehen sich nicht auf eine konkrete Stelle des Textes, sondern werden als Implikationen verstanden, die im ganzen Text verwendet werden. Der Ausdruck "Glossar" ist etymologisch von Zunge abgeleitet und meint - in meiner Verwendung - in etwa "so spreche ich, so verwende ich mein Wörter". |
Beispiel:
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In meinem Aufsatz über Konstruktivismus, den ich in die Bibliothek eingebracht habe, steht unter anderem: "Text überhaupt heisst jede durch eine Grammatik (Chomskygenerator) generierte Menge von Zeichenketten, unabhängig davon, wozu wir sie verwenden. Abstrakt, als Texte sind sich ein Computerprogramm und ein Liebesbrief gleich." Ich kopiere diesen Satz in ein eigenes Dokument "Text", und mache einen Eintrag im Register. Jetzt kann ich künftig in allen Texten, in welchen der Ausdruck "Text" vorkommt, einen Link auf dieses Dokument machen. Den Ausdruck, den ich verlinke, begreife ich dann als Er-Satz für den den Satz, mit welchem der Ausdruck umschrieben wird. Natürlich verlangt diese Operation Sprachkompetenz. Aber man muss sich nicht überlegen oder gar formulieren, was bestimmte Wörter "bedeuten". Man muss nur erkennen, wo in den vorhandenen Texten Wort- oder Sacherläuterungen vorkommen. |
Durch dieses Verfahren entwickelt sich die Bibliothek. Die Bibliothek wächst aber nicht mehr so beliebig, wie wenn ich neue Texte in die Bibliothek bringe, sondern ein bereits vorhanderner Text beeinflusst, welche weiteren Texte in die Bibliothek kommen. Dadurch beginnt die Bibliothek eine evolutionäre Entwicklung, in welcher die Ordnung der Bibliothek zunimmt. Das Auslagerungsverfahren produziert Texte, die in einer expliziten Beziehung zueinander stehen.
Natürlich sind beliebige Verschachtelungen von Auslagerungen möglich - insbesondere wenn wir anfangen, die bereits ausgelagerten Texte auf Ausdrücke hin zu untersuchen, die bereits als Er-Satz-Ausdrücke in andern Auslagerungen verwendet wurden. Im Herkunftstext "Text" ist der Ausdruck "Computerprogramm" relativ beliebig, er wurde als Beispiel für die Verschiedenartigkeit von Texten verwendet. In einem andern Text der Bibliothek geht es um die Technologie der Programmierung. Dort spielt der ausgelagerte Text "Computerprogramm" eine ziemlich wichtige Rolle. Nun werden die Texte in der Bibliothek verlinkt. Dabei kommt zu tage, dass in einem Fall gesagt wird, dass Computerprogramme Texte seien, dass aber in der Erläuterung von "Computerprogramm" nicht steht, dass es sich um einen Text handelt. Dadurch ergeben sich Fragen der Kohärenz und der Konsistenz und allenfalls Widersprüche [ Kritik ], die in der Bibliothek "diskutiert" werden. Auf diese Diskussion unter den Bibliothekaren werden wir später genauer eingehen.
Der Bibliotheksprozess (oder die Bibliothekarentätigkeit) hat damit eine neue Stufe erreicht, auf welcher die Texteinheiten der Bibliothek und deren Verknüpfungen neu begriffen werden. Ein Beispiel ist das Glossar