H. Maturana:
"Die Organisation einer Maschine, sei diese autopoietisch oder allopoietisch, legt lediglich Relationen zwischen Bestandteilen und Regeln für deren Interaktionen und Transformationen fest, und zwar so, daß die Bedingungen der unterschiedlichen Maschinenzustände angegeben werden, die als notwendiges Ergebnis auftreten, wenn Bedingungen der angegebenen Art tatsächlich verwirklicht werden.
"Zwecke" und "Funktionen" haben keinerlei Erklärungswert im Bereich der Phänomene, da sie nicht als kausale Elemente an der Neuformulierung irgendeines Phänomens mitwirken. Das schließt keineswegs aus, daß sie für die Orientierung des Zuhörers auf einen spezifischen Bereich des Denkens hin geeignet sein können. Jede Vorhersage eines zukünftigen Maschinenzustandes besteht daher nur in der Vorwegnahme eines der Folgezustände der Maschine im Bewußtsein eines Beobachters, und jeder Bezug auf einen früheren Zustand, um einen späteren in funktionaler oder zweckorientierter Weise zu erklären, besteht in einer vom Beobachter hergestellten Beschreibung, die durch die gleichzeitige geistige Vorstellung der beiden Zustände ermöglicht wird und im Bewußtsein des Zuhörers eine entsprechend reduzierte Vorstellung der Maschine erzeugt. Jegliche Maschine und jeglicher ihrer Teile oder ihrer Prozesse, die einem vorhersagbaren Lauf folgen, kann daher von einem Beobachter so beschrieben werden, als besäßen sie einen Plan, einen Zweck oder eine Funktion, solange der Beobachter diese Maschine mit Bezug auf den übergeordneten Zusammenhang in angemessener Weise handhabt.
Wenn daher lebende Systeme physikalische autopoietische Maschinen sind, wird die Teleonomie zu einem Konstrukt der Beschreibung, das nicht die Merkmale ihrer Organisation aufdeckt, sondern die Konsistenz ihres Operierens innerhalb
des Bereiches der Beschreibung zeigt. Lebende Systeme sind als physikalische autopoietische Maschinen zweckfreie Systeme."
(Maturana: Erkennen:191).
R. Keil:
"Generell kann man sagen, dass Funktionen beschreiben, wie ein technisches System auf Einwirkungen des Menschen oder Signale und Impulse anderer technischer Systeme reagiert. Die Gesamtheit der Funktionen gibt also an, welche Einwirkungen bzw. Eingaben insgesamt zulässig sind; die Funktionalität ist somit das wesentliche Merkmal im Hinblick auf die zweckbestimmte Verwendung" (Keil-Slawik, 1990 , 81).
N. Luhmann:
"Zunächst müssen wir uns also über den Gebrauch des Begriffs der Funktion verständigen. Wir abstrahieren diesen Begriff sowohl von mathematischen als auch von teleologischen oder empirisch-kausalwissenschaftlichen Verwendungen. In der Abstraktion bleibt als Funktion ein Bezugsproblem zurück, das mehrere Lösungen annehmen kann. Da es anderenfalls kein Problem wäre, kann man eine Funktion auch als Einheit der Differenz von Problem und mehreren, funktional äquivalenten Problemlösungen definieren, gleichviel ob eine oder mehrere Problemlösungen schon bekannt sind oder nicht. Die Problemlösung kann im Erreichen eines Zwecks bestehen oder auch in der Konkretisierung von mathematischen Gleichungen (=Variationskonditionierungen) oder im Finden einer Antwort auf eine Was- oder Wie-Frage. Der mit Funktionalisierung angestrebte Gewinn liegt nicht in der Problemlösung selbst (denn es kann sich ja auch, ja es wird sich zumeist um längst gelöste Probleme handeln), sondern im Hinweis auf eine Mehrheit von funktional äquivalenten Problemlösungen, also in der Etablierung von Alternativität oder funktionaler Äquivalenz."
(Luhmann, Religion der Gesellschaft:116f)
N. Luhmann bezeichnet mit Funktion, dass ein Problem mehrere äquivalente Lösungen hat. Ich vermute, dass das etwa so gemeint ist:
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siehe auch funktionales Denken