ANT Akteur-Netzwerk-Theorie        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) nennt Bruno Latour seinen Netzwerk-Ansatz im Umfeld einer Techniksoziologie, die den Unterschied zwischen Menschen und Maschinen bei den Knoten aufhebt, was damit zu tun hat, das die neuronalen Netzwerke die Begriffswelt liefern.

"Bruno Latour gibt dafür ein gutes Beispiel, das sowohl als ein Akteur-Netzwerk als auch als ein soziotechnisches Handlungssystem aufgefasst werden kann: Ein Mensch, der ein Gewehr in der Hand hält, bildet ein Netzwerk oder System, von dem man sagen kann, dass es handelt. Das Gewehr fügt dem Menschen etwas hinzu, der Mensch fügt aber auch dem Gewehr etwas hinzu, beide bleiben nicht identische Entitäten, sondern verändern sich wechselseitig. Der Mensch wird zu einem potentiellen Schützen, das Gewehr zu einer potentiellen Tötungswaffe. Es wäre einseitig und unterkomplex, davon auszugehen, dass die Waffe ein rein passives Werkzeug in den Händen eines selbstbestimmten Subjekts ist. Ebenso wenig ist es zutreffend, dass eine Schusswaffe den sie bedienenden Menschen automatisch zu einem Mörder macht. Latour macht darauf aufmerksam, dass hier vielmehr eine Übersetzung vorliegt: Der Mensch rekrutiert das Gewehr, und das Gewehr rekrutiert den Menschen. Beide sind sowohl aktiv als auch passiv, und aus ihrer Interaktion entsteht jemand anderer (eine Bürger-Waffe, ein Waffen-Bürger), der zuvor nicht existiert hat: „Mit der Waffe in der Hand bist du jemand anderes, und auch die Waffe ist in deiner Hand nicht mehr dieselbe. Du bist ein anderes Subjekt, weil du die Waffe hältst; die Waffe ist ein anderes Objekt, weil sie eine Beziehung zu dir unterhält“.57 In diesem Beispiel ist nicht festgelegt, wer Subjekt und wer Objekt ist, die Zuschreibung macht gar keinen Sinn mehr. Jemand anderes handelt, der Hybrid-Akteur, der aus Waffe und Schütze gebildet wird." aus EK


 
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