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Die Wikipedia bestimmt den Begriff anders, erkennt aber immerhin das hier gemeinte Homonym (siehe unten zur Geschichte).

In der Soziologie verwende ich den Terminus "Sozietät" zur bewussten Unterscheidung von "Gesellschaft" in der Alltagssprache, zur Kennzeichnung des Gegenstandes der Soziologie.
Ich bezeichne mit Sozietät eine Menge von Subjekten einer impliziten Verfassung, die durch gemeinsame Normen, Anschauungen und Interessen die Vorstellung einer "Zusammengehörigkeit" entwickelt haben, aber nicht durch ein gemeinsames Wohngebiet gekennzeichnet sein müssen.
Insbesondere verwende ich "sozietal", weil "sozial" in der Alltagssprache nicht gesellschaftlich meint, sondern vor allem "gemeinschaftlich in einem gut(gemeint)en Sinne". Wer andern hilft, ist sozial, wer andere belügt ist in diesem umgangssprachlichen Sinn asozial. Beides ist sozietal, als es gesellschaftliche Verhaltensweisen sind.

Ich spreche von Sozietäten, wenn die Gesellschaften noch keine bewusste Institutionaliseirung haben, also noch in einem Übergangsfeld zu einer Gesellschaft sind. Die Entstehung der hellenistischen Polis begreife ich als sozietale Prozess, in welchem sich verschiedene Haushalte zusammenraufen.

Bei uns gibt es eine inverse Verwendung des Ausdruckes für Partnerschaftsgesellschaften (vor allem bei Anwälten), die zwar ihre Geschäftfälle teilen, aber kein gemeinsames Unternehmen führen - was der Polis ziemlich gut entspricht. Die Inversion sehe ich darin, dass die Kanzlei entwickelt ist, aber von Sozietären nicht als Geschäftsform gewählt wird, während in der Zeit der Polis noch keine Gesellschaften existierten.


 

Die Sozietätsgeschichte behandelt als Teil der Kommunikationsgeschichte historische Personenverbünde und Netzwerke, insbesondere die Geheimbünde, Orden, (politische) Clubs und Vereine und andere vor allem im 18. Jahrhundert auftauchende überständische, vorwiegend bürgerliche, auf Austausch und Kommunikation ausgerichtete Organisationen und allgemein Formen der Vergesellschaftung. Hier gehören vor allem die arkanen Sozietäten der Freimaurer, Illuminaten und der Gold- und Rosenkreuzer und deren Verflechtungen zu den Gegenständen der Forschung, aber auch nicht-arkane Sozietäten, zum Beispiel gelehrte und studentische Organisationen.


 
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