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Gegenstandsbedeutung

Bestimmte Handlungen bezeichne ich als Konstruieren. Diese Handlungen sind durch den hergestellten Gegenstand bestimmt und sie bestimmen umgekehrt die Bedeutung des Gegenstandes. Gegenstandsbedeutung nenne ich die intendierte Funktion eines konstruierten Gegenstandes (Anmerkung 1). Gegenstandsbedeutung ist das, was ich repräsentiere, wenn ich beispielsweise "der Hammer" sage; nämlich das Hammer-Sein, das jedem Hammer unabhängig von seiner Form zukommt, und das er auch nicht verliert, wenn ich ihn als Briefbeschwerer benutze. Als Gegenstandsbedeutung bezeichne ich mithin das, was bleibt, wenn ich die Form und das Artefakt-Sein eines hergestellten Gegenstandes abstrahiere, und nur die funktionale Intention des (Re)Konstrukteurs beachte. Die Bedeutung sehe ich nicht rezeptiv in der Verwendung des Gegenstandes, sondern konstruktiv in der Absicht, die mit der Konstruktion des Gegenstandes verwirklicht wird. Genau deshalb kann ich einen Gegenstand eigentlich und uneigentlich verwenden. Natürlich kann ich nicht wissen, was ein anderer Beobachter mit einem Gegenstand verbindet. Ich kann Artefakte in dem Sinne re-konstruieren, dass ich sie für einen bestimmten Zweck konstruiere. Diese Zwecksetzung ist an Handlungszusammenhänge gebunden, die sich so in die Gegenstände hineinverlagern.

So wie ich mir Handlungszusammenhänge bewusst mache, indem ich das in der Handlung liegende Verfahren beschreibe, kann ich mir die Bedeutung eines Gegenstandes bewusst machen, indem ich analytisch die operationale Funktionalität des Gegenstandes betrachte. Die Gegenstandsbedeutung eines Revolvers etwa kann ich in den Handlungszusammenhängen Töten oder Schiessstandschiessen sehen. Die operationale Funktionalität besteht darin, eine Kugel in eine bestimmte Richtung zu beschleunigen. Ich kann das Schiessen nennen, aber wohin und wozu ich schiesse, ist für die Funktionsweise unerheblich. Die inverse Frage wäre also, wozu ich Kugeln in bestimmte Richtungen derart beschleunigen sollte. Zum Töten fällt mir schnell ein, etwas anderes fällt mir gerade nicht ein. Das zeigt aber nur meine beschränkte Kreativität in bezug auf Handlungszusammenhänge. Die Gegenstandsbedeutung entspricht einer Funktion im konsensuellen Bereich, die ich auf eine Funktionsweise zurückführen kann. Dabei erkenne ich die Aufladung mit Bedeutung.

Die operationale Funktionalität der Gegenstandsbedeutung eines Zeichens etwa besteht darin, das Licht im Auge des Betrachters zu stukturieren. Ich kann das Mitteilen oder Beschreiben nennen, aber dass und was ich mitteile, ist für die Gegenstandsbedeutung des Zeichens unerheblich. Als deutender Beobachter kann ich mit Zeichen einen Liebesbrief oder ein Computerprogramm schreiben. Dabei sehe ich die Zeichen in bestimmten Handlungszusammenhängen, die für die Funktionsweise belanglos sind.

Als Gegenstandsbedeutung erkenne ich gewissermassen die Funktion von einzelnen Operationen. Der Hahn eines Revolvers muss auf den Patronenboden schlagen, damit der Revolver seinen Zweck erfüllt. In genau diesem Sinn ist die Funktion die Bedeutung.

      
Die Gegenstandsbedeutung des Zeichen ist das Licht zu brechen.

Die Gegenstandsbedeutung betrifft den Zweck des Gegenstandes, nicht dessen Sinn. Die Gegenstandsbedeutung eines Systems ist dessen Funkion in einer Erklärung. Mit dem Heizung-System erkläre ich die Raumtemperatur. Ob diese Erklärung Sinn macht, ist von anderen Umständen abhängig.


 

Metakommunikation

Mit der Gegenstandsbedeutung focusiere ich die Konstruktion von Artefakten. So wie ich die Gegenstandsbedeutung in dieser Systemtheorie verwende, unterstelle ich, dass Artefakte als Erklärungen dienen. Genau das sage ich in dieser Theorie auch explizit. Ich bezeichne diese Art des Denkens als begriffliches Engineering ein toolmaking animals.


 
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Systemtheorie