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Hyper-Glossar

Die Entwicklung der inneren Ordnung einer Bibliothek lässt sich als Entwicklung eines Hyper-Glossars verstehen.

Konventionelle Bibliotheken haben kein Glossar, sie sind in dieser Hinsicht un(ter)entwickelt. Glossare finde ich dagegen in vielen Büchern in den Bibliotheken; dort sehe ich aber nicht, inwiefern die verschiedenen Glossare zusammenpassen. Die Glossare in den konventionellen Büchern sind normalerweise implizite Register, die Erläuterungen zu den Stichworten steht gleich bei den alphabetisch angeordneten Stichworten, es gibt normalerweise kein explizites Register (weil das schon den Anschein eines Begriffslexikon machen würde).

In unserer Bibliothek entsteht durch die fortgesetzten Textauslagerungen ein spezielles Glossar, das ich Hyperglossar nenne. Das Hpyerglossar ist Teil eines Hypertextes und im Register verlinkt. Die Hyperglossartexte sind der Sache nach relativ kurz und umschreiben nur den im Stichwort genannten Gegenstand.

Als Bibliothekar im engeren Sinne werde ich nur explizit vorhandene Texte auslagern. Ich kann mir aber natürlich zu jedem Ausdruck in jedem Text überlegen, was er impliziert, und daraus - als Bibliothekar-Autor - einen eigenen Text machen, den ich dann verlinken kann. Im ersten Fall kopiere ich bereits vorhandenen Text, im andern Fall mache ich impliziten (gemeinten) Text explizit. Als Bibliothekar werde ich wohl am häufigsten Mischformen der beiden Fälle verwenden, indem ich gefundene Formulierung noch mehr oder weniger ausformuliere.


 

Anweisungen an die Bibliothekare:
 
Erweitere das Hyperglossar durch eigene Glossarbeiträge, so dass sich die Ordnung der Bibliothek erhöht!

    

Diese Anweisung akzentuiert die vorangehende Anweisung, in welcher die Bibliothekare Umschreibungen in den Texten suchen. Jetzt suchen sie die Umschreibungen quasi im eigenen Kopf und lagern sie von dort in die Bibliothek aus.


 

Umsetzung:
 
Suche markanante Ausdrücke, die in verschiedenen Texten der Bibliothek verwendet werden. Mache dazu eine Umschreibung und verlinke die Umschreibung in den verschiedenen Texten.

    

Dadurch wird der Bibliotheksprozess dynamisiert. Die Bibliothekare bringen so Texte in die Bibliothek, die sie selbst schreiben, aber es handelt sich um spezifische Texte, die einerseits durch bereits vorhandene, markante Wörter selektiert werden, und die im wesentlichen ausdrücken, wie diese Wörter in den jeweiligen Texten "verstanden" werden.

In diesen Glossarbeiträgen würde sich also quasi ein Interpretationsstreit zwischen den Bibliothekaren abspielen, so wie er sich in den Büchern von konventionellen Bibliotheken auch ausdrückt, wenn etwa Searle schreibt, dass Hume den Ausdruck "Eigenname" ganz anders gebraucht habe als Frege, und dass Frege den Ausdruck ganz unsinnig umschrieben habe, als er die Interpretation von Russel korrigieren wollte. (Der geneigte Leser sollte an dieser Stelle wissen, wer Searle, Hume, Frege sind und was sie worüber geschrieben haben, da ich diese Namen hier nicht verlinkt habe und so keine weiteren Informationen zu ihnen zur Verfügung halte. Hier sind noch nicht einmal konventionelle Literaturangaben, aber im Verlaufe des Bibliotheksprozesses werden vielleicht Beiträge in die Bibliothek kommen, die eine Verlinkung zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll machen).

Im Hyperglossar würden Formulierungen solange angepasst, bis sie zu allen andern Texten der Bibliothek passen. Das ist ein potentiell unendlicher Prozess, eben der eigentliche autopoietische Bibliotheks-System-Prozess.


 

Beispiel:
 
Text
Computerprogramm
passen (fehlt nocht)
 

      

Wir haben bereits einige Textauslagerungen mit Glossarcharakter gemacht. Im Nachinein spielt es natürlich keine Rolle mehr, ob ein Text kopiert oder neu geschrieben wurde. Wichtig ist nur, dass (oder wie) die verlinkten Texte zueinander passen.

Als "Passen" bezeichne ich das Vorhandensein einer semantischen Aequivalenz. Ich werde später darüber nachdenken, wer wie entscheidet, was passt. (Hier könnte ich darüber nachdenken, wie ich das Wort "passen" im Glossar umschreiben würde, das englische Wort "to fit" (das vielleicht eine Uebersetzung von passen wäre) hat jedenfalls durch die Zunge von Darwin viel Verwirrung gestiftet).


 
 

Das Hyperglossar reflektiert die Entstehung einer Sprachgemeinschaft. Am Anfang muss sich irgendwie ergeben, dass wir Wörter in irgendeinem Sinn - über den ich später nachdenken will - gemeinsam verwenden. (Mark Twain machte in den Tagebuchauszügen von Adam einen wunderbaren Vorschlag zum Anfang der Sprache - und ich mache hier einen Link, um eine völlig "beliebige" Assoziation zu zeigen). Ob wir eine vergleichbare Sprache sprechen, überprüfen wir mehr oder weniger bewusst, wenn wir aktiv lesen.