zurück                  Crashkurs  Systemtheorie 2. Ordnung          Inhalt   -   Register   -   Forum       H

Anmerkungen zu Formalismus

1.

  

Den Ausdruck "Form" verwende ich hier methaphorisch. Form ist komplementär zu Inhalt, anschaulich etwa in der Kuchenform. Im Formalismus wird dagegen auch von allen Formen abstrahiert.


 

2.

  

Ich kann auch inhaltlich gebundene Verallgemeinerungen machen. Ich kann etwa von einem Puddel sagen, dass er ein Hund ist. Es gibt zwar sehr viele sehr verschiedene Hunde, aber mit Hund meine ich trotzdem etwas in Bedeutung und "Konstruktion" bestimmtes. Es muss vier Beine haben und bellen. Deshalb ist Hund kein formaler Bergriff.


 

3.

  

Ich werde später genauer darauf eingehen. Kurz gesagt geht es darum zu berechnen, welche Prozessoren welche Variabeln wie (vor allem auch wie schnell) beeinflussen. Die Systemtheorie verwendet einige typische Kalkül-Elemente, die Regler genannt werden. Ein typische Formel sieht etwa so aus:

Die "Kalkulation" ergibt einen Wert für x in Abhängigkeit von y. Hier sind insbesondere auch zeitliche Verzögerungen dargestellt. Wenn die Heizung eingeschaltet wird, dauert es ja eine Weile, bis die Räume warm werden. Wie lange es dauert, ist abhängig von den Gesetzmässigkeiten der Heizung, etwa davon wie stark der Brenner ist. Diese Gesetzmässigkeiten werden in den Operationen wiedergegeben.

     

 

4.

  

Der Idealismus des rein Geistigen, der wie der Materialismus oder der Konstruktivismus eine beliebige Beobachter-Haltung darstellt, ist eine sehr verbreitete Auffassung, die sich keineswegs nur gegen mechanistisches Denken richtet. Information, um nur ein typisches Beispiel zu nennen, wird sehr oft als etwas Immaterielles bezeichnet. Viele Menschen folgern aus der Tatsache, dass ein Zeichen oder ein System beliebige Träger haben kann, dass der Träger überhaupt irrelevant sei. Dazu hat W. Ashby eine ganz wunderbare Geschichte über ein spukendes Haus geschrieben. Idealistische Definitionen lauten etwa, ein System ist eine Funktionsweise, oder eine Organisation, oder etwas Zusammengesetztes. Sie vermeiden die Nennung eines Gegenstandes. In dieser idealistischen Manier ist ein System kein Ding, sondern ein Prozess, eine Relation oder ein Handlungszusammenhang. Auch H. von Foerster schreibt explizit, dass eine (nicht) triviale Maschine ein "Beziehung" sei.


 

5.

  

Computer oder Heizungen "sind" Mechanismen, wenn ich sie unter einer entsprechenden Perspektive betrachte. Folgt daraus, dass es Mechanismen "gibt" oder dass Mechanismen "existieren"? Für mich folgt daraus eine Einsicht darüber, wie ich die Ausdrücke "es gibt" und "existieren" verwende.

Wenn ich als Ingenieur über die Funktionsweise einer Heizung oder als Soziologe über die Funktionsweise einer Gesellschaft spreche, spreche ich über Systeme. Diese Systeme repräsentieren Mechanismen. Daraus folgt nicht, dass eine Gesellschaft ein Mechanismus "ist". Ich kann einfach und leicht über Funktionsweisen sprechen, indem ich Mechanismen beschreibe. Der jeweilige Mechanismus "ist" nicht die Heizung oder die Gesellschaft, sondern dient der Erklärung von Heizung oder Gesellschaft.

zurück

Systemtheorie