Differenztheoretisch nehme ich Daten als Differenz zwischen Daten und Formularen wahr (das heisst, ich denke an dieses Verhältnis, wenn ich von Daten spreche).
Als Datum bezeichne ich ein Zeichen, das einen Formularinhalt repräsentiert, also das, was auf ein Formular geschrieben wird. Das Formular bestimmt den Interpretationsraum des Datums.
Beispiel:
Die Zahlen, die in einer Adresse vor dem Ort stehen, bilden das
Datum "Postleitzahl".
die Zahlen, die in einem Brief hinter dem Ort des
Absenders stehen, bilden das Datum "Datum".
Daten haben mithin die Struktur von Variablen, sie sind die Differenz zwischen einer Domäne und dem Wert der Domäne (das heisst, ich denke an die Ausprägungen, die Daten annehmen, wenn ich von Daten spreche).
Anmerkungen:
Diese Informationstheoretische Auffassung entspricht dem gesunden (!) Menschenverstand. Als Datum gilt beispielsweise 8 Uhr (das ist ein Sachverhalt), Als Information gilt, das der Zug um 8 Uhr fährt (das wird als Proposition bezeichnet) und ich kann dann wissen, dass ich beispielsweise mit diesem Zug nicht vor 8Uhr am Reiseziel sein kann (das wird als prognostisches, explanatorisches Wissen bezeichnet). |
Literatur:
Vgl. Keil-Slawik, 1985, 119.
Der Ausdruck Daten wird sehr verschieden verwendet: "Aufgrund der häufigen Verwechslung der technischen Kategorie "Daten" mit der sozialen Kategorie "Information" (...)" (TR Transfer Nr. 35, 1994, S. 33).
Seit von J.von Neumann entdeckt hat, dass wir Programme und Daten in unseren Maschinen gleich modulieren, zählen wir die Programme auch zu den Daten. Im Alltagsbegriff "Daten" steckt via Datum, dass Daten in einem bestimmten Format geschrieben sind. In der Computerterminologie hiessen ursprünglich jene Zeichen "Daten", die zum Zweck der Auswertung, beispielsweise auf Lochkarten, materialisiert wurden. Als man mit Computern auch unformatierte Texte verarbeiten konnte, nannte man alle Zeichen, die verarbeitet wurden, Daten (110). Mittlerweile ist "Daten" ein ziemlich sinnlos gewordener Begriff, weil es heute keine Zeichen mehr gibt, die man mit dem Computer nicht in irgendeinem Sinne verarbeiten kann (111). Wir verwenden ihn pragmatisch anstelle von Zeichen, um den entsprechenden EDV-Kontext mitzuvermitteln. Wo wir die Symbole mit der Maschine nur transportieren und verwalten, bezeichnen wir die Symbole als Daten im engeren Sinne. Wo unsere Symbole für Schaltungs- oder Speicherzustände stehen, also die jeweilige Maschine in einer gewissen Hinsicht abbilden, sprechen wir von Programmen.
Als Maschinensprachtexte im engeren Sinne bezeichnen wir nur Daten, die Programme repräsentieren (112). Programme, die in der Maschinensprache geschrieben sind, sind zunächst wie jedes höhere Programm nichts anderes als Beschreibungen der jeweiligen Maschine. Allerdings zeigen diese Beschreibungen durch ihre Unlesbarkeit ihren Charakter besonders deutlich: sie zeigen, dass sie nicht als Beschreibungen intendiert sind. Intendiert sind Manipulationen, die die gewünschten Schalterstellungen ergeben.(Todesco, Technische Intelligenz:127f).