Zu N. Luhmann, resp. zu seiner Theorie gibt es in der Hyper-Bibliothek einen umfassenderen Eintrag, hier stehen nur die wichtigsten Angaben:
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wikibooks Luhmann
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Gegen N. Luhmann:
Bühl, W. L.: Luhmanns Flucht in die Paradoxie https://www.welt.de/kultur/article248370302/Niklas-Luhman-Die-Freiheiten-des-Aussenseiters.html |
Bildquelle: Wikipedia |
N. Luhmann (1927-1998) war Verwaltungswissenschaftler, der sich im Anschluss an den sogenannten Posistivismusstreit auf der rechten Seite (hinter K. Popper und H. Albers) gegen T. Adorno und vor allem gegen J. Habermas als und Gesellschaftstheoretiker profilierte (Habermas/Luhmann (1971): Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Frankfurt/M.)
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Die funktionale Systemtheorie von N. Luhmann (vergleichende Kritik):
In der Luhmannschen Konzeption besteht IST die Gesellschaft ein autopoietisches System, dessen Operation(sweise) darin besteht, Kommunikationen durch Kommunikationen zu produzieren - so wie der biologisch gesehenen Organismus (H. Maturana) im Metabolismus seinen Körper autopoietisiert (die Zellen produziert, aus welchen er besteht). N. Luhmann beobachtet als in seine Soziologie keine Menschen, sondern eben Kommuikationen. Menschen kommen in seiner Theorie nicht vor; die Theorie beschreibt vielmehr, wo und wie Menschen in der Kommunikation vorkommen, etwa wenn in einer Kommunikation vom "ich" oder von "Herrn Meier" usw. die Rede ist.
N. Luhmann rückt die Kommunikation, die das Wesen des Systemtheorie ist, durch eine Inversion ins Zentrum. Er folgt damit dem Informationszeitalter-Mainstream, der "Information" - seit A. Turing's universieller Maschine - als primär modelliert. Entsprechend ist seine Theorie an der Mechanik der Informationsverarbeitung orientiert, die wesentlichen Begriffe sind: System, Kommunikation, Operation, Programm, Code (also in etwa die zentralen Begriffe der Informatik).
N. Luhmann denkt aber nicht an Maschinen, sondern an Verhältnisse, die nicht teleologisch gesteuert werden, sondern selbstorganisiert Eigenwerte herausbilden (Autopoiese/Selbstorganisation). In der Gesellschaft und in den funktionalen Subsystemen gibt es keine Maschinenführer und auch kein Ziel, welches angestrebt würde. Die Gesellschaft ist ein Produkt ihrer eigenen Funktionsweise, die eben aus Kommunikationen besteht. Das technische Programm von N. Luhmann produziert deshalb Paradoxien, die er mit dem formalen Appparat von G. Spencer-Brown zu fassen versucht.
"Die beschriebene elementaristische Tendenz Luhmanns ist wahrscheinlich zu einem wesentlichen Teil durch den Einfluß der differenztheoretischen Überlegungen des Mathematikers George Spencer Brown herbeigeführt worden. Aus dessen Buch über die Laws of Form stammt die Idee einer Doppeloperation Unterscheiden/Bezeichnen (distinction, indication), die Luhmann zur Definition seines Beobachtungsbegriffs benutzt, sowie das Konzept des re-entry, des Wiedereintritts einer Unterscheidung in das durch sie Unterschiedene; beides übernimmt Luhmann bereits in den Sozialen Systemen (230, 660). In seinen konstruktivistischen Texten spielen an Spencer Brown angelehnte Überlegungen eine wichtige Rolle" (Zitat, Autor verloren).
Es gibt verschiedene Bezeichnung für die "soziologischen Systemtheorie von N. Luhmann. Ich bezeichne sie als funktionale Systemtheorie.
N. Luhmann im Netz:
N. Luhmann auf Video
N. Luhmann auf youtube N. Luhmann Interview |
Glossare:
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Ein Aspekt in der Kommunikationstheorie
"Ein System „ist“ die Differenz zwischen System und Umwelt." (Einführung in die Systemtheorie: 66)
Aber auch: "Es gibt selbstreferentielle Systeme." (Soziale Systeme: 31, siehe auch Die Wissenschaft der Gesellschaft: 65).
"Die folgende Ueberlegungen gehen davon aus, dass es Systeme gibt." (Soziale Systeme: 30). ...und auch ...
"Die Aussage 'es gibt Systeme' besagt also nur, daß es Forschungsgegenstände gibt, die Merkmale aufweisen, die es rechtfertigen, den Systembegriff anzuwenden; so wie umgekehrt dieser Begriff dazu dient, Sachverhalte herauszuabstrahieren, die unter diesem Gesichtspunkt miteinander und mit andersartigen Sachverhalten auf gleich/ungleich hin vergleichbar sind." (Soziale Systeme: 16)
P. Fuchs: "Diese Formulierung ist das Gegenteil von Fundamentalismus oder Hermetik. Sie lädt nicht zum 'Glauben' ein, sondern beispielsweise zum Wechsel der Theorie, wenn die Sachverhalte es nicht rechtfertigen, sie für Systeme zu halten.
"Mir ist im Umgang mit Schweizer Bergbauern aufgefallen, dass sie in ihrem Schwyzerdütsch auch Verben und Substantive weglassen, wenn das selbstverständlich ist; wenn man den Rest akustisch überhaupt noch mitbekommt, sind das völlig unvollständige Sätze, die aber offenbar für die Kommunikation untereinander ausreichen. Und dann sieht man, wie über die Schulerziehung - die älteren sind zum Teil kaum zur Schule gegangen, weil sie im Sommer auf der Alm sein mussten - die Schriftkultur auch in die artikulierte Normalsprache eindringt, so dass man auch für Leute, die man nicht kennt, verständlich sein muss und für spätere und fernab existierende Menschen die gleiche Art von Sprache verwendet." Niklas Luhmann: Einführung in die Systemtheorie
IX. Technik gdg 517
Luhmann verwendet ganz viele Wörter ganz anders als Informatiker: Programm, Code, System ... er spricht ganz offensichtlich NICHT über Technologie - sie kommt nicht vor, weil sie keine Relevanz hat.
Es gibt keine Technik der Gesellschaft !!
#Technikphilosophie N. Luhmann erläutert in WdG warum er sich nicht mit Technologie befasst: Technologie ist eine Simplifikation, die Beschreibt, was in einer nicht verstandenen oder verstehbaren Welt gleichwohl funktioniert. Soziologisch ist interessant - und wäre gemäss N. Luhmann wohl im Rahmen seiner Soziologie noch zu leisten - dass und wie es möglich ist, eine Technologie zu entwickeln, aber was in dieser Technologie steht, ist weder relevant noch interessant - ausser für Techniker, die sich mit Maschinenzeugs befassen. (WdG, S266)
Er steht damit in der Tradition der Technikphilosophie, die sich auch nicht für Technik interessiert.
Dem naiven (theorie- und disziplinlosen) Menschen scheint Technologie etwas ganz wichtiges, wie etwa auch das Bewusstsein. In der Soziologie (und selbst in der Technikphilosophie) spielt Technologie keine Rolle.
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N. Luhmann spricht von Kommunikation, aber so, dass es irgendwie nicht passt zu dem was in der Umgangssprache als Kommunikation bezeichnet wird. Ich überlege mir, welches andere "Begriffswort" für den Luhmannschen Begriff (Information/Mitteilung/Verstehen) passen könnte.
Mir scheint, dass N. Luhmann an Gespräche denkt, die durch eine Sprache möglich sind und eine Sprache schaffen. Sprache aber erscheint mir als Natur, nicht als etwas, was Menschen geschaffen haben.
"Die Metapher vom 'Staatsvertrag', durch den freie Naturmenschen sich selbst oder dem eingesetzten Souverän Vertrauen gewähren, entspricht keine Wirklichkeit. Gewiß: der Staatsbürger wählt. Aber die politische Wahl ist keine Beauftragung mit Interessenvertretung. Der deklarierte Leitgedanke dieser Institution lautet, daß die gewählten Volksvertreter nach Kriterien des Gemeinwohls zu entscheiden haben. Aber sie beanspruchen souveräne Entscheidungsgewalt, und einem Souverän kann man nicht vertrauen.
N. Luhmann: Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 2000, S. 71 (erste Auflage 1968)
R. Todesco: Diese Überlegungen gehen davon aus, dass es keine System gibt
In der "Systemtheorie von N. Luhmann kann als Inversion der kybernetischen Systemtheorie gesehen werden. Bei N. Luhmann heisst es: "Es gibt Systeme", während die Kybernetik 2. Ordnung Systeme als Konstrukte der Beobachtung sieht. In seiner Inversion fasst N. Luhmann Handlungszusammenhänge als "funktionale Systeme" auf, wodurch (auch Kommunikations)Handlungen aus dem Zentrum rücken, resp. nur als Interpretationen (oder Zuschreibungen) erscheinen.
N. Luhmann verwendet für die Kommunikation gleichwohl ein "Mitteilungskonzept". Da aber das System keine Mitteilungen machen oder verstehen kann, delegiert er das in die Umwelt des sozialen Systems, wo er "nicht näher beschriebene "psychische System" verortet.
Die Aussage 'es gibt Systeme' besagt also nur, daß es Forschungsgegenstände gibt, die Merkmale aufweisen, die es rechtfertigen, den Systembegriff anzuwenden; so wie umgekehrt dieser Begriff dazu dient, Sachverhalte herauszuabstrahieren, die unter diesem Gesichtspunkt miteinander und mit andersartigen Sachverhalten auf gleich/ungleich hin vergleichbar sind." (Soziale Systeme: 16)
P. Fuchs: "Diese Formulierung ist das Gegenteil von Fundamentalismus oder Hermetik. Sie lädt nicht zum 'Glauben' ein, sondern beispielsweise zum Wechsel der Theorie, wenn die Sachverhalte es nicht rechtfertigen, sie für Systeme zu halten.
Die funktionalist. Soziologie formuliert ein Bezugsproblem, und nimmt es als "Ausgangspunkt für die Frage nach äquivalenten Kausalbeziehungen" (1962, "Funktion und Kausalität").