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1:12 - Was heisst Lohn? - Oktober 18, 2013

1_12„Syt der öpper oder nämet der Lohn?“

In der Schweiz wird aufgrund einer anstehenden Abstimmung darüber diskutiert, ob der höchste von einem Unternehmen bezahlte Lohn nicht höher sein soll als das Zwölffache des tiefsten vom gleichen Unternehmen bezahlten Lohnes. Die Initiative definiert den Ausdruck “Lohn” explizit: “Als Lohn gilt die Summe aller Zuwendungen (Geld und Wert der Sach- und Dienstleistungen), welche im Zusammenhang mit einer Erwerbstätigkeit entrichtet werden.” Das ist eine etwas diffuse Formulierung, die für den Zweck der Initiative vielleicht hinreichend ist, aber die gesellschaftlichen Verhältnisse verklärt.

Lohn im engeren Sinne heisst das Geld, das im Tausch gegen Arbeitskraft bezahlt wird. Wer Lohn bezahlt, macht dies, um Mehrwert abzuschöpfen. Wenn ein Unternehmer mit einer sogenannten Einzelfirma Arbeitskräfte anstellt, bezahlt er diesen Lohn, er selbst bekommt aber keinen Lohn, obwohl er doch einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Ihm bleibt der allfällige Gewinn seiner Firma, die er als Privatbezug oder als Gewinnausschüttung bezeichnen mag. Wenn ein Einzelunternehmer viel und gut “arbeitet”, kann er ein Einkommen haben, das 100 Mal grösser ist als die Löhne, die er bezahlt - aber er bekommt keinen Lohn für seine Tätigkeit.

Wenn ein Einzelunternehmer - aus welchen Gründen auch immer - eine Aktiengesellschaft gründet und dabei das ganze Aktienkapital selbst behält, muss er sich entscheiden, ob er selbst in der AG arbeiten will oder nicht. Wenn er dort arbeitet, bekommt er Lohn, das heisst er ist wie alle andern, die dort arbeiten, ein Angestellter der juristischen Person Aktiengesellschaft. Er bekommt, ob er nun in seiner AG arbeitet oder nicht, den Gewinn der AG, den er als Dividenden bezeichnen mag. Der aber sicher kein Lohn ist. Natürlich hängt der Gewinn der Firma ganz direkt davon ab, wie hoch der Lohn des Alleinaktionärs ist, aber dessen Einkommen ist davon - von allerlei Steuerfragen abgesehen - in keiner Weise betroffen.

Die Aktiengesellschaft wurde als anonyme Vereinigung in einer Zeit “erfunden”, in welcher viele Leute, die nicht wollten, dass bekannt ist, wie viel Geld sie haben, dieses Geld nicht in Form von Darlehen, sondern in Form von Beteiligungen anlegen wollten, weil sie sich davon höhere Erträge versprachen. So entstanden eigentliche Aktionäre, die nicht in “ihren” Firmen arbeiteten, sondern ihr Geld arbeiten liessen, was man ja auch als Erwerbstätigkeit, aber sicher nicht als Lohnarbeit sehen kann.

Die eigentliche Aktiengesellschaft entsteht in einer Inversion. Im Ursprung beteiligen sich die Aktionäre an einer bestehenden Firma, die einen Eigentümer hat. In dieser Phase ist es nach wie vor üblich, dass der Firmeninhaber in der Firma als Direktor - oder in einer weiteren Differenzierung als Verwaltungsratspräsident - arbeitet und dafür Lohn bezieht. Da er aber den Gewinn der Firma mit anderen teilen muss, wird relevant, wie hoch sein Lohn ist, weil das auch das Einkommen seiner Mitaktionäre direkt betrifft. Es liegt auf der Hand, dass die Aktionäre, die nicht in der Firma arbeiten, an einem kleinen Lohn des Direktors interessiert sind. Und es liegt vorerst ebenso auf der Hand, dass dieser Lohn unter den Aktionären ausgehandelt wird, wobei sie die Leitung des Direktors in Bezug auf die Rentabilität ihres Kapitals einschätzen. Solche Überlegungen haben mit den Löhnen der nicht beteiligten Angestellten nichts zu tun. Es sind Überlegungen der “Minder”en Sorte.

Die Inversion besteht darin, dass Aktionäre, die nicht in der Firma arbeiten, durch Mehrheitsverhältnisse Firmeninhaber werden und der Direktionsposten nicht mehr von einem Inhaber wahrgenommen wird. Dadurch wird der Direktor zu einem gewöhnlichen Angestellten der Inhaber, die dann an einem kleinen Lohn des Direktors interessiert sind. Der Direktor hat mithin andere Interessen als die Aktionäre, nicht insgesamt, aber wenn es um seinen Lohn geht. Als Lohnnehmer ist jeder Angestellte frei über seien Lohn zu verhandeln - und wie man weiss, sind auch die Lohngeber frei. Ein Direktor bestimmt die Löhne der anderen Mitarbeiter, aber seinen eigenen Lohn muss er mit den Aktionären aushandeln. Er hat also grosses Interesse daran, dass die Aktionäre eine schwache Verhandlungsposition haben. Je mehr Aktionäre eine Firma aufteilen, umso weniger hat der einzelne Aktionär zu sagen. Wenn der Aktionär - wie der Wähler in der Demokratie - nur noch eine bedeutungslose Stimme hat, interessiert ihn die Firma nicht mehr, sondern nur noch die Rendite seine Papiers. Er hat keinen Einfluss darauf, wie diese Rendite seiner eigenen Firma zustande kommt, er kann nur noch wählen, wo er Kleinmengen von Aktien halten will.

In der Inversion der Aktiengesellschaft invertiert die Bedeutung der Direktion. Soweit wie die Aktionäre ihre Mitbestimmung aufgeteilterweise abgegeben haben, gewinnt die Direktion die Bestimmungsmacht. Die Direktoren werden Besitzer, während die Aktionäre die Eigentümer bleiben. Ich kenne dieses Verhältnis als Mieter, wo ich in meiner Wohnung mache, was ich will, obwohl ich nicht Eigentümer bin. Unter anderem müssen die Direktoren ihre Löhne bestimmen - und sie kennen darin naheliegenderweise keinerlei Grenzen, respektive ganz genau eine einzige Grenze, sie müssen die Dividenden der Firmenaktien hinreichend lang erfolgsversprechend aussehen lassen. Je grösser eine Firma ist, umso weniger fällt der Lohn des Direktors ins Gewicht.

Die Besitzer der Firmen - das sind bei entsprechenden Aktiengesellschaften die Direktoren - schöpfen den Gewinn der Firmen ab. In Aktiengesellschaften sind sie - der juristischen Form nach - Angestellte und beziehen - der juristischen Form nach - Lohn. Jenseits der juristischen Form teilen sie den Gewinn der Firma so einseitig wie möglich zu ihren eigenen Gunsten.

Die Initiative 1:12 thematisiert Lohn und blendet Eigentums- und vor allem Lohnverhältnisse aus. Sie macht anscheinend, dass es un- oder amoralische Manager gebe, die ungeheuerliche Löhne und Boni beziehen. Sie verortet gesellschaftliche Verhältnis populistisch in schwarzen Schafen mit grossen Boni.

Natürlich werde ich FÜR die Initiative stimmen, den ich kann nicht mitbestimmen, sondern - wie viele kleine Aktionäre - nur an der Abstimmung teilnehmen.

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Gesellschaft und Gemeinschaft - Oktober 7, 2013

Den Ausdruck “Gesellschaft” erkenne ich in sehr verschiedenen Verwendungen. Ich meine hier nicht Wortverwendungen wie noble oder üble Gesellschaft und auch nicht die Tatsache, dass von Aktien- oder Schützengesellschaften die Rede ist. Ich meine verschiedene Wortverwendungen, die doch alle auf die Gesellschaft überhaupt verweisen. N. Luhmann hat in der Begründung seiner Gesellschaftslehre festgestellt, dass die Soziologie - vor ihm - keine Gesellschaftstheorie gehabt habe, dass sich mithin - in der Soziologie - gar nie jemand bewusst gemacht habe, wie er den Ausdruck Gesellschaft verwendet. N. Luhmann hat einen Vorschlag gemacht und so einen Dialog eröffnet.

Man kann - ich glaube N. Luhmann tut es - Gesellschaft als das Eine oder Umfassende auffassen, das sich in Form seiner Differenzierungen zeigt. In dieser Beobachtung unterscheide ich Gesellschaft von nichts, sondern treffe alle Unterscheidungen innerhalb der Gesellschaft. Ich kann so Gesellschaft etwa als autopoietisches System auffassen, das sich durch eine sich permanet wiederholende Operation hervorbringt und selbst organisiert. N. Luhmann bezeichnet die gesellschaftskonstituierende Operation als Kommunikation, die an Kommunikation anschliesst. Gesellschaft bedeutet dann die fortlaufende Kommunikation.

In einer anderen Wortverwendung bezeichne ich mit dem Ausdruck “Gesellschaft” eine Differenz, in welcher Gesellschaft für die Differenz zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft steht. Man kann das etwa so lesen: Wenn ich Gesellschaft sage, meine ich den Unterschied zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft. Diese Art der Vereinbarung von Ausdrücken zitiert also eine Unterscheidung, die als Beobachtungs-Operation beschrieben werden kann. So muss ich nicht über die Gesellschaft an sich, also nicht über eine “ontologische Wesenheit” sprechen, der ich Eigenschaften zuordne, sondern ich spreche über “Beobachtungen”, die Differenzen einführen.

Kommunikation kommt als kritische Operation natürlich nicht in Frage, wenn in der Gemeinschaft wie in der Gesellschaft kommuniziert wird. Als konstituierende Operation verwende ich das Tauschen. In der Gesellschaft wird getauscht, in der Gemeinschaft wird nicht getauscht. Als Gesellschaft bezeichne ich diesem Sinne eine fortgesetzte Tauschoperation, die auf der entwickelsten Stufe durch Lohn repäsentiert wird, was gemeinhin als kapitalistische Gesellschaft bezeichnet wird. Die noch nicht entwickelte Gesellschaft tauscht Gegenstände und kennt noch keinen Vertrag und mit hin auch keinen Gesellschaftsvertrag. Die entwickelte Gesellschaft hat eine Verfassung, in welcher die Tauschverhältnisse niedergeschrieben sind.

Durch die Differenz zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft erkenne ich die Gemeinschaft als bestimmte Negation der Gesellschaft. Gemeinschaft heisst also nicht einfach Nicht-Gesellschaft, sondern steht komplementär für eine bestimmte Auffassung von Gesellschaft. Es ist die Ausdifferenzierung der Gesellschaft, die die Gemeinschaft als die nicht markierte Seite der Unterscheidung erzeugt. Ich meine also nicht, dass es Gemeinschaften jenseits von Gesellschaft gibt. Ich stelle mir nicht primitive Menschen vor, die sozusagen naturwüchsig noch jenseits des Tauschens leben, sondern Menschen, die tauschen. Aber jedes Tauschen thematisiert das Nichttauschen, das Schenken oder Geben, das im Tausch gerade nicht stattfindet oder aufgehoben ist. Das gesellschaftliche Verhältnis erzeugt das alternative Bewusstsein einer Gemeinschaft.

Solche Gemeinschaft entsteht als Differenz in der Gesellschaft. Es gibt in diesem keine Gemeinschaft, die vor oder neben der Gesellschaft existiert. Aber es gibt in jeder Gesellschaft als Gemeinschaft mystifizierte Verhältnisse überall dort, wo das Tauschen noch keine Form gefunden hat, also nicht entwickelt wurde. In der Mutter-Kind-Beziehung muss ich keinen Tauschen sehen und in der kleinbürgerlichen Familie herrscht sogar ausdifferenzierte Arbeitsteilung, ohne dass deswegen getauscht wird.

Im gesellschaftlichen Diskurs werden Verhältnisse, die nicht auf Tausch beruhen, auf Tausch hochgerechnet. Die Mutter bekommt dann von ihrem Kind ganz viel immaterielle Werte zurück, und der Hausfrau wird ein potentieller Lohn zugesprochen, auf den sie unter bestimmten Umständen einer gescheiterten Arbeitsteilung sogar pochen darf. Das sind gesellschaftlich noch nicht entwickelte Bereiche, die in dieser Perspektive gemeinschaftlich erscheinen, gerade auch weil gleiche Leistungen etwa durch Kinderkrippen oder Wäschereien auch schon am Markt erbracht, also getauscht werden.

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2000-Watt-Gesellschaft - Oktober 4, 2013

In der energiepolitischen Propaganda ist seit einiger Zeit von einer “2000-Watt-Gesellschaft” die Rede, wenn es um das vermeintliche Energie sparen geht. Das trifft die Sache, um die es wirklich geht, paradoxerweise und ungewollt perfekt.

2000 Watt bezeichnet eine Leistung, also etwas ganz anderes als eine Energiemenge oder einen Energie”verbrauch”. Ich besitze einen Staubsauger mit einer Leistung von 2000 Watt. Er steht im Schrank und braucht überhaupt keine Energie. Wenn ich ihn benutze, dann verbraucht nicht er sondern ich elektrischen Strom. Je länger ich staubsauge, umso mehr Strom verbrauche ich. Da ich den Strom, der nicht aus meiner Solarzelle kommt, bezahlen muss, muss die Menge des Stroms gemessen werden. Wenn ich mit meinem Staubsauger eine Stunde lang mit maximaler Leistung staubsauge, brauche ich 2 Kilowattstunden Strom oder etwa 40 Rappen.

In der 2000-Watt-Gesellschaft dürfte ich wohl meinen Staubsauger das ganze Jahr auf Volllast betreiben, wenn ich sonst keine Energie verbrauchen würde. Ich würde dann pro Jahr, also in 8’760 Stunden etwa 17500 Kilowattstunden verbrauchen, was etwa einem Verbrauch von 1700 Liter Heizöl entspricht. Für diese Strommenge bezahle ich zur Zeit etwa 3400 Fr., während das Heizöl etwa 1700 Fr., also die Hälfte kostet. Nun kann man nicht gut von einer 17500-Kilowattstunden-Gesellschaft sprechen, weil diese Energiemenge pro Jahr verbraucht wird.

Die 2000-Watt-Gesellschaft ist natürlich eine 2000-Watt-Menschen-Gesellschaft, da ja jeder Menschen 2000 Watt zur Verfügung haben soll. Gemeint ist mit diesen 2000 Watt also nicht der Verbrauch einer Gesellschaft, sondern der Verbrauch der einzelnen Menschen, die zu dieser Gesellschaft gehören.

Aber natürlich ist nicht gemeint, dass jeder Mensch höchstens 2000 Watt verbrauchen sollte. Gemeint ist, dass die Menschen im Durchschnitt 2000 Watt verbrauchen sollten. Wenn man den gängigen Statistiken glaubt, sind wir als sogenannte Weltgesellschaft eine 2000-Watt-Gesellschaft. Wir setzen uns mit 2000 Watt also ein Ziel, dass wir in einer inversen Form schon erreicht haben. In der Propaganda scheinen wir weit mehr Energie zu verbrauchen, so dass die 2000 Watt ein Ziel darstellen, dass wir durch Einsparungen erreichen sollten. Die 2000 Watt sind aber ein Ziel, das wir erst kürzlich erreicht haben, weil es uns davor noch gar nicht gelungen ist, soviel Energie zu verbrauchen.

Wenn man nicht die Weltgesellschaft, sondern das andere Extrem, nämlich Ein-Mensch-Gesellschaften beobachtet, gibt es Miliarden von Gesellschaften, die das 2000 Watt-Ziel noch bei Weitem nicht erreichen. Und es gibt auch nicht ganz wenige solche Kleinst-Gesellschaften, die schon das Ziel 2000 Kilowatt, also 2000000 Watt erreicht haben.

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Beobachtung 2. Ordnung - Mai 9, 2013

zu einem Beitrag von Klaus Kusanowsky über die

Kommunikation zwischen Unbekannten

Klaus liefert hier/dort (wie gewollt auch immer) eine klassische Anwendung der kybernetischen Systemtheorie, die ich durch meine (Gegen)Beobachtung zu einer Beobachtung 1. Ordnung mache.

Klaus schreibt, dass der Systemtheoretiker als erstes Staunen muss (er nimmt den Ausdruck etwas seltsam finden). Davor schreibt er, was KEINE Erklärung ist und dass er eine Erklärung liefern will. Er unterstellt dann - was eben die Systemtheorie so verlangt - dass sich die Erklärung auf etwas zuvor als Seltsames bezeichnetes beziehen muss, damit auch geklärt ist, was erklärt werden soll. (Ich würde von einem Phänomen sprechen, aber das ist ja nur ein anderes Wort).

Klaus fragt sich, was er seltsam finden soll. Das ist die bewusste Wahl eines Phänomens. Sein Beispiel ist gut: Er kann fremde Leute kennen lernen. (Gut, Leute die ich schon kenne, kann ich nicht kennenlernen, aber um diese Differenz geht es hier nicht). Es geht darum, ob ich darüber staune, es seltsam finde, dass ich Leute kennen lernen kann. Ich kann darüber staunen oder eben nicht. WENN ich darüber staune, will ich es erklären, sonst eben nicht.

Man kann - und Klaus tut es in der Luhmannschen Tradition - auch noch lange darüber philosophieren, dass das, was er seltsam findet, auch wirklich seltsam ist. Aber das spielt systemtheoretisch alles keine Rolle. Es geht nur darum, dass Klaus sich auf etwas Seltsames festlegt, damit er etwas erklären kann.

Klaus macht dann eine klassische Operationalisierung. Was heisst sich kennen lernen? Hmmm, weiss ich so ohne weiteres nicht, aber als Operation kann ich sagen, man muss miteinander sprechen. Es geht jetzt also nicht mehr ums Kennenlernen, sondern darum, ins Gespräch zu kommen. Die Systemtheorie funktioniert so. Ich erkläre nicht das, was ich erklären will, sondern etwas anderes, wobei die gefundene Erklärung dann doch für Ersteres steht.

Ich breche hier mal ab und beobachte noch, was Klaus als seltsam beobachtet. Klaus macht zur hinterfragbaren Erscheinung, also zum Phänomen, dass ich mit andere Menschen spreche. Dann sagt er, dass das zustande komme, weil es Organisationen (vielleicht meint er eher Institutionen) und Massenmedien gebe. Das finde ich - zunächst - sehr seltsam, womit ich eine Art re-entry des Seltsamfindens vollziehe. Es geht dabei nicht darum, was Klaus wie sieht, sondern um die von ihm gewählte kontingente Beobachtung, in welcher Massenmedien vorkommen.

Ich frage mich, woher kommen die Massenmedien in diese Geschichte, wo es darum geht, ob und wie ich mit einer mir fremden Person, mit welcher ich zufällig ein Zugsabteil teil, ins Gespräch komme. Ich breche hier meine auch Frage ab. Mir geht es ja nur darum, dass Klaus sich ganz normal verhält, also genau so argumentiert, wie ich es aufgrund meiner Systemtheorie erwarten würde.

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Energie sparen - remake - März 20, 2013

Unsere Autos brauchen nur noch 3 Liter Benzin und unsere Häuser haben einen Minimumenergiestandard, aber wir brauchen jedes Jahr mehr Energie. Warum?

Ich will die Warum-Frage nicht beantworten, sondern kritisch beobachten.

Wo von Energieverbrauch die Rede ist, wird Energie meistens als Ware gesehen. Dabei tritt die Ware in den üblichen Formen als Material oder als Dienstleistung auf. Ich kann beispielsweise Kohle oder Oel kaufen und abstrakt sagen, ich habe Energie gekauft. Gekauft habe ich aber natürlich nicht Energie, sondern Kohle oder Oel, also eine gewöhnliche Ware mit einem anfassbaren Warenkörper, der als “Energieträger” fungiert. Ich kann mit elektrischem Strom aus der Steckdose mein Haus beleuchten und heizen. Dann muss ich den Strom bezahlen und kann sagen, ich habe Energie gekauft. Gekauft habe ich aber eine Dienstleistung, die darin besteht, dass jemand einen Generator betreibt und mein Haus in seinen “Energiekreis” als Verbraucher eingebunden hat.

In allen Fällen ist die “Energie”-Ware in bezug auf die physikalische Grösse in Joule quantifizierbar, ich bezahle aber natürlich nicht die Joules, sondern den Tauschwert der Ware. Es spielt keine Rolle, ob ich mein Heizoel in Kilogramm oder in Kilojoules messe, es kostet gleichviel Geld.

Wenn ich also “Energie” spare, spare ich Geld. Wenn ich Geld spare, muss ich das Geld anders ausgeben, wenn ich es nicht vergraben will. Wenn ich das Geld anders ausgebe, bezahle ich damit wieder “Energie”, denn wofür sonst könnte ich Geld ausgeben?

Man hat mir empfohlen Sonnenkollektoren zu kaufen. Sie müssen hergestellt werden, was Energie kostet. Dann aber gewinne ich Energie, im besten Fall mindestens soviel, wie die Herstellung der Kollektoren verbraucht hat. Jetzt habe ich noch mehr Energie. Gemeinhin sagen wir dieser Geldverwendung Investition, es ist aufgeschobene Konsumation. Weil ich dann diese Energie habe, brauche ich noch weniger von einer anderen Energie, wodurch ich wieder Geld spare.

Ich kann keine Energie sparen, ich spareimmer Geld. Man hat mir empfohlen, mein Geld auf die Bank zu bringen, damit andere es zur Verfügung haben. Aber wofür werden sie mein Geld ausgeben, wenn nicht für “Energie”. Ich müsste das gesparte Geld vergraben. Autos mit modernen Motoren und Häuser mit guten Isolationen sparen keine Energie. Aber eigentlich ist ja klar, dass ein Auto oder ein Haus nicht sparen kann. Sparen könnte nur der Besitzer des Autos oder Hauses. Aber wie?

Wenn jeder einzelne keine Energie sparen kann, kann auch die Gesellschaft keine Energie sparen.

Gut, wechseln wir das Thema. Ich kann bestimmte “Energie” sparen und dafür andere Energie ausgeben. Jetzt geht es nicht mehr ums Sparen von Energie überhaupt, sondern darum, welche Energie ich verwende. Dazu haben wir ein paar neue Unterscheidungen gefunden. Es gibt jetzt “erneuerbare” Energie. Und es gibt jetzt “saubere” Energie. Ich kann mich jetzt also auf moralisch gute Energie konzentrieren. Die Bösen geben schlechte Energien aus.

Was spare ich, wenn ich die die sogenannte Sonnen-Energie von meinem eigenen Hausdach spare? Ich will mein Hausdach zuerst mal ausklammern, dann scheint die Sonne nutzlos einfach so vor sich hin. Die Energie fliesst dann wie das Wasser in einem naturbelassenen Bach einfach den Bach hinunter. Das erscheint als totale Verschwendung von Energie, aber natürlich nur dem, der Energie jenseits einer Ware sieht. Wenn die Sonne durch meine Dachkollektoren fliesst, wird sie deshalb noch nicht zu einer Ware. Sie fliesst also weiterhin “den Bach hinunter”, nun aber fliesst sie in meinem Bach, in den ich investiert habe, damit ich keine andere Energie kaufen muss, also Geld sparen kann.

Natürlich könnte ich meine Sonnenenergie verkaufen. Dann wird sie zur Ware. Ich bin sie dann los, habe aber dafür noch mehr Geld, das ich ausgeben oder vergraben muss. Ich lasse diesen Fall aber mal so stehen. Wenn ich meine Sonnenergie nicht verkaufe, kann ich andere Energie sparen. Dabei spare ich wieder Geld …

Wer kann mir da helfen?

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Die Polis - Januar 24, 2013

Im na(t)iven Fall referenziert der Ausdruck “politisch” das Buch “Politik” von Aristoteles, in welchem anhand von Verfassungen beschrieben wird, wie in der Polis die Oikos aufgehoben sind, so dass die Polis als verfasster Oikos erscheint.

In der Polis, die Aristoteles als politischen Haushalt beschrieben hat, sehe ich zunächst eine simple Projektion des Umstandes, dass private Haushalte - die die Metapher “Haushalt” spenden - eine kritische Grösse haben, bei welcher sie unrentabel werden, respektive den privaten Pateriarchen überfordern. Solange der Haushalt - in dieser Projektion - ein “Haus” betrifft, das nach innen als Familia einem Pateriarchen - im Sinne der Nemesis - zugerechnet wird, gilt sozusagen ein Naturrecht, nach welchem sich das Haus durch Bewirtschaftung der Natur gedeihend reproduziert. Das “Haus” kann wachsen, indem es weitere Aneignungen macht.

Die Grenzen des autopoietischen Wachstum eines Hauses erscheinen als Ressourcenverknappung, also wo bewusst wird, dass jede Aneignung Enteignung ist. Der Pateriarch hat innen- und aussenpolitische Probleme, die er in einer Polis vergesellschaften kann, wenn die Aufhebung des dann als privat erscheinenden Haushaltes in einer Polis günstiger werden als Aneignungen in Form von Unterdrückung nach innen und Krieg nach aussen.

Dieses Abwegen wird gemeinhin als Oikonomie bezeichnet, was Lehre vom Haushalt heisst - der nach aussen natürlich wiederum Natur aneignet, bis er auf die nächste Polis trifft.

Die Polis ist so gesehen ein rechtlicher Verbund naturrechtlicher Eigentümer von Haushalten, in welchem sich die Eigentümer gegenseitig als solche akzeptieren, solange das die ökonomischste Verhaltensweise ist. Die Polis organisiert diese Akzeptanz, die einerseits durch Teilbündnisse (Parteien) und andrerseits durch ökonomisch beschriebene Übernahmen aufgehoben wird. Bei Aristoteles - der nichts anderes kennt - ist die Polis die notwendige Voraussetzung der Eudaimonia (eu zen, gelingende Lebensführung) und mithin der Sinnhorinzont des menschlichen Leben, das sich innerhalb eines Oikos nicht erfüllen kann. Der Pateriarch jedes Oikos ist notwendigerweise ein politische Individuum, wenn er nicht wie ein Tier oder ein Barbar ausserhalb der politischen Gesellschaft lebt. Die dramatische Version hat Homer entwickelt. Der Troja-Heimkehrer Odysseus tötet die Freier, welche sein Pateriachat “erben” wollten, während er zusammen mit anderen Fürsten weitere Polis erobern wollte, was sich als logistisch aussichtsloses Unterfangen erwies. Die Troja-Geschichte reflektiert, dass die Polis nicht weiter integrierbare Einheiten bilden. O. Höffe beispielsweise wirft Aristoteles vor, dass er keine panhellenische Perspektive habe, was umso erstaunlicher sei, als sie für beide Ziele der Politik notwendig sei: sowohl für das Überleben (zen) der einzelnen Polis, als auch für ihr gelungenes Leben (eu zen). Ich finde diesen Vorwurf erstaunlich oder vielleicht “welt-utopisch” im Sinne einer Supra-Polis, solange wir selbst im nationalistischen (Finanz)Weltkrieg stecken.

Die Vorstellung der Polis als Oikos ist in dem Sinne na(t)iv, als im Oikos nicht getauscht werden muss. Die Polis privater Hausvorstände ist eine Fiktion, in welcher gemeinsame kriegerische Aneignungen geteilt werden, deren Ganzes gösser ist als die Summe der Teile, die die Patrirchen alleine erobern könnten. In seiner reaktionären Vision hat Aristoteles die Polis als ursprünglicher geschildert als die freien Bürger, die sich darin verbinden, weil er erkannte, dass die Polis aufgrund von Vereinbarungen von ursprünglicheren Privaten nicht möglich ist. Die sich verbündenden Hausvorsteher bringen durch ihr Bündnis nicht die Polis hervor, sondern sich selbst als private Subjekte der Polis, die sie jederzeit unterwerfen, wenn sie es können.

Die “grossen” Pateriarchen, wie etwa Alexander der Grosse, der eine Art ebenso fiktives Gegenmodell zur Polis geschaffen hat, halten sich eine gewisse Zeit, dies aber ist vor allem ein Resultat von Geschichtsschreibungen. Das Pateriarchat ist seiner Grösse nach an die Reichweite des Pateriarchen gebunden. Deshalb lösen sich die Patriachate in Form ihrer Pateriarchen auf. Alexanders Reich ist wie das alte Rom nie zerfallen, weil es gar nie hinreichend stabil war, dass es zu einem späteren Zeitpunkt hätte zerfallen können. Solche Reiche existierten in den Köpfen ihrer Pateriarchen und verschwanden zusammen mit ihnen, um in der Geschichte verewigt zu werden.

Die Projektion der Polis passt auch sehr gut zur imperialistischen Aussenpolitik der Nationalstaaten, die sich beispielsweise als Commonwealth (of Nations) oder als EU verstehen. Die Polis ist - ebenso wie Aristoteles, der in einer Polis gelebt hat - eine Konstruktion der Re-Naissance, in welcher Nationalstaaten erfunden wurden.

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Politik - Januar 23, 2013

Als Politik erscheint vordergründig eine Art Theater, in welchem sich Politiker als Charaktermasken (Persona, Rollenträger) in dem Sinne bekämpfen als sie Parteiinteressen in Machtdispositionen aufheben, die in Legalitäten - vorab in Wahlen oder Geburtsrechten - inszeniert werden. In dieser Perspektive wird ein Konkurenzverhalten beobachtet, in welchem die Politiker ihren Parteiinteressen gemässe Strategien verfolgen. Von anderen Konkurrenzsituationen unterscheidet sich Politik so gesehen durch ein fiktives Gemeinwohl, in welchem die Parteiinteressen aufgehoben sind, weil alle Parteien das Beste für das ganze Volk wollen. Das “Politische” bezeichnet mithin ein divergentes Interesse am Ganzen, oder negative formuliert, das fingierte Gemeinwohl, das sich durch das Verfolgen eines Parteiwohls einstellt. In diesem Sinne ist A. Smiths unsichtbare Hand ein politisches Motiv.

Die beiden vordergründigen Differenzen zur Politik sind Wirtschaft und Krieg. In der Wirtschaft geht es - in dieser Differenz - um das Wohl des einzelnen Unternehmens, im Krieg tritt anstelle von Macht Gewalt.

Als Politik bezeichne ich (weniger vodergründig) einen Handlungszusammenhang, in welchem “vergesellschaftetes Haushalten” wahrgenommen wird. Innerhalb des gemeinen Haushaltes (als Oikos) gibt es keine gesellschaftlichen Verhältnisse, also weder Tauschwerte noch Verfassungen. Nachdem der Haushalt aber politisch gesehen wird, muss er auch innen verfasst werden, wodurch der gemeine Haushalt indem Sinn privat wird, dass er kein beobachtbares Innen hat, während der politische Haushalt innen und aussen als System und Umwelt unterscheidet. Die Leitdifferenz der Oikonomie ist politisch versus privat, was mitmeint, dass sich der gemeine private Haushalt auch ausdiffenziert, etwa wenn Frau und Kinder Sackgeld als “Lohn” bekommen, was als Spiegelung des Politischen eine Konstitution von Tauschwert impliziert.

Hier interessiert aber der politische Haushalt. Ich werde daruaf zurückkommen.

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Journalismus als Substantiv - Februar 10, 2014

Aufgrund einer etwas peniblen Facebook-Diskussion habe ich mir ein paar Gedanken zum Begriff “Journalismus” gemacht. Den Ausdruck “Journalismus” verwende ich in einem umfassenden und in einem spezifischen Sinn.

Im umfassenden Sinn verwende ich den Ausdruck “Journalismus” für “Journal”-Herstellung, wobei Journal für periodisches (jour-nal, täg-liches) Erscheinen von zunächst Flugblätter, Avisis und Zeitungen stand und dann im Massenmedium aufgehoben wurde, um schliesslich im Internet verloren zu gehen. Die evolutionäre Differenzierung der Journal-Herstellung lässt die primitiven Formen nicht aussterben. Es gibt immer noch Flugblätter und Zeitungen.

Als Journale bezeichne ich Artefakte (Herstellungen), die als Träger von Nachrichten und sogesehen durch Aktualität, Faktizität und allgemeine Relevanz einen Teil der öffentliche Kommunikation monopolisieren. Journale unterscheide ich von verwandten Produkten mit fehlender Periodizität (Bücher), fehlendem Faktizitätsanspruch (Romane) und fehlendem Relevanzanspruch (Werbebroschüren). Journale enthalten oft die hier abgegrenzten Produkte (re-entry).

Durch “Journal”-”Herstellung” bezeichne ich zwei Entwicklungen. Die eine betrifft die materielle Grundlage der Journale und die andere die Arbeitsteilung in der Herstellung, die im Ausdruck “Journalismus” verdrängt mitschwingt.

- Die materielle Grundlage der Journale ist zunächst der Text auf Papier, wofür sich die Technik vom Bleistift bis zur Druckerpresse entwickelte. Bald kommen Bilder und Töne hinzu, wofür wir Fensehen und Radio kennen. Schliesslich haben wir vernetzte Computer (Internet), wo Texte auf den Bildschirmen erscheinen, auf welchen auch Bilder und Filme zu sehen sind.

Die Entwicklung der materiellen Grundlagen verändert das Format des Journals nicht wesentlich. Es geht um Nachrichten, also um Texte, die allenfalls mit Bilder angereichert sind, im TV oft so, dass der gelesene Text als anreicherung des Bildes erscheint, was die Sache auch nicht ändert,obwohl sich die Arbeit des Journalisten verändert.

- Die Arbeitsteilung in der Herstellung differnziert sich zum Verlagswesen, in welchem an der Journalherstellung hundert verschiedene Berufe beteiligt werden. In der entwickelten Journalherstellung gibt es Leute, die nur Texte schreiben, sich also um das Journal in keinster Weise mehr kümmern, sondern das Journal nur noch als Medium sehen. Als Journalhersteller fungiert sehr oft ein Lohngeber, der mit der Herstellung des Journals gar nichtz zu tun hat, aber natürlich entscheidet, welche Nachrichten im Journal zu finden sind.

In einem spezifischen Sinn verwende ich den Ausdruck “Journalismus” als Selbstbeschreibung der durch die Arbeitsteilung hervorgebrachten “Journalisten”, also von Leuten, die “nur” schreiben, was im Journal steht, während andere das Journal herstellen. Die Organisation dieses spezifischen Journalismus bezeichne ich - über verschiedene Massenmedien hinweg - als Redaktion, die eingebettet ist in einen Verlag.

Und ein paar kritische Anmerkungen:

Die meisten Verlagshäuser arbeiten gewinnorientiert. Zeitungen verlieren zunehmend Inserateeinnahmen an das Internet. Im Internet ist das Inseratewesen aber nicht an journalistische Inhalte gebunden. Die inserateplattformen im Internet brauchen deshalb keine “schreibenden” Journalisten und arbeiten mithin günstiger als Zeitungen, was vor allem die Journalisten merken. Es gibt unter den Journalisten Phantasien, wie etwa dass sie eine öffentliche Aufgabe erfüllen, die honoriert werden müsste. Diese Journalisten staunen nicht darüber, dass sie bisher von Verlagen finanziert wurden, die in vielen Fällen privaten, anonymen Aktiengesellschaften, also von einer Art Gegenteil von Öffentlichkeit finanziert worden waren. Journalisten erfüllten bis anhin eine Aufgabe, die so öffentlich ist, wie jene eines Schusters oder eines Tomatenhändlers. Sie produzierten eine Ware, die davon abhängig ist, dass sie Gebrauchswert hat und verkauft werden kann. Die Journalisten - im hier spezifischen Sinn - verkauften aber sehr selten Waren, die meisten verkauften Arbeitskraft, die jetzt nicht mehr so gefragt ist. Die Journalisten im umfassenderen Sinn, also die Aktionäre der Massenmedien, die beispielsweise Zeitungen verkaufen, haben auch Phantasien. Sie glauben, dass sie eine 4. Macht im Staat bilden, weil sie den Lohn-Journalisten sagen können, was diese schreiben müssen. Für sie ist die Lage verzwickter als für die Lohnjournalisten. Sie haben natürlich ihre Dividenen im Kopf, aber einen Teil dieser Dividenen realisierten sie - im Selbstverständnis wenigstens - als 4. Macht. Nun ist schwer vorstellbar, dass die anderen 3 Mächte eine 4. Macht finanzieren sollen. Allerdings profitieren die Verlage jetzt unverhoft von der Tatsache, dass ihnen das Nachrichten-Fernsehen vorenthalten wurde. Wo das Fernsehen dem Staat gehört, fliessen alle Arten von Subventionen, woraus die Verlage, die auch sogenannte Massenmedien unterhalten, Rechte ableiten (wollen), was ihnen durch das Lobbying als 4. Macht bislang ein bisschen gelingt.

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Medien(organisationen) als Institutionen - Oktober 12, 2012

Aufgrund einer etwas peniblen Facebook-Diskussion habe ich mir ein paar Gedanken zum Begriff “Institution” gemacht. Als Institution bezeichne ich eine als Objekt konstruierte Verursachungsinstanz für zugerechnete Aspekte einer gesellschaftlichen Ordnung. Institution ist eine Hypostasierung, also eine Verdinglichung einer gedanklichen “Konstruktion”, die ich als Institutionalisierung bezeichne.

Diese nicht ganz leicht verständliche Formulierung wird vielleicht am Beispiel deutlicher. Ich beziehe mich dabei auf den sozialen Konstruktivismus von P. Berger, in welchem Institution als soziologisches Konzept eingefüht wurde.

Beispiel: die Institutionalisierung der “Schule”

Ich konstatiere, dass es die Institution Schule gibt und frage nach deren Institutionalisierung. Bevor es Schulen gibt lehren die Eltern ihre Kinder unter anderem beispielsweise rechnen. Mit der Zeit machen das viele Eltern, so dass viele Kinder betroffen sind, was ich als Sozialisation bezeichne, solange es unbewusst und nebenbei geschieht. Dann merken die Eltern, dass sie lehren und stellen einen Lehrer an. Sie produzieren damit einen handlungsbezogenen Typ, der die Handlung als Lehrerhandlung typisiert. Die Lehrer besuchen die Schüler zunächst - als Hauslehrer - in deren Zuhause. Dann besuchen die Schüler das Haus des Lehrers und produzieren damit einen (ortsbezogenen) Typ, der den Ort als Schulhaus typisiert. Das, was im Schulhaus gemacht wird, wird typisiert als Schule.

“Schule” bezeichnet in einer entsprechenden objektsprachlichen Terminologie ein Objekt, unde jede Schule ist dann eine Instanz des Objektes. Jede Schule kann ich als Organisation auffassen. (In der Umgangssprache werden Objekt und Instanz kaum unterschieden, weshalb dort oft gesagt wird, dass eine Institution eine Organisation sei (was in der erwähnten Diskussion auch von einem Prof gesagt wird)).

Die Institution entsteht in diesem Sinne durch eine Externalisierung, eine Objektivierung und eine Internalisierung, in welcher sie als Wirklichkeit angenommen wird, die das Verhalten orientiert. Die Institution Schule “zwingt” Menschen in die Schule zu gehen. Sie erscheint als etwas naturwüchsig Normales, als etwas, was gegeben ist und nicht gewählt werden kann. Die ihr zugrunde liegende Externalisierung findet dadurch statt, dass etwas, was zunächst (familien)intern geleistet wurde, nach aussen delegiert wird. Die Objektivierung findet dadurch statt, dass es Lehrer und Schulen gibt. Die Internalisierung findet statt, wenn Lehrer und Schule mit Hilfe von Sanktionen als Wirklichkeit durchgesetzt werden, also nicht mehr mit ihrer Enstehungsgeschichte begründet.

Literatur: „Institutionalisierung findet statt, sobald habitualisierte Handlungen durch Typen von Handelnden reziprok typisiert werden. Jede Typisierung, die auf diese Weise vorgenommen wird, ist eine Institution“ (Berger, 1969, S. 58).

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die ultimative Krankheit - Juni 7, 2012

S. Freud diagnostizierte drei psychische Krankheiten, die ich der gemeinen Konvention folgend als moderne Wissenschaft bezeichne. Wer von dieser Krankheit befallen ist, leidet erstens darunter, dass die Erde und mithin er selbst nicht im Zentrum der Welt ist. Er leidet zweitens darunter, das die Menschen und mithin er selbst eigentlich Tiere im Evolutionsprozess sind. Er leidet drittens darunter, dass die Menschen und mithin er selbst nicht bewusst leben, sondern unbewussten Trieben ausgeliefert sind.

S. Freud nannte diese Krankheit, von welcher wohl G. Galilei als erster betroffen war, Kränkungen. Der erste Gekränkte war Kardinal Bellarmino, der G. Galilei und mithin der Menscheit helfen wollte, indem er G. Galilei geraten hat, seine Vorstellungen als Hypothesen, also als gedankliche Konstrukte, zu bezeichnen. Als die Kirche schliesslich eine Zwangsbehandlung anordnete, simulierte G. Galilei vorübergehend von seiner Krankheit befreit zu sein, um dann später doch wieder zu behaupten, dass es doch wahr sei, dass sie sich drehe.

Die Krankheit, von welcher die Rede ist, besteht darin, die Welt im Es-Modus in Form von Objekten zu rationalisieren - ohne es zu merken. M. Buber analysierte die Krankheit, die ihn auch kränkte, als Differenz zwischen einem Ich-Du und einem Ich-Es. Die so analysierte Krankheit zerstört bisher vor allem die Umwelt, die als Objekt behandelt wird. Seit einiger Zeit aber vermehren sich die Prognosen, dass uns die eigentliche Kränkung noch bevorstehe. Zunächst schien es sich in den Prognosen zur Künstlichen Intelliegenz einfach um ein viertes Leiden zu handeln, in welchem die Menschen, die an der Krankheit leiden, in ihrer Intelligenz von Robotern überflügelt werden. Jetzt, wo Computer besser als alle Menschen Schach und sogar Jeopardy spielen und Rasenmäher selbst zur Stromversorgung fahren, wenn deren Batterien leer sind, lautet die Prognose aber, dass die leidenen Menschen ihre Maschinen mit Du ansprechen werden.

Es gibt in der fiktiven Wissenschaft dazu Vorahnungen, etwa im S. Kubriks Film 2001: A Space Odyssey, wo der Computer HAL - fast - das Komando übernimmt, oder beispielsweise die Vermutung von A. Turing, dass sich Menschen bald nicht mehr von Computern unterscheiden können. Wenn diese Stufe der Krankheit tatsächlich auftreten wird, wird sie ultimativ, weil sie sich nicht mehr gegen die Umwelt richtet, sondern gegen die an der Krankheit leidenden selbst. Mit dem Du geht auch das Ich verloren.

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Die Anti-Anti-Piraten-Partei (PPAA) - April 21, 2012

nachdem ich mich hier gefragt habe, ob die Piraten - weil sie sich so bezeichnen - Kriminelle sind, habe ich hier gerade etwas lustiges gelesen:
Die Piratenpartei heisst Piratenpartei, weil sie der Logik nicht so ganz mächtig ist und deshalb ein “Anti-Anti” weggekürzt hat. Ich schlage mit etwas Logik-Nachhilfe-Unterricht vor, den Namen der Partei “richtig” zu stellen als:

Anti-Anti-Piraten-Partei (AAPP)

Hintergrund ist, dass eine Lobby der Urheberrechte, den Ausdruck Piraterie eingeführt hat und dann einen Verein mit Namen Anti-Piraterie gegründet hat. Darauf hin hat sich ein anderer Verein mit Namen Anti-Anti-Piraterie als Gegenkraft etabliert, deren Namen dann für die Partei (alogisch) auf Piraten gekürzt wurde, offenbar meinten die Piraten dass sich zwei Anti aufheben würden.

Das Muster kann man auch im somalischen Kontext analog rekonstruieren, auch wenn dort die Vorzeichen etwas anders stehen. Nachdem die Gewässer vor Somalia quas rechtsfrei wurden, wurden sie zunehmend industriell überfischt. Grenpeace bezeichnete diese Überfischung als Piraterie, worauf dann die somalischen Fischer, die sich als Anti-Fischerei-Piraten wehrten, von den Fischereipiraten als Piraten bezeichnet wurden. Die somalischen Piraten müssten nun von den euroäischen Piraten lernen und ihre Antipiraterei als Rechtsform - ich weiss nicht, ob es in Somalia Parteien gibt - legalisieren.

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Sind Piraten Kriminelle? - April 21, 2012

Ich weiss nicht, wie auf wie viele Arten der Ausdruck “Pirat” gedeutet werden kann. Für mich sind Piraten Gesetzlose, die vom Gesetz als Kriminelle wahrgenommen werden - etwa die Piraten vor Somalia. Aber natürlich kann ich Piraten auch als Freibeuter sehen. Auch dann stehen sie ausserhalb des Gesetzes, werden aber im Sinne eines historischen Kompromisses (den die aktuellen Priaten ja auch mit der politischen Rechten eingeht) von den Gesetzesverwaltern toleriert oder gar unterstützt. Das könnte man dann im Sinne eines Reentry auch so verstehen, dass das Gesetz die Gesetzlosen immer schon einschliesst.

Man könnte ja darüber staunen, dass jemand sich selbst als Pirat bezeichnet, aber die Piraten haben sich auch immer schon mit böser Flage (who is realy bad? Im bad) markiert, gerade weil sie sich als Teile des Gesetzes sehen, das förmlich nach Piraten ruft …

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Piraten - April 17, 2012

An verschiedenen Orten wird gemutmasst, ob die Piraten eine Partei seien. Sie sind die dialektische Aufhebung der Partei. Sie sind aber nicht nur eine Partei, die keine Partei ist, sie heben alle Parteien auf. Es ist leicht zu sehen, das sie sich jederzeit beliebig spalten und neuformieren werden. Diese Partei hat nicht kein Programm, sondern beliebig viele Programme, von welchen sie jederzeitein beliebiges aktualisieren wird, wodurch sich die Parteizusammensetzung jederzeit beliebig verändert. Dabei werden pro Aktualisierung beleibige Parteimitglieder von anderen Parteien mitmachen, was die anderen Parteien auch beliebig variieren lässt.

Die Piraten müssten sofort total ausgeschaltet werden - oder sie schalten die Parteienpolitik aus. Da ersteres nicht mal mit den somalischen Piraten möglich ist und Jonny Deep alle Herzen für Piraten geöffnet hat, sage ich das Ende aller Parteien an.

Wer von der Piraten-Partei spricht, hat das Zeichen der Zeit noch nicht verstanden.

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Energie sparen - Januar 13, 2012

Unsere Autos brauchen nur noch 3 Liter Benzin und unsere Häuser haben einen Minimumenergiestandard, aber wir brauchen jedes Jahr mehr Energie. Warum?

Der Ausdruck Energieverbrauch impliziert eine verbrauchbare Energie, also eine andere Verwendung des Ausdruckes “Energie” als jene in der Physik, in welcher “Energie” - wie etwa Länge oder Gewicht - für eine Grösse steht und mithin nicht verbraucht werden kann - was aber auch nichts mit dem Energieerhaltungssatz der Thermodynamik zu tun hat.

Wo von Energieverbrauch die Rede ist, wird Energie meistens als Ware gesehen. Dabei tritt die Ware in den üblichen Formen als Material oder als Dienstleistung auf. Ich kann beispielsweise Kohle oder Oel kaufen und abstrakt sagen, ich habe Energie gekauft. Gekauft habe ich aber natürlich nicht Energie, sondern Kohle oder Oel, also eine gewöhnliche Ware mit einem anfassbaren Warenkörper, der als Energieträger fungiert. Ich kann mit elektrischem Strom aus der Steckdose mein Haus beleuchten und heizen. Dann muss ich den Strom bezahlen und kann sagen, ich habe Energie gekauft. Gekauft habe ich aber eine Dienstleistung, die darin besteht, dass jemand einen Generator betreibt und mein Haus in seinen Energiekreis als Verbraucher eingebunden hat.

In allen Fällen ist die Ware in bezug auf die physikalische Grösse “Energie” Joule quantifizierbar, ich bezahle aber natürlich nicht die Joules, sondern den Tauschwert der Ware. Es spielt keine Rolle, ob ich mein Heizoel in Kilogramm oder in Kilojoules messe.

Wenn ich “Energie” in diesem Sinne spare, spare ich Geld. Wenn ich Geld spare, muss ich das Geld anders ausgeben, wenn ich es nicht vergraben will. Wenn ich das Geld anders ausgebe, bezahle ich damit wieder “Energie”. Das heisst, ich kann keine Energie sparen. Und jeder andere kann es eben auch nicht, solange er noch Geld hat, das er nicht vergraben will. Autos mit modernen Motoren und Häuser mit guten Isolationen sparen keine Energie. Aber eigentlich ist ja klar, dass ein Auto oder ein Haus nicht sparen kann. Sparen könnte nur der Besitzer des Autos oder Hauses. Aber wie?

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Erklärung - Dezember 29, 2011

Ich kann beispielsweise darüber staunen, dass die Planeten auf bestimmten Bahnen um die Sonne rasen. Ich glaube, die meisten Menschen staunen darüber nicht so sehr, aber man kann es tun und nach einer Erklärung suchen. Indem ich eine Erklärung suche, mache ich das zu Erklärende zum Phänomen (zu etwas, was so erscheint, weil es einen Grund oder eine Erklärung dafür gibt).

Wie kann ich mir also das Verhalten der Planeten erklären? Ich glaube, es gab früher die Vorstellung, wonach die Gestirne in einem Firnament (Himmelskugel) befestigt sind und sich mit dieser Kugel drehen. Das ist für mich eine zunächst mögliche Erklärung, die aber etliche Frage offen lässt. Diese Erklärung steht dann wie jede Erklärung in Konkurenz zu anderen Erklärungen. Natürlich ziehe ich heute eine andere Erklärung vor.

Hier geht es mir aber darum, was Erklärungen in der Kybernetik sind, nicht darum, welche Erklärung besser ist. Das sich drehende Firnament kann ich mir als Mechanismus vorstellen. So kann ich mir erklären, dass ich die Gestirne was ich als Bewegung der Gestirne sehen kann.

Eine andere Erklärung wäre eine Art Analogie zu Flugzeugen. Jedes Gestirn ist ein Flugzeug, das relativ weit weg um die Erde fliegt. Auch das ist für mich eine mögliche Erklärung, die auch etliche Frage offen lässt, aber als Mechanismus grundsätzlich funktioniert, weil ich ja weiss, wie Flugzeuge am Himmel fliegen. Die aktuelle Erklärung ist auch ein Mechanismus. In diesem Mechanismus “fliegen” die “Flugzeuge” ohne Antrieb. Das können sie, weil sie in Bewegung sind und nicht gebremst werden. Sie würden geradeaus fliegen, was sie aber nicht machen, weil sie von der Sonne angezogen werden, was ich als Gravitation bezeichne. In diesem Mechanismus spielen andere Kräfte eine Rolle als in den beiden zuvor beschriebenen Mechanismen. Aber der Aufbau des Mechanismus ist in allen drei Fällen sehr ähnlich.

Als Erklärungen fungieren in allen drei Fällen dynamische Mechanismen, bei welchen ich immer auch fragen kann, wodurch die Bewegungen zustande kommen. Beim Flugzeug ist die Bewegung eine Folge des Antriebes, etwa der Porpeller in der Luft. Dann muss ich sagen, wieso die Propeller sich drehen usw usw. Das heisst, jede Erklärung fordert weitere Erklärungen - bis ich an einen Punkt komme, den ich nicht weiter erklären kann.

Ich habe jetzt sehr viele Worte gemacht. Mich würde sehr interessieren, was Sie davon halten.Für mich ist das eine Explikation dessen, dass die Kybernetik Inhalte von Blackboxes beschreibt: Es gibt immer verschiedene Möglichkeiten und es sind immer Mechanismen, also nicht nur Kräfte oder Prinzipen. Darin sehe ich den Unterschied zwischen Kybernetik und Naturwissenschaften.

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Politik - Dezember 10, 2011

Als Politik erscheint vordergründig eine Art Theater, in welchem sich wählbare Parlamentarier (und analog gedachte Rollenträger) in dem Sinne bekämpfen als sie Parteiinteressen in Machtdispositionen aufheben, die in Legalitäten - vorab in Wahlen - inszeniert werden.

In dieser Perspektive wird ein Konkurenzverhalten beobachtet, in welchem die Rollenträger ihren Parteiinteressen gemässe Strategien verfolgen. Von anderen Konkurrenzsituationen wird Politik so gesehen durch ein fiktives Gemeinwohl unterschieden, in welchem die Parteiinteressen aufgehoben sind, weil die Parteien alle das Beste für das ganze Volk wollen. Das “Politische” bezeichnet mithin ein divergentes Interesse am Ganzen, oder negative formuliert, das fingierte Gemeinwohl.

Die beiden vordergründigen Differenzen zur Politik sind Wirtschaft und Krieg. In der Wirtschaft geht es - in dieser Differenz - um das Wohl des einzelnen Unternehmens, im Krieg tritt anstelle von Macht Gewalt.

Wenn ich mich beispielsweise als gewählter Delegierter meiner Wohngemeinde für eine bestimmte Zukunft unseres Bezirkskrankenhauses einsetze, könnte man (und manche tun es auch) mich als Politiker sehen. Ich würde dann ein Parteiinteresse im Gemeinwohl vertreten. Leider kenne ich weder das eine noch das andere, das heisst, ich kann mich im obigen Sinne nicht als Politiker verstehen.

Ich finde meine Definition ist richtig und meine Praxis passt nicht zur Definition.

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Massenmedien - Juni 7, 2011

Als Massenmedien bezeichne ich Zeitungen, Radio, Fernsehen, usw., also journalistische Artefakte, die funktional zwischen einer Redaktion und einem Publikum vermitteln, indem sie Signale vermitteln, die als Schrift, Bild oder Ton usw. interpretiert werden.

Der Ausdruck “Massenmedium” wird im Alltag ziemlich diffus verwendet, da der Ausdruck eher als Eigenname für “das Informieren von Massen” fungiert. So kann man anhand einer Vereinszeitung oder anhand eines Theater darüber nachdenken, ob Bedingungen wie: an eine unbestimmte (weder eindeutig festgelegte, noch quantitativ begrenzte) Zahl von Menschen und somit öffentlich an ein anonymes, räumlich verstreutes Publikum gerichtet sinnvoll sind. Der Briefträger aber ist kein (Massen)medium, er transportiert - wenn er Zeitungen bringt - ein Massenmedium. Der Radio(empfangs)apparat gehört dagegen zum Massenmedium Radio, weil ich ihn wie die Zeitung verwende, wenn ich mich von der Redaktion informieren lassen will.

Mein Begriff “Massenmedium” ist auf einer anderen Ebene diffus: “Zeitung” steht sowohl für das Exemplar, das ich im Briefkasten habe wie auch für das Unternehmen, zu welchem die Redaktion gehört. Radio und TV sind noch komplizierter. Ich sehe aber von all dem ab, und verwende die Redaktion als Kriterium. Wenn sich eine Redaktion bildet, produziert sie ein Massenmedium.

Das Internet sprengt das Konzept eines Massenmediums, weil es von Massenmedien genutzt wird. Das Internet ist - in der hier gewählten Hinsicht - kein Massenmedium, weil es kein Redaktion hat (und eben nicht, weil es keine “Masse” bedienen würde).

Ich will hier nicht klären, was “Massenmedien” sind, sondern exemplarisch eine bestimmte Kommunikation, die eben mit “Massenmedien” bezeichnet wird, unter systemtheoretischer Perspektive genauer betrachten.

Wenn ich im Fernsehen einen Spielfilm anschaue, weiss ich, dass die Figuren Schauspieler sind, also Rollenhalter, die nicht miteinander sprechen, sondern einen dramatischen Text vorführen; wobei das Drama natürlich darauf beruht, dass ich dieses Wissen gerade nicht verwende, also nicht die Schauspieler, sondern die Figuren für wahr nehme. Wenn dagegen im Fernsehen eine sogenannte Talkshow gezeigt wird, weiss ich nie recht, ob die Beteiligten dieser Gesprächsrunde miteinander oder auf eine ziemlich verstörte Art mit mir sprechen. Aber Talkshows haben ja trotzdem die grössten Einschaltquoten - vielleicht, weil sie in gewisser Hinsicht des Publikums Fussballspielen sehr ähnlich sind.

Ich verhalte mich also angesichts Talkshows naiv und unterstelle, dass die Gesprächsgruppe ein Gespräch führt und ich - wie beim Fussball - im Publikum sitze. Dann sehe ich die Gesprächsgruppe als kommunizierendes System und ich bin aus dieser Kommunikation ausgeschlossen. Ich kann eigentlich gar nicht gemeint sein, denn die Gruppe weiss ja gar nicht, ob ich einen Fernseher habe und ob ich allenfalls zuschaue. Die Gruppe könnte denselben Prozess auch ohne Fernsehkamera durchlaufen - wenigstens im Prinzip, obwohl mir das oft sehr unwahrscheinlich scheint.

Systemtheoretisch ist die Gesprächsgruppe mit sich selbst beschäftigt, nicht mit mir. Natürlich kann die Gruppe dieses Gespräch so nur führen, weil es ein Fernsehpublikum gibt. Das Publikum und die Institution Fernsehen bilden sozusagen das Milieu, in welchem die Gruppe existieren kann, so wie ein Fisch Wasser oder ein Mensch Luft braucht, um seinen Lebensprozess aufrecht zu erhalten. Das Milieu ist aber System-Um-Welt, nicht Kommunikationspartner - oder sprechen Sie mit der Luft, die Sie zum Leben brauchen?

Natürlich kann man auch in diesem Fall beliebige Systeme betrachten. “Massenmedien” sind Medien, die sich an Massen richten. Dabei ist offengelassen, zwischem wem die Medien vermitteln. Traditionell ist wohl eine Redaktion gemeint, die ein Publikum formiert. Im Falle von Talkshows selektiert die Redaktion aber nur die Teilnehmer, die dann ihre eigenen Anliegen vertreten können. Die Talkshow ist in diesem Sinne kein Massenmedium, obwohl sie vor einem kaum abgegrenzten Publikum läuft. Die Talkshow läuft aber als Fernsehprogramm und gibt deshalb ein Beispiel dafür, wie man Fernsehen und Massenmedien insgesamt verstehen kann.

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Sinn als Deutungshorizont - Mai 17, 2011

Zweck und Funktion zwischen Ziel und Sinn

Einleitung

Ich realisiere hin und wieder, dass ich bezüglich der Begriffe Zweck, Sinn, Funktion, Ziel immer noch ziemlich viel Konfusion habe. Es gibt dazu einen wichtigen Aufsatz Behaviour, Purpose and Teleology von N. Wiener, der aber vor allem eine kybernetische Abgrenzung leistet. Ich versuche im Folgenden etwas Ordnung für mein Lexikon zu schaffen. Ich spiele die Begriffe innerhalb meines systemtheoretischen Frames anhand von Artefakten durch und werde dann andere Verwendungen der Wörter als Metaphern oder sprachliche Verkürzungen erläutern, was vielleicht Inversionen möglich macht, die den Ausgangspunkt bei Artefakten aufheben können.

Artefakt und Deutung

Wenn ich ein Artefakt, etwa ein paar zusammengenagelte Bretter als Sitzbank oder als Kunstwerk deute, beobachte ich das Artefakt in einem Deutungszusammenhang, in welchem ich mein eigenes Verhalten als Handeln deute. Ich kann beispielsweise ein paar zusammengenagelte Bretter als Sitzbank erkennen, so wie ich ein bestimmtes Verhalten in Bezug auf dieses Artefakt als mich auf die Bank setzten deuten kann.

Umgekehrt kann ich, wenn ich mich auf eine Bank setze, vom Sitzen und von der Bank abstrahieren und ein Verhalten und ein Artefakt erkennen, was ich auch jenseits von sich auf eine Bank setzen beschreiben kann. Die Bank wird dabei zu einem Gestell oder einem Konstrukt und mein Verhalten zu einer Reihe von Bewegungen oder Operationen eines Körpers oder eines Organismuses. Dabei mache ich auch Deutungen, die ich dann aber nicht als Deutungen bezeichne, weil ich die mir naheliegende Deutung “mich auf eine Sitzbank setzen” ja gerade weglasse (abstrahiere).

Meine möglichen Beobachtungen deute ich als verschiedene Deutungen. Ich kann in einer Beobachtung zweiter Ordnung, also in einer Beobachtung meiner Beobachtungen beispielsweise das Beobachten von Verhalten und Handlungen oder das Beobachten von Artefakten und gedeuteten Gegenständen unterscheiden. In der zweiten Ordnung erkenne ich wie die erste Ordnung zustande kommt.

Ziel

Wenn ich mich - in meinem Selbstverständnis deutend - auf eine Bank setze, verfolge ich in dem Sinne ein Ziel, als ich ein angestrebtes Ende meiner Handlung erkenne. Ich setze mich so lange bis ich sitze. Als Handlung bezeichne ich allgemein ein zielgerichtetes und mithih geplantes Verhalten. Handlungen folgen einem Plan und haben ein intendiertes Ziel, das ich in Bezug auf Verhalten in Form von Abschlussbedingungen beschreibe.

Zweck

Wenn ich die Sitzbank als Sitzbank wahrnehme, nehme ich damit wahr, dass dieses Artefakt zum Sitzen hergestellt wurde. Es gibt eine berühmte Episode, in welcher eine Badewanne als Badewanne wahrgenommen wurde, obwohl sie als Kunstwerk hergestellt wurde. Wahrnehmungen sind kontingent, aber wenn sie in Handlungen münden, sind sie oft entschieden. Wenn ich eine Sitzbank wahrnehme, schreibe ich ihr einen Zweck zu, weil ich sie als Mittel erkenne. Das, was in meiner Verwendung der Sitzbank als Ziel meiner Handlung erscheint, wird zum Zweck der Sitzbank. Quasietymologisch repräsentiert der Zweck das Ziel einer Handlung. Zweck hiess früher der Nagel, mit welchem die Schützenscheibe an den Baum geschlagen wurde, so das der Schütze, der in die Mitte der Scheibe zielte, den Zweck als Ziel seiner Handlung hatte.

Mit Ziel und Zweck unterscheide ich also Beobachtungsperspektiven. Das Mittel hat den Zweck, der als Handlungsziel bei der Verwendung des Mittels besteht. Der Zweck ist aber an das Mittel und nicht an die Handlung gebunden. Wenn ich handelnd das Ziel verfolge, mich zu setzen, kann ich eine Sitzbank als Mittel verwenden. Die Sitzbank hat deshalb den Zweck, sich setzen zu können, der in ihrer Gegenstandsbedeutung aufgehoben ist, wenn sie als Sitzbank und nicht als Kunstwerk hergestellt wurde. Ich kann den Zweck auch erkennen, wenn ich mich nicht auf eine Sitzbank setzen will. Aber ich kann den Zweck der Sitzbank nicht erkennen, wenn ich nicht weiss, dass man auf Bänke sitzen kann.

Sinn

Die Sitzbank als Sitzbank zu erkennen, bezeichne ich als Sinn erkennen. Es geht dabei nicht um den Zweck der Sitzbank, sondern darum, dass ich über eine Deutung verfüge, in welcher das Ding eine Sitzbank ist. Es geht also auch nicht um den Sinn der Sitzbank, sondern um den Sinnzusammenhang, in welchem die Sitzbank eine Sitzbank ist. Das literaturklassische Beispiel besteht darin, dass ich in 6 + 2 den Sinn erkenne, 8 zu sein, was heisst, dass ich eine Syntax erkenne, von welcher durch die drei einzeln dastehenden Zeichen (6, +, 2) überhaupt nichts zu sehen ist. Ich erkenne den Sinn des Ausdruckes durch einen Deutungszusammenhang, in welchem ich die drei Zeichen zu einem Ausdruck zusammenfüge. Und umgekehrt bestimmen meine Deutungszusammenhänge, was ich als sinnvoll wahrnehmen kann. Wenn ich etwas als etwas wahrnehme, erkenne ich seinen Sinn als mein Deutungshorizont.

Funktion

Wenn ich nach der Funktion eines Artefaktes frage, stelle ich dieses Artefakt in einen Kontext, in welchem es eine Teilaufgabe erfüllt. Thema ist also ein übergeordnetes System, innerhalb dessen dem Artefakt eine bestimmte Funktion zukommt. Der Zweck des Gegenstandes wird zur Funktion, indem er eine Anforderung in einem übergeordneten Zusammenhang erfüllt. Typischerweise spreche ich von einem Subsystem in einem System. Wenn ich beispielsweise nach der Funktion einer Heizung frage, habe ich vorausgesetzt, dass die Heizung Bestandteil einer Funktionsweise ist. Damit mir ein Haus wohnlich erscheint, braucht es eine bestimmte Temperatur, die ich mit einer Heizung gewährleisten kann. Der Zweck der Heizung ist Heizen und Heizen ist ein Funktion im Haus.

Mit Funktion und Zweck unterscheide ich also Beobachtungsperspektiven. Als Funktion erscheint mir der Zweck eines Gegenstandes, wenn ich den Gegenstand als Teil eines Ganzen beobachte, während die Funktion des Gegenstandes zum Zweck wird, wenn ich den Gegenstand selbst als Ganzes sehe.

Sprachkritik

Als Sprachkritik bezeichne ich das Vergleichen von Wortverwendungen. Das will ich hier tun. Es geht nicht um richtige oder falsche Wortverwendungen, sondern um die jeweiligen Implikationen von Wortverwendungen. Die Begriffe, die ich hier eingeführt habe, sind kontingente Beispiele für Wortverwendungen. Ich glaube, fast niemand verwendet diese Wörter so wie ich, und selbst ich verwende diese Wörter in vielen Zusammenhängen - quasi bewusstseinlos - auch belieg anders.

Ich spreche von einem uneigentlichen Wortgebrauch, wenn ich ein Wort nicht so verwende, wie ich es eigentlich verwende. Metaphern sind typische Beispiele dafür. Wenn ich eine Metapher verwende, verwende ich quasi ein falsches Wort, das ich nicht wörtlich meine. Wenn ich einen Menschen einen Esel nenne, meine ich nicht das Tier, sondern eben das, was ich im Kontext mit dem Ausdruck “Esel” bezeichne. Ich könnte vielleicht anstelle von: Du bist ein Esel, vollständiger sagen: Du verhälst Dich dumm wie ein Esel, oder ich könnte den Esel ganz weglassen und sagen: Du verhälst Dich widerspenstig und störisch.

Wenn ich beispielsweise vom Sinn einer guten Isolierung eines Hauses spreche, könnte ich den Zweck oder die Funktion der Isolierung meinen und den Ausdruck “Sinn” in einem ungefähren Sinn einer alltäglichen Unachtsamkeit verwenden. Ich könnte aber auch .. verkürzt ..

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Risiko - April 16, 2011

Als Risiko bezeichne ich zunächst eine Gefahr, die ich - im Sinne einer Prävention - vermeiden könnte. Ich fange mit einem simplen Beispiel. Wenn ich ohne Schirm unterwegs bin, riskiere ich im Regen nass zu werden. Das Risiko ohne Schirm aus dem Haus zu gehen, kann ich nur eingehen, wenn ich einen Schirm habe. Wenn ich einen Schirm habe und das Risiko eingehe, den Schirm zu Hause zu lassen, kann ich mein Nasswerden im Regen nicht als Schicksal bezeichnen, weil ich etwas dagegen hätte tun können.

Von Risiko kann ich in diesem Sinne nur sprechen, wenn ich eine Gefahr und eine Möglichkeit, diese Gefahr abzuwenden mitbedenke. Dass es regenen könnte, ist in diesem Sinne weder ein Risiko noch eine Gefahr, weil ich Regen weder herbeiführen noch verhindern kann. Regen ist vielmehr eine Voraussetzung des (Regen)schirms, mit welchem ich ein Stück weit verhindern kann, im Regen nass zu werden. Das so aufgefasstes Risiko ist mithin an eine Technik gebunden, die gegen eine Gefahr gerichtet ist und die ich in diesem Beispiel mit Abschirmen bezeichne. Zum Abschirmen kann ich beispielsweise das Artefakt Schirm verwenden, aber es gibt auch andere Techniken, um im Regen nicht nass zu werden.

Als Technik bezeichne ich die Kunst (techne) effizient und effektiv zu sein. Durch die jeweilige Technik, die ich gegen eine Gefahr einsetze, definiere ich, wie ich was als Gefahr wahrnehme. Der Regenschirm verweist auf die Gefahr, nass zu werden und begründet ein Risiko, weil ich den Schirm benutzen kann, ihn aber nicht benutzen muss.

Zunächst habe ich der Technik die Gefahr vorausgesetzt. Regen, der nass macht, war schon da, bevor ich einen Schirm erfunden oder gekauft habe. Die Technik habe ich als Abwendung von Gefahr gedacht. Aber jede Technik kann ihrerseits in zwei Hinsichten als Gefahr wahrgenommen werden. Jede Technik hat nicht intendierte Wirkungen und kann in eine weitere Intention eingebunden werden. Mit dem Schirm begrenze ich mein Gesichtsfeld, ich kann also Schaden erleiden, den ich ohne Schirm hätte voraussehen und abwenden können. Ich kann den Schirm aber auch als Waffe verwenden. Wenn ich mich mit einem Schirm gegen einen Angriff verteidige, also eine Gefahr abwehre, gebe ich dem Schirm eine weitere Bedeutung. Mit einem Schirm bewaffnet bin ich sozusagen eine Gefahr für die Gefahr gegen die ich den Schirm verwende. Für einen Räuber, der mich überfallen will, ist es gefährlich, wenn ich mich mit einer Waffe verteidige.

Wenn die Technik ihrerseits ein Wirkgefüge - also etwas kopmplizierter als ein Hammer- ist, unterliegt sie Störungen, die über sie hinaus Schaden verursachen können. Wenn bei einem Flugzeug der Motor versagt, geht unter Umständen nicht nur der Motor kaputt. Solche Techniken kann ich unter dem Gesichtspunkt ihrer Wirkung als Gefahrpotenzial sehen. Ein AKW erscheint mir dann nicht als Artefakt, sondern wie Regen als Etwas, was eine Gefahr begründet. Im Regen kann ich nass werden, bei einem AKW-Unfall kann ich verstrahlt werden. Ich kann diese Gefahren mit Technik abwehren, gegen Regen hilft ein Schirm, gegen Verstrahlung helfen Jodtabletten. Ob ein AKW-Unfall eintritt oder nicht, ist auf dieser Ebene wie Regen ein Ereignis, das kommt oder nicht. Die Gefahr ist also nicht der Unfall, sondern dass ich oder die Umgebung verstrahlt werden. Gegen die Verstrahlung helfen nicht nur Jodtabletten, sondern auch eine gute Abschirmung des Reaktors, beispielsweise durch ein Betoncontainment. Die Abschirmung eines AKW mache ich nicht individuell sondern der durch Gesetze und Vorschriften ermunterte AKW-Hersteller. Das ändert aber an der Sache nichts. Die Abschirmung ist eine Technik und begründet ein Risiko, weil sie verwendet werden kann oder nicht.

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Dreifaltigkeit in Japan: Erdbeben, Tsunami, AKW-GaU - April 8, 2011

Die Massenmedien melden im März 2011, dass Japan von einer Katastrophe heimgesucht wurde. Die Katastrophe, die zunächst als Erdbeben von Tohoku bezeichnet wird, wird dann in drei gravierende Ereignisse aufgetrennt, die aber als eine Art Dreifaltigkeit dargestellt werden: ein Erdbeben, ein Tsunami und ein AKW-GaU. Das Erdbeben wird als ausserordentlich stark bezeichnet, obwohl es als Erdbeben vergleichsweise geringe Schäden verursacht. Das Erdbeben wird aber in der Dreifaltigkeit als Ursache eines Tsunamis gesehen, welcher vergleichsweise sehr grosse Schäden verursacht. Schliesslich wird der Tsunami als Ursache eines AKW-GaUs gesehen, dessen Schadensbilanz lange Zeit gar nicht abschätzbar scheint, obwohl sich abzeichnet, dass der Schadens jenen des Tsunamis in bestimmten Hinsichten übertreffen wird. Erdbeben und Tsunami sind wie Vater und der geschickte Sohn, der AKW-GaU hat dagegen wie der Heilige Geist, eine etwas andere Qualität. Der Heilige Geist wird - auch in der Bibel - allegorisch als Symbol für etwas anderes verwendet.

Die Dreiteilung der Katastrophe in den deutschsprachigen Massenmedien dürfte weniger mit der christlichen Kultur im deutschen Sprachraum zusammenhängen als damit, dass der AKW-GaU einen Risikodiskurs ermöglicht, der die Massen der Medien selbstbezüglich betroffen macht. Das Erdbeben und der Tsunami im fernen Japan erzeugen eine Art Mitleid, die sich über Spenden (jeder Rappen zählt) bilanzieren lässt. Der AKW-GaU dagegen wird als Risiko behandelt, dem nicht nur die fernen Japaner unterliegen. Der GaU hat die beiden anderen Anteile der Katastrophe in den deutschsprachigen Massenmedien sehr rasch fast vollständig verdrängt, von den Folgen des Erdbebens wird praktisch nichts berichtet, von den Auswirkungen des Tsunamis sehr wenig. Der AKW-GaU erscheint in den deutschsprachigen Massenmedien als die eigentliche Katastrophe, die aber gerade nicht als mitleiderregende Katastrophe, sondern als Katastrophenrisiko diskutiert wird. Ich kann in den Medien selten etwas über die Japaner lesen, die durch die AKWs zu Schaden gekommen sind. Sie werden sozusagen zu den Opfern einer dreifaltigen Katastrophe gezählt - und ausgeblendet. In den Massenmedien wird in diesem Sinne nicht oder nur ganz am Rande über Japan und die Katastrophen dort geschrieben, geschrieben wird über Ängste und über Risiken, die im Empfangsgebiet der Medien vermutet werden.

Gegen die Erdbeben selbst kann man bislang nichts machen, aber die Berichte über die Katastrophe in Japan zeigen, dass man sich auch gegen sehr starke oder gar ausserordentlich starke Erdbeben wappnen kann. Gegen Tsunamis kann man auch nichts machen. Die Berichte zeigen, dass man sich bislang nicht hinreichend vor der Wirkung des Tsunamis geschützt hat. Die Unterscheidung zwischen Erdbeben und Tsunami macht im Hinblick auf die Katastrophe keinen Sinn, weil es dieselbe Katastrophe ist. Die Unterscheidung macht aber Sinn im Risikodiskurs. Die meisten Häuser am Strand waren so gebaut, dass sie dem Erdbeben standgehalten haben, aber nur wenige waren so gebaut, dass sie auch den Tsunami ausgehalten haben. An einigen Orten hat man die Häuser vor einem Tsunami durch Wälle geschützt. Das war teilweise fatal, weil der vermeintliche Schutz dazu führte, dass die Menschen vor dem Tsunami, der eben für viele Schutzmassnahmen zu gross war, nicht geflüchtet sind. Der vermeintliche Schutz ist - im Schadenfall - schlimmer als gar kein Schutz. Ein gewisses Risiko einzugehen, ist ein Risiko. Die Schutzwälle zu bauen, aber sie nicht hoch genug zu bauen, erzeugte ein eigenständiges Risiko, das nicht die Häuser betroffen hat.

Als Risiko bezeichne ich zunächst eine Gefahr, deren Wirkung ich (im Sinne einer Prävention) vermeiden könnte. Ich gebe ein Beispiel. Regen kann ich wie Erdbeben nicht abwenden. Wenn ich ohne Schirm unterwegs bin, riskiere ich nass zu werden. Das Risiko ohne Schirm aus dem Haus zu gehen, kann ich nur eingehen, wenn ich einen Schirm habe, während die Gefahr, dass es regnet, unabhängig davon existiert. Wenn ich keinen Schirm habe, bestimmt das Schicksal, ob ich nass werde. Wenn ich einen Schirm habe und das Risiko eingehe, den Schirm zu Hause zu lassen, kann ich das Nasswerden im Regen nicht als Schicksal bezeichnen, weil ich etwas dagegen hätte tun können.

AKW-GaUs sind im Unterschied zu Erdbeben und Tsunamis eine Gefahr, gegen die man etwas machen könnte, indem man auf AKW verzichtet. Genau in diesem Sinne ist die AKW-GaU-Katastrophe von anderer Qualität als die beiden anderen Teile der Dreifaltigkeit. Sie entstammt dem (heiligen) Geist, der die Menschen zu toolmaking animals macht. Als Risiko erscheint nun nicht mehr die vielleicht zu geringe Schutzmassnahme, sondern die Herstellung einer Gefahr, vor der man sich schützen muss. Dass AKW im Prinzip sehr gefährlich krepieren können, wird mir jenseits der dreifältigen Katastrophe in Japan - und auch unabhängig von Tschernobyl - klar, wenn ich sehe, mit wie viel Aufwand ich vor der Gefahr eines GaUs geschützt werde. Wenn von einem AKW keine Gefahr ausginge, würde es kaum unter so viele Auflagen gestellt und mit dicken Stahl- und Betonwänden umgeben, die zu seiner Funktionsweise nichts beitragen, sondern wie etwa ein Airbag im Auto nur möglichen Schaden abwenden sollen.

Die Hypostasen der Dreifaltigkeit sind sehr verschieden. Ein Erdbeben dient niemandem, also muss auch niemand darüber nachdenken, ob er ein Erdbeben haben will. Beim Erdbeben bezieht sich das Risiko darauf, wie viel Schutz wir uns leisten wollen. Als Gefahr ist ein AKW-GaU wie ein Erdbeben oder ein Tsunami. Deshalb stellt sich auch beim AKW, die Frage, wie viel Schutzmassnahmen wir uns leisten wollen. Aber beim AKW stellt sich eine zusätzliche Frage, weil die Herstellung eines AKW als Risiko wahrgenommen werden kann, was bei Erdbeben nicht möglich ist. Die Herstellung eines AKWs ist eine Handlung, über die wir gesellschaftlich verfügen und die ich reflektieren kann. Ich unterscheide deshalb zwei verschiedene Risiken, ein reaktives Risiko von Schutzmassnahmen und ein aktives Risiko, wo die Gefahr selbst hergestellt wird.

Dass die deutschsprachigen Massenmedien den AKW-GaU sehr viel ausführlicher thematisieren als die beiden andern Katastrophen sehe ich darin begründet, dass alle drei Katastrophen sehr weit weg stattfinden und die Massenmedien als Redaktionen eigentlich nicht betreffen, sondern nur reisserische Schlagzeilen liefern, dass aber diese Redaktionen, wenn sie ihre eigenen Schlagzeilen lesen, auf eigene Ängste zurückverwiesen werden. Dann wird die AKW-Katastrophe im fernen Japan Auslöser einer ganz anderen Geschichte, die sich hier abspielt. In vielen Massenmedien wird die eigene Angst in die Masse projiziert, indem sie schreiben, dass sich die Leser viel mehr für AKW-Politik interessieren als für die Leiden der Japaner. In dieser Inversion könnte man sagen, dass die Massenmedien mit ihren Berichten auf die Tatsache reagieren, dass es bei uns eine Anti-AKW-Bewegung, aber keine Anti-Erdbeben- und keine Anti-Tsunami-Bewegung gibt. Und die Anti-AKW-Bewegungen reagieren auf die hier beobachtete Risikodifferenz in dem Sinne mit Indifferenz, als sie nicht über Schutzmassnahmen bezüglich eines AKW-GaUs verhandeln, sondern eben gar keine AKWs wollen.

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Libyen oder die Wahl des Systems - März 21, 2011

In den Massenmedien wird berichtet, dass in Libyen militärisch auch mit Flugzeugen und Panzern gekämpft wird. Es eine Art Krieg im Gange.

Ich mache mir bewusst, dass jede Beobachtung perspektivisch ist - und das Dialoge dazu dienen, sich der Perspektiven bewusst zu werden. Ich stelle mir also die Fragen, wer kämpft wo und warum oder worum. Mit Libyen könnte ein Staat oder eine Nation gemeint sein, ich kann Libyen aber auch als geographische Angabe wie etwa Nordafrika lesen. Wenn ich an einen Staat denke, beeinflusst das meine Auffassung davon, wer wofür und gegen wen kämpft. Wenn ich Libyen nur als Ort verstehe, muss ich die Kampfhandlungen nicht auf staatliche Verhältnisse beziehen.

In den Massenmedien werden die Kampfparteien fast durchwegs als (diktatorische) Regierung und als (aufständische) Opposition bezeichnet (unabhängig davon, dass Gaddafi gemäss seiner Selbstbeschreibung kein Regieerungsamt ausübt). Unter diesem Gesichtspunkt scheint eine Art Revolution des Volkes gegen seine unterdrückende Regierung im Gange zu sein. Ich will aber auch in dieser Hinsicht etwas zurücktreten, weil ich nicht annehme, dass das aufständische Volk französische und us-englische Militärflugzeuge besitzt.

Ich beobachte, dass Flugzeuge und Panzer gegeneinander ins Feld ziehen. In dieser Feld-Perspektive, die ich analog etwa auf ein Fussballspiel anwende, erscheinen zwei “Mannschaften”, die mit allfälligen Zuschauern und Opfern des (Wett)Streites nichts zu tun haben. Die meisten Menschen, die im geographischen Bereich Libyen leben, beobachte ich als Zuschauer und Opfer, die für das von mir beobachtete Kriegssystem nur eine Umwelt darstellen und wegen der Geschlossenheit jedes Systems buchstäblich keinen Einfluss nehmen - so wie die brüllende Zuschauerschar nicht Fussball spielt. Ich bezeichne die im Kriegssystem operierenden Parteien willkürlich als Gaddafi-Klan und als dessen Gegner. Die Frage, worum gekämpft wird, beantworte ich zunächst ganz abstrakt mit Geld. Es könnte um Erdölerträge gehen, es geht sicher um die Verteilung von Vermögen. Das Vermögen kann ich aber auch als künftiges Produkt sehen, das den Gewinnern des Krieges zufallen wird, also beispielsweise die Steuergelder, die durch den Gewinn des Krieges angeeignet werden.

In den Massenmedien lese ich, dass Gaddafi aufgrund der Erdölvorkommen, die er ausbeute, über sehr viel Geld verfüge. Ich überlege mir also, wer zur Gaddafi-Partei gehört und mithin von diesem Vermögen profitiert und wer auf der anderen Seite um dieses Vermögen kämpft? Das ist einen ganz andere Fragestellung und eine ganz andere Perspektive, als wenn ich annehme, dass ein unterdrücktes Volk gegen eine Regierung um politische Rechte kämpft. Nochmals, es geht mir hier nicht darum, was wirklich der Fall ist, sondern darum, wie ich die Sache beobachte und was ich in Abhängigkeit meiner Perspektive wie für-wahr-nehme.

In der Schweiz gibt es eine Oel-Firma Tamoil, die bislang eindeutig zu Gaddafi gehört hat, und die die Ressourcen dieser Kriegspartei mitangehäuft hat. Diese Firma ist ein Gewebe von Aktien, die durch verschiedenste Verhältnisse verschiedensten Mensch gehören, die ich alle zusammen als ursprünglichen Gaddafi-Klan bezeichne. Nun könnte dieser Klan von aussen angegriffen werden. Das ist in der heutigen Zeit nicht so leicht vorstellbar, obwohl die jüngere Geschichte immer wieder eigentliche Eroberungskriege erzählt. Es ist noch nicht sehr lange her, dass der italienische Staat Libyen erobert und finanziell mehr oder weniger erfolglos ausgenommen hat. Dass ein Finanzimperium von einer Armee eines anderen Finanzimperiums oder gar eines Staates angegriffen wird, erscheint mir aber heute eher unwahrscheinlich. Eine andere Vorstellung besteht darin, dass der Gaddfi-Klan in sich zerfällt, weil er es nicht schafft, eine Geldverteilung zu finden, die den internen Kräfteverhältnissen entspricht.

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Risiko und Gefahr - März 19, 2011

Auch in der aktuellen AKW-Diskussion erscheinen mir viele Aeusserungen sehr schwammig. Von schwammigen Begriffe spreche ich, wenn die jeweilige Verwendungsweise nicht durch die implizierten Differenzen reflektiert wird, also wenn Begriffe für sich selbst sprechen müssen. In der AKW Diskussion fallen die Ausdrücke Gefahr und Risiko sehr häufig, ohne dass mitgesagt wird, wie die Ausdrücke zu verstehen sind. Ich meine nicht, dass Begriffe generell definiert werden können, weil ich die Bedeutung der Worte vom Gebrauch abhängig mache. Ich meine aber, dass die jeweilige Verwendung der Worte reflektiert werden kann, etwa durch die Erläuterung von implizierten Differenzen.

Differenztheoretisch kann ein Risiko als eine Differenz zwischen Risiko und Gefahr gesehen werden. Als Risiko bezeichne ich eine Gefahr, die ich (im Sinne einer Prävention) vermeiden kann (aber nicht vermeiden muss). Wenn ich ohne Schirm unterwegs bin, riskiere ich nass zu werden. Dieses Risiko kann ich nur eingehen, wenn ich einen Schirm habe, während die Gefahr, dass es regnet, unabhängig davon existiert.

Als Gefahr bezeichne ich latent wahrgenommene Schadenereignisse wie etwa nass oder verstrahlt zu werden. AKW-Brennstäbe verbinde ich mit der Gefahr verstrahlt zu werden. Ich kann das Risiko eingehen, mich vor dieser Verstahlung nicht oder nicht hinreichend zu schützen. Dieses Risiko kann ich genau soweit eingehen, wie ich mich schützen könnte, ohne es zu tun.

Das Herstellen von AKW-Brennstäben produziert Gefahr, nicht Risiko. Ob ich mich dieser Gefahr aussetze oder nicht, ist eine Frage die ich jenseits von Risiken abschätzen und entscheiden kann. Ich kann aber auch ein Risiko ins Spiel bringen, indem ich das AKW so baue, dass die Gefahr im Sinne einer Prävention gebannt ist. Dann kann ich mich fragen, ob ich das Risiko eingehen will.

Nachdem ich das Risiko einmal ins Spiel gebracht habe, muss ich mich fragen, ob ich das Risiko eingehen will, das Risiko einzugehen. Das Containment des AKW bannt die Gefahr der Verstrahlung, aber natürlich nur solange das Containment - etwa angesichts Erdbeben usw - hält. Das Containment begründet - jenseits von nicht beabsichtigten Nebeneffekten - keine Gefahr. Das Containment begründet ein Risiko, weil ich es weglassen oder nicht hinreichend gut bauen kann.

Und wo ich schon dabei bin: Ein AKW kann nicht sicher oder unsicher sein. Das kann nur ich. Ich kann sicher oder unsicher sein, dass keine Gefahr vorliegt (ganz unabhäng davon, was in welcher Realität der Fall ist). Und ich kann sicher oder unsicher sein, dass kein Risiko vorliegt.

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Text als Nicht-Ding - August 19, 2010

Ich erkenne Bestrebungen, die “was-ist-das”-Frage zu suspendieren, wo sie auf die Erläuterung von Gegenständen oder Dingen hinzielt. Damit verbunden ist ein Artikulierungsproblem, das ich anhand von Text erläutern will.

Klaus Kusanowsky etwa unterscheidet in der Tradition Luhmanns Lesen und Hören und postuliert, dass Hören die Wahrnehmung von flüchtigen Signalen sei, während das Lesen mit permanenten Objekten stattfinde. Typischerweise lässt K. Kusanowsky aussen vor, was permante Objekte sind, weil er keine “was ist das-Fragen” stellt. Damit verbunden ist auch sein unausgesprochenes Menschenbild in Form von Lesern und Hörern. In meiner Wahrnehmung kommen beim Hören wie beim Lesen Wellen in die Wahrnehmungsorgane, also flüchtige Signale.

In der objekt-orientierten Darstellung spreche ich beim Text von Zeichenkörpern, die das Licht strukturieren. Text erscheint dan als objektives Artefakt in meiner Um-Welt, das einer Objektpermanez (J. Piaget) unterliegt. Ich “sehe” den Text dort draussen, aber ich kann mir bewusst machen, dass ich das strukturierte Licht, das in meine Augen fällt, wahrnehme. Der Text springt nicht in meine Augen, sondern bleibt, wo er ist. In einem konstruktiven Sinn habe ich meine Wahrnehmung, durch welche ich den Text im Sinne einer mechanistisch gedachten Verursachung als Objekte vor meinen Augen erschliesse. Indem ich meine Wahrnehmung in einem bestimmten Sinn permanent halte, halte ich das Objekt für permanent. Wenn ich objektiv denke, lasse ich meine Wahrnehmung ausser Betracht und sehe dann Objekte in der Welt. Wenn ich meine Objekterfahrung reflektiere, verschwinden die Objekte dahingehend, dass ich mich selbst zu einem Objekt mache, das Wahrnehmungen hat, die “es” als Signale aus der Umwelt rationalisiert. Dieses wahrnehmende Objekt bezeichne ich als Mensch und selbstbezüglich durch “ich”. Es ist ein Objekt in meiner Welt, das in derselben Art fiktiv ist, wie alle anderen Objekte auch.

Die objektive Sicht kann ich zeichnend und sprechend darstellen, während ich für meine Wahrnehmung keinen Ausdruck finde. Wenn ich also von Text spreche, spreche ich von einem Objekt, das ein materielles Ding ist, das ich konstruieren kann. Wenn ich Text herstelle, also schreibe, koordiniere ich mein Verhalten so, dass ich den Text wahrnehmen kann, den ich herstelle. Ich forme dazu Material, ich stelle Zeichenkörper her.

Mein Text-Begriff führt dazu, dass ich auch Texte im Computer oder im Internet keineswegs als flüchtig bezeichnen würde, während K. Kusanowsky - und mit ihm die ganze Luhmann-Schule) in wilde Spekulationen über “digitale” Texte verfällt. Texte werden zu freischwebenden Medien, die sich beliebig verändern, und so jede Dokumentation unmöglich machen. Bei herkömmlichen Dokumenten, meint K. Kusanowsky würde sich im Diskurs belegen lassen, was im Original wirklich geschrieben steht, während bei digitalen Texten nicht nur die Leserinterpretationen, sondern eben auch die Texte selbst beliebig würden.

In meiner Interpretation versucht K. Kusanowsky die Luhmanntheorie der Medien (als buch-orientierte Gutenberg-Theorie) aufzuheben und zu zeigen, dass damit eauch eine bestimmte Art der Wissenschaft obsolet wird, während die Luhmannschule diese “Nicht-Ding”-Auffassung konservativ verwendet, indem sie verhindert, über Text als Ding nachzudenken.

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Text - August 19, 2010

Als Text bezeichne ich jede durch eine Grammatik (Chomskygenerator) generierte Menge von Zeichenketten, unabhängig davon, wozu ich sie verwende. Abstrakt, als Texte, sind sich ein Computerprogramm und ein Liebesbrief gleich.

Wenn Text nicht mentalistisch abgehoben, eine “(schriftlich fixierte) im Wortlaut festgelegte Folge von Aussagen” (LexiRom 1995), sondern ein von Menschen intentional hergestelltes Produkt (Artefakt) ist, kann man nicht nur nach seiner Wirkung, sondern auch nach seiner Gegenstandsbedeutung Holzkamp 1976:25ff) fragen.

Erläuterungen
- ‘Text’ ist eine abstrakt gesehene Beschreibung, wie der Zeichenkörper ein abstraktes Symbol ist.
- Das Alphabet ist kein Text, es dazu dient, die Zeichenkörper einzuführen.
- Ein Programm (Zeichenkörpermenge) ist ein Text ohne symbolische Bedeutung .
- Die Produktion von Text heisst Schreiben (siehe auch Schrift)
- selbstbezügliches Beispiel: was hier steht
- siehe auch: elektronisch gespeicherter Text

Die Gegenstandsbedeutung von Text liegt nicht in der Verwendung von Text und ist nicht eine irgendwie geartete inhaltliche Bedeutung, die mittels Text übermittelt werden soll, sondern die Bedeutung des gegenständlichen Textes selbst, also seine gegenständliche Funktion im übergeordneten Prozess.

Wer Text produziert, mag zwar einen von Menschen interpretierbaren Verweis intendieren, aber er konstruiert einen materiellen Gegenstand, also etwa eine pixelmässig geordnete Graphitkonstruktion (Zeichenkörper) die häufig auf einem Textträger, zb auf einer Karteikarte aufgetragen ist, die ich als Artefakt auffassen kann, ohne mich dafür zu interessieren, was der Text für wen bedeuten soll.

Ausführlicher im Aufsatz Hypertext oder Was heisst Konstruktion im konstruktivistischen Diskurs?

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Operationeller Materialismus - August 19, 2010

Als “operationellen Materialismus” bezeichne ich eine Auffassung, nach welcher die konstruktive Tätigkeit (Konstruktivismus), zwei Unterscheidungen verwendet: Form ud Material. Wenn ich ein Artefakt herstelle, muss ich Material formen. Material ist in diesem Sinne aber nicht Materie, die vorhanden ist, sondern etwas, was sich durch die herstellende Formgebung konstituiert. Wenn ich ein Schwert oder eine Sichel schmiede, forme ich etwas, was ich als Materiel bezeichne.

“Materialismus” bezeichnet so gesehen eine operative Sicht, in welcher ich bestimmte Unterscheidungen mache. Das hat nichts mit einer wirklichen Beschaffenheit einer gegeben Welt zu tun, sondern etwas damit, wie ich mir die Aneignung der Welt vorstelle.

In dieser Aneignung der Welt beobachte ich eine formbare Um-Welt. Und alles was ich formen kann, bezeichne ich als Material. Als Form bezeichne ich in diesem Zusammenhang genau das, was ich zeichnen kann. Wenn ich einen Tisch zeichne, dann zeichne ich dessen Form. Nebenbei bemerkt, meine Sprache taugt wenig, wenn ich Formen beschreiben muss. Hier gilt, dass eine Zeichnung mehr sagt als tausend Worte.

Wenn ich einen Tisch herstelle, forme ich beispielsweise Holz.

Zu “Materialismus” gibt es beliebig viele Auffassungen. Verbreitet sind Vorstellungen, die an ein naives Naturwissenschaftsverständnis anschliessen, in welchem man sich die Welt als Materie vorstellt, die beispielsweise aus Atomen und dergleichem besteht. Die Naturwissenschaften vor dem 20. Jhd. verkörperten solche Vorstellungen. Im 20. Jhd lösten sich aber diese Vorstellungen in Quanten und Dualismen auf. Für die aktuelle Naturwissenschaft spielt die Kategorie “Materie” keine Rolle, sie erscheint nur im vermittelden Diskurs, wenn Naturwissenschafter den Laien erzählen, womit sie sich befassen.

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Evolutionstheorien II - August 19, 2010

Ich mache mir ein paar Gedanken zu einem Interview, das R. Stichweh (offenbar ein kritischer Anhänger von N. Luhmann??) zum Thema Evolutionstheorie in den Sozialwissenschaften gegeben hat:

N. Luhmann sei einer der ersten (und bislang unter wenigen) gewwesen, der die Evolutionstheorie in die Sozialwissenschaft gebracht habe, nachdem diese wegen den Verfehlungen “Sozialdarwinismus und Eugenik” lange Zeit tabu war, obwohl C. Darwin den Bezug bereits gemacht habe.

Alle “Darvinismen” würden Elemente beschreiben, die konkurrieren und Reproduktionserfolg haben wollen. Wenn man die Elemente als Menschen begreife, werde es sozialdarwinistisch. Die entscheidende Frage sei, wie das Element gewählt werde. Die Elemente müssten beispielsweise Normen, Regeln, Kommunikationen oder Organisationen sein, dann drohe die Gefahr zum Sozialdarwinismus nicht.

RT: Die Formulierung “Elemente, die etwas wollen” ist evolutionstheoretisch schräg. Menschen wollen, aber die Evolution und ihre Elemente wollen nichts. In der Evolutionstheorie geht es gerade NICHT um Konkurenz, aber wohl in allen Darwinismen. Am Beispiel Wissenschaft könne man die verkürzte Luhmann-Auffassung “Variation, Selektion, Stabilisierung” darstellen. Jeder Textbeitrag in der Wissenschaft sei eine Variation dazu, wie die Welt gesehen werden müsste. Die meisten Beiträge würden aber negativ selektioniert, meistens dadurch, dass sie gar nicht wahrgenommen würden. Einige Hypothesen fänden Beachtung und würden widersprochen und kämen so in die Wissenschaft . Wenn eine These dann Bestand habe, werde sie im Sinne von Popper zu Wissen, das aber erst noch in ein übergeordnetes Gesamtwissen intergriert werden müsse. Dieser Prozess sei das, was in Luhmanns Triade als bezeichnet werde.N. Luhmann sei einer der ersten (und bislang unter wenigen) gewwesen, der die Evolutionstheorie in die Sozialwissenschaft gebracht habe, nachdem diese wegen den Verfehlungen “Sozialdarwinismus und Eugenik” lange Zeit tabu war, obwohl C. Darwin den Bezug bereits gemacht habe.

Alle “Darvinismen” würden Elemente beschreiben, die konkurrieren und Reproduktionserfolg haben wollen. Wenn man die Elemente als Menschen begreife, werde es sozialdarwinistisch. Die entscheidende Frage sei, wie das Element gewählt werde. Die Elemente müssten beispielsweise Normen, Regeln, Kommunikationen oder Organisationen sein, dann drohe die Gefahr zum Sozialdarwinismus nicht.

RT: Die Formulierung “Elemente, die etwas wollen” ist evolutionstheoretisch schräg. Menschen wollen, aber die Evolution und ihre Elemente wollen nichts. In der Evolutionstheorie geht es gerade NICHT um Konkurenz, aber wohl in allen Darwinismen.

Am Beispiel Wissenschaft könne man die verkürzte Luhmann-Auffassung “Variation, Selektion, Stabilisierung” darstellen. Jeder Textbeitrag in der Wissenschaft sei eine Variation dazu, wie die Welt gesehen werden müsste. Die meisten Beiträge würden aber negativ selektioniert, meistens dadurch, dass sie gar nicht wahrgenommen würden. Einige Hypothesen fänden Beachtung und würden widersprochen und kämen so in die Wissenschaft . Wenn eine These dann Bestand habe, werde sie im Sinne von Popper zu Wissen, das aber erst noch in ein übergeordnetes Gesamtwissen intergriert werden müsse. Dieser Prozess sei das, was in Luhmanns Triade als bezeichnet werde.

RT: Dann sagt R. Stichweh, dass Luhmann wesentliche Entwicklungen der Evolutionstheorie verpasst habe. Ich rechne aber Stichweh in die Luhmann-Theorie und nehme deshalb wahr, dass er diese Theorie um das verpasste nachführt, weil er ja die Theorie trotz diesen eklatanten Mängeln nicht verwirft. Eine wichtige Unterscheidung von Hull sei Interaktor / Replikator. Der Mensch beispielsweise ist ein Interaktor, aber der Replikator ist sein Genom, also ein kleiner Teil des Menschen.

RT: Das Beispiel r-hematisiert den Menschen als Element der Evolution, t-hematisiert aber biosoziologisch (Dawkins) das Gen, das selbstsüchtig etwas will. Darin erkenne ich sehr genau das, was ich als Sozial-Darwinismus bezeichne. Den Konkurenzkampf, sozusagen das Genteil der Evolutionstheorie.

Evolution sei eigentlich eine Theorie für über lange Zeiträume laufender Strukturwandel von Systemen. N. Luhmann hätte aber genau dafür bereits eine andere Theorie gehabt, nämlich eine Differenzierungstheorie. N. Luhmann hätte fast ausschliesslich mit historischer Empirie gearbeitet und dabei immer die Differenzierungstheorie verwendet, also für die Evolutionstheorie gar keine Verwendung gehabt.

Eine andere wesentliche Unterscheidung von Ernst Mayr, den Luhmann hätte kennen können/müssen, weil er in der Biologie der 40er Jahre ausserordentlich wichtig war, sei Mikro / Makro-Evolution. In der Mikro-Evolution ginge es um die Adaption eines Einzelwesens unter Umweltdruck, ein Vogel (oder ein Mensche) komme etwa per Schiff in eine neue Umwelt und passe sich dort an.

RT: In der Evolutionstheorie geht es gerade NICHT um Adaption, aber wohl in allen Darwinismen. Die Evolutionstheorie sieht nicht vor, dass sich ein “Element” (Stichweh spricht von Vögeln, wohl um nicht von Menschen zu sprechen) anpasst. Genau das Gegenteil wird postuliert. Es werden Elemente selktioniert, die passen, weil sich die Elemente nicht anpassen können.

In der Makro-Evolution verändert sich eine ganze Popultion etwa durch Isolation, etwa aufgrund eines Kontinentbruches oder einer Gebirgsaufwerfung.

RT: Zu diesem Mechanismus sagt Stichweh hier nichts weiter.

In der Soziologie könne man Evolution für den Mikrobereich verwenden und die Differenzierungstheorie für den Makrobereich, wobei die Segmetierungsansätze der Soziologie nicht hinreichend komplex und zu statisch seien.

RT: Stichweh sagt hier nichts zur Differenzierungstheorie, ausser dass ihr die Evolutionstheorie irgendwie fehlt. Er gibt aber ein Beispiel, wie er sich die Sache denkt:

Kreationismus (es seien eher die Evangelischen als die Katholiken; die dieser Theorie anhängen) sei ein Produkt des Funktionssystems Religion, welches in Konkurenz Funktionssystemen Wissenschaft stehe. Die Evolution kann solche Konkurenzen in der Schwebe halten. Es gibt ja neben den Menschen immer auch noch Ameisen.

RT: Dann sagt Stichweh, wozu Darwinismus gut sei:

Wegen Darwin würden wir damit leben können, das wir nicht die Krone der Schöpfung seien. Vor Darwin (oder im Kreationismus) hätten die Menschen gott-gleich sein wollen. Jetzt müssen sie einsehen, dass sie eher den Würmern gleichen.

RT: Stichweh bezeichnet die Einsicht, dass er nicht gott-gleich ist, als Enttäuschung, während ich von Kränkungen des Verstandes spreche. Er ist froh, dass er ent-täuscht worden ist (ich glaube ohne das Wortspiel zu erkennen).

Nicht ent-täuscht bin ich von Stichwehs Interview, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass die Luhmannschule die Evolutionstheorie vom (Sozial)Darwinismus unterscheiden könnte. Luhmann hat sich solchen Problemen damit entzogen, dass er DEN Menschen als Teil der Umwelt DER Gesellschaft gesehen hat. Es könnte sogar sein, dass N. Luhmann realisiert hat, dass er besser bei der hier nicht näher bezeichneten Alternative “Differenzierungstheorie” geblieben ist, als sich die Finger an einer nicht begriffenen Evolutionstheorie (die auch durch die Ansätze von Hull und Mayr nicht besser geworden wäre) zu verbrennen.

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Evolutionstheorien - August 8, 2010

Kopernikus zog die Erde, auf der er lebte, aus dem Zentrum der Welt. Darwin zog die Gestalt, in der er lebte, aus dem Zentrum der Schöpfung. Freud zog das Bewusstsein, in dem er lebte, aus dem Zentrum seines Handelns. Der Mensch dieser Wissenschaften ist ein zufälliges Wesen (der Evolution) an einem zufälligen Ort (auf einem Planet der Sonne der Milchstrasse der …), das sich zufällig (un- und unterbewusst) verhält. Universum, Evolution und Unbewusstes sind Elemente der herrschenden Ordnung, also Elemente der Ordnung der Herrschenden. Universum, Evolution und Unbewusstes sind (wissenschafts-)kulturell die letzten Konsequenzen daraus, dass die Herrschenden, die über Objekte herrschen, ihr Erleben und ihre Erfahrungen in Form einer objektiven Welt wahrnehmen (müssen), welcher sie - wie das Wort sagt - als verantwortungslose Sub-Jekte unterworfen sind. Die Herrschenden können nichts dafür, dass die Evolution sie zu dem machte, was sie sind. Sie spielen ihre Rolle als Rolle in einer gewalt/igen Institutionalisierung, in welcher die Rolle bestimmt, was der Rolleninhaber tut. Die brutalste (nackeste) Formulierung dieser Welt ist Luhmann’s soziales System, in welchem Menschen wie Zellen eines Organismuses nur noch als psychodelische Träger der mit Eigenleben ausgestatteten Institutionen fungieren, also gar nicht mehr vorkommen.

Diese Ordnung, welcher Subjekte unterworfen sind, bezeichne ich als die objektive Ordnung. Es ist die objektive Ordnung der Realien und Unterscheidungen, die wissenschaftlich beschrieben werden (können). Die Wissenschaftler der objektiven Ordnung, die die Evolutionstheorie erfunden haben, beobachten und beschreiben Objekte und Verhältnisse dieser Objekte, so wie sie sind.

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dia logos (durch das Wort) - August 2, 2010

ich weiss noch nicht recht was wozu ...

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