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Anfang ist eine Ableitung von anfangen, was ich auf einen Tätigkeit beziehe. Der Kreis hat keinen Anfang, aber nicht, weil jeder Punkt des Kreises der Anfang sein könnte, sondern weil ein Kreis kein Prozess ist. Eine Linie hat auch keinen Anfang. Ein Text hat in genau dem Sinne einen Anfang, als ich den Prozess noch erkennen, also sehen kann, wo der Anfang gemacht wurde - eben auch, wenn das erste Wort erst am Schluss geschrieben wurde.

Als Anfang bezeichne ich ... Ende ...

H. Arendt unterscheidet Arbeit und Herstellen: Arbeit hat kein Ende, das Herstellen hat ein Ende.


 

Hier interessiert mich der Anfang von Geschichten. Damit meine ich aber nicht das erste Wort oder den ersten Satz einer Geschichte, sondern die grundlegende Unterscheidung, die der Erzähler als Beobachter macht.

Ich unterscheide drei archetypische Anfänge:

In diesen Geschichten spiele ich keine Rolle und es ist gleichgültig, wer sie erzählt. Genau das ist mit achetypisch gemeint.


 

Wenn ich etwas anfange, fange ich eine Tätigkeit an.

Ich gehe ins Meer. Wenn das Wasser tief genug ist, fange ich an zu schwimmen. Gehen, ins Meer gehen und schwimmen sind Tätigkeiten, die kein vorab bestimmtes Ende und deshalb auch keinen Anfang haben.

Wenn ich schwimme, weil ich auf die andere Seite des Gewässer will, ist das Schwimmen nicht die Tätigkeit, sondern funktionales Mittel, ich könnte auch ein Schiff verwenden. Die Tätigkeit ist das Überqueren des Gewässers. Es endet, wenn ich wieder festen Boden unter den Füssen habe, und es beginnt, wenn ich keinen festen Boden mehr unter den Füssen habe.
Der Witz ist das Erkennen der (jeweiligen) Tätigkeit.

Wenn ich etwas herstelle, kenne ich das Ende: Ich setze den Anfang, aber nicht mit einer Idee oder einem Plan im Kopf, sondern mit einem Tun.
Wenn ich einen Plan zeichne, ist der Plan das, was ich herstelle. Das Planherstellen beginnt NICHT im Kopf, sondern indem ich den Bleistift aufs Papier setze.
Wenn ich ein Haus baue, mache ich zuerst ein Loch, weil ich das Haus mit einem Keller nicht auf die Oberfläche baue. Dann ist das Loch eine Art Infrastruktur, ein Platz/Ding, wo ich später das Haus baue. Das Loch ist ein eigenes Projekt. Ich stelle ein Loch her - wie mit einem Bohrer, aber mit einer Schaufel.

Meine primäre Kategorie ist die herstellende Tätigkeit: Ich reflektiere, was ich wie mache. Am Anfang meiner Geschichte steht meine Selbstbeobachtung, die ich als Theorie bezeichne. Sie dient der Selbstverständigung.

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Anmerkungen:

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Zitate
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. – Bibel (1. Buch Mose)
Im Anfang war das Wort. – Bibel (Johannes-Evangelium)
Im Anfang war die Tat. – Goethe (Faust I)
Der Anfang ist ein Dasein, vor welchem eine Zeit vorhergeht, darin das Ding, welches anfängt, noch nicht war. – I. Kant (Kritik der reinen Vernunft, B 482)
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – Hermann Hesse (Stufen)


 
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