Soziales Verstehen ..... N. Luhmann verwendet den Ausdruck "verstehen" für eine bebachtete Differenz zwischen Mitteilung und Nachricht, die sich in einer Kommunikation (als Anschlusshandlung) zeigt:
A frägt: Wie spät ist es?
B sagt: 5 Uhr
B sagt: Warum?
B sagt: Bahnhof
C (hier N. Luhmann) nimmt was A und B sagt zusammen, B schliesst dann an A an, was zeigt, dass B "verstanden" hat.
Verstehen heisst dabei nicht ein irgendwie inhaltliches verstehen, sondern das Fortsetzen der Kommumikation. B hat verstanden, dass es weitergehen könnte, aber nicht, auf welche Weise es weitergehen müsste.
C könnte auch sehen, dass B ganz unabhängig von A etwas äussert, also gerade keine Anschlusshandlung vollzieht. Die Kommunikation ist also eine Beobachtung von C.
Als "Verstehen" kann man auch als Differenz zwischen verstehen und begreifen verstehen.
Soziales Verstehen ist die Aufsplittung von Vor-Ereignissen im Schema Information/Mitteilung durch weitere Ereignisse desselben Typs von Aufsplittungen, die wiederum zwischen Selbstreferenz (Mitteilung) und Fremdreferenz (Information) durch (gleitende) Bezeichnung der einen oder anderen Seite unterscheiden, die Differenz also 'hinbeobachten'. Deswegen habe ich mitunter festgehalten, daß von singulären Kommunikationen nicht die Rede sein kann. Sie sind nicht zählbar, es sei denn: im Simplex 'Handlung'. Dasselbe würde ich für psychische Operationen sagen, für die der Simplex 'Gedanke' im Medium der Sprache zu sein scheint. ( P. Fuchs, Liste, 22.6.09)