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Mit der Wortendung "-ik" verweise ich auch auf eine relative Indifferenz zwischen Gegenstand und Lehre, die dann durch die Wortendungen "-logie" und "-nomie" aufgehoben wird.

Als Pädagogik bezeichne ich ein Disziplin, die sich - normativ und/oder empirisch, respektive präskriptiv oder deskriptiv - mit Lehrplänen und Unterrichtsmethoden befasst.

Die Pädagogik als Disziplin beruht auf einer institutionalisierten Inversion der ursprünglichen Tätigkeit des Pädagogen. Das dem Fremdwort zugrunde liegende griechische Substantiv paid-agogos, bedeutet wörtlich "Kinder-Führer". Das Wort bezeichnete einen Sklaven, der die Kinder aus dem Hause der Eltern zu den Lehrern und von dort wieder nach Hause zurück geleitete, also jemanden, der den Weg zur Lehre überwachte oder die Kinder allenfalls zum "Erzieher" gezogen hat.
Im Sinne eines "Betreuers" gelangte das Wort über das lateinische paedagogus im 15. Jahrhundert als Fremdwort ins Deutsche, wo es zuerst speziell für Privatlehrer verwendet wurde, die eigentliche Beauftragte der Eltern ihrer Zöglinge waren. In diesen Verhältnissen wurde der Pädagoge zum Medium der Belehrung, weil er die Lehre sozusagen ins Elternhaus der Zöglinge gebracht hatte, so dass der Meister nicht mehr besucht werden musste. Die Hauspädagogen verpflichteten sich dabei zunehmend auf Wissen, weil sie keine Meister waren. Ihr Können beschränkte sich zunehmend auf das Überbringen von Wissen, für welches man nur lesen und schreiben können muss, was ja keiner grossen Meisterschaft bedarf.
Die Auswahl des Wissens wurde rasch als Schule institutionalisiert, in welcher Pädagogen festlegten, was wissenswert war und wie das Wissen aufbereitet werden muss, damit die Funktion der Erziehung erhalten blieb. Die damit verbundene typische Didaktik besteht darin, den Schülern am Anfang möglichst viele kontextfreie Fakten und Regeln zu vermitteln. In der Perspektive des Pädagogen muss der Schüler darauf vertrauen, dass er etwas für ihn wichtiges lernt. In der Perspektive des Schülers braucht es keinerlei Vertrauen, er muss ja Prüfungen ablegen, und genau dafür ist der Schulstoff ohne Zweifel wichtig, auch wenn der Zusammenhang zur je eigenen Praxis nicht erkennbar ist. Als Lehrling eines Meisters bleiben mir die Fakten und die Regeln längere Zeit verborgen, aber nie der Sinn oder der Nutzen dessen, was ich lernen soll.
Die Erziehung besteht darin, dass der Schüler lernt, was er lernen soll, und vor allem darin, dass er dieses Wissen, das Dogma ist, nicht hinterfragen soll. In einer zweiten Phase wird der Schüler vom Belehrenden angehalten die zunächst kontextfreien Regeln auf ausgewählte Verhältnisse anzuwenden. Damit erreicht die Erziehung eine präformierte Sichtweise auf die so gesehenen Verhältnisse.

Konkret ist diese Pädagogik beispielsweise darin, dass sie Naturwissenschaften unterrichtet, aber keine Technik. Wissenschaft wird dabei als Allgemeinbildung aufgefasst, während Technik eher in die Ausbildung zu gehören scheint. Innerhalb der Physik werden Galilei, Newton und Einstein hervorgehoben, die alle drei keinen signifikanten Beitrag zur Technik geleistet, aber eben eine abstrakte Naturlehre entwickelt haben. Durch die von den Belehrenden dann ins Unterrichtsspiel gebrachten Anwendungen wird anheischig gemacht, dass die Erkenntnisse der Physik die Grundlagen der Technik bilden, einer Technik, die gerade ohne diese Physik entwickelt wurde.


Ausführlicher in: Todesco, R.: Pädgagogik und Jenseits von Pädgagogik und Didaktik.

Manchmal wird die Didaktik als Teilgebiet der Pädagogik aufgefasst, dann werden sinnigerweise auch die Bestimmungen der Didaktik der Pädagogik zugerechnet.


 

Eine konstruktivistische Pädagogik fokusiert das Lernen, nicht den zu lernenden Gegenstand. Sie ist lernorientiert, nicht sachorientiert. Anhand eines einfachen Beispiels erläutert Ernst von Glasersfeld:
Ein Schüler sagt, das 2+ 3 = 6 ist. Jetzt ist nicht die Frage, ob das richtig oder falsch ist, sondern, was der Schüler macht, um zu diesem Resultat zu kommen.

Pädagogik und Didaktik sind Strategien, die das Lehren anstelle des Lernens setzen. Vergl. Jenseits einer konstruktivistischen Pädgagogik.

siehe auch Schwarze Pädagogik


 

LexiRom (Duden/Meyer) schreibt:

Pädagogik: Wissenschaft von der Erziehung und Ausbildung.
- Die normative Pädagogik geht von einem außerhalb ihrer selbst begründeten ethischen, religiösen oder konventionellen Normensystem (Wertgefüge) aus, erarbeitet auch selber Normen und Werte.
- Die geisteswissenschaftliche oder hermeneutische Pädagogik sucht die aktuelle, geschichtlich gewordene Erziehungspraxis in Sinn, Struktur und Bedingtheit zu verstehen, um die pädagogische Zielsetzungen weiterzuentwickeln, wobei tradierte Werte (Normen) wie Freiheit und Selbstbestimmung im Mittelpunkt stehen.
- Die erfahrungswissenschaftliche oder empirische Pädagogik (auch Erziehungswissenschaft) will mit Hilfe eines differenzierten Instrumentariums (Beobachtungen, Interviews, statistischen Erhebungen, Experimente, Tests) die Erziehungswirklichkeit beschreiben und erklären sowie hieraus Prognosen über pädagogische Phänomene formulieren.
 
- Gegenstand der Schul-Pädagogik sind allgemeine Didaktik und Methodik (heute auch Unterrichtsforschung genannt), Gymnasial-Pädagogik, Recht, Verwaltungsform und Organisationsstruktur der Schule sowie deren Stellung in der Gesellschaft.
 
- Berufs-, Wirtschafts- und Arbeits-Pädagogik befassen sich mit den Bedingungen der Arbeits- und Wirtschaftswelt, um die Entwicklung des Berufswesens einschätzen und für die Gestaltung von Arbeitsplatz und Ausbildung Empfehlungen geben zu können.
- Die Sozial-Pädagogik befaßt sich mit den Schwierigkeiten, die sich für zahlreichen Menschen aus der Unübersichtlichkeit des modernen Lebens ergeben und forscht nach der richtigen Weise der Beratung und Hilfestellung.
- Die Früh-Pädagogik beschäftigt sich mit den Bedürfnissen des Kindes im Vorschulalter, insbesondere mit Fragen der Fremdbetreuung (Tagesmutter), der Adoption und sonstigen familienpolitischen Maßnahmen.
- Gegenstand der Erwachsenen-Pädagogik ist eine empirisch fundierte Theorie des Lehrens und Lernens in der 2. Bildungsphase.
- Die Sonder-Pädagogik ist die Theorie und Praxis der Erziehung und Unterrichtung von behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Kritik: zum LexiRom:

Statt zu erläutern, was Pädagogik ist, werden beliebige Unterabteilungen aufgelistet. Dass sich die empirische Pädagogik empirsch verhält und dass sich die Arbeitspädagogik mit der Arbeit befasst ist nicht sehr erhellend.
Die Gegenstandsbestimmung der Pädagogik fehlt, dafür wird eine Gegenstandsbestimmung für Schul-Pädagogik geliefert, die so abstrakt ist, dass sie wohl für jede Pädagogik gelten könnte - wenn sie plausibel wäre. Sie wiederspieglt aber nur das Curriculum eines durchschnittlichen Pädagogik-Studiums, also einen Verschnitt von vielen Einzelwissenschaften wie Didaktik, Recht und Soziologie.
Selbstreferentiell bestimmt die Pädagogik natürlich auch den Lehrplan der Pädagogik.


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