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Das Ausdruck "sozial" wird umgangssprachlich oft diffus für (mit)menschlich, dabei aber akzentuiert anders verwendet als gemeinschaftlich. Oft steht sozial synonym zu fürsorgend, gemeinnützig, hilfsbereit, uneigennützig, wohltätig. Gute Menschen verhalten sich sozial, das "gut" bezeichnet in diesem Fall tautologisch das Soziale. Mit dem Adjektiv oder dem Adverb wird oft bezeichnet, dass jemand sich an geltende oder angestrebte Verhaltensnormen hält, wer das nicht tut, ist dann a-sozial.
Sozial hat eine politische Konnotation, die vor allem im Ausdruck sozialistisch bezeichnet wird.
Das alltagssprachliche sozial reflektiert die Autopoiese der sozialen Verhältnisse.

siehe auch gemein, was umgangssprachlich eine Art Gegenteil von sozial bezeichnet, obwohl von gemeinnützig gesprochen wird.

Als sozial bezeichne ich ein Verhalten (und adjektivisch verkürzt das Subjekt diese Verhaltens), wenn ich das Verhalten auf gesellschaftliche Verhältnisse beziehe. Sozial bezeichnet in diesem Sinn die Differenz Gesellschaft/Gemeinschaft. Menschen könnten gemeinschaftlich leben (Utopie). Sie können aber in "Gesellschaften" (Hypostasierung der gesellschaftlichen oder eben sozialen Verhältnisse) leben.
Sozial ist dann ein Bezeichnung dafür, sich innerhalb jener gesellschaftliche Normen zu verhalten, die der Erhaltung jener Gesellschaft dienen.

Mit dem Präfix bei Substantiven, etwa in Sozialwissenschaft oder Sozialversicherung, wird gemeinhin auf gesellschaftlich geregelte Verhältnisse verwiesen, die ihrerseits als genormt aufgefasst werden.

Sozial kommt vor in:

Zwar nicht entscheidend, aber doch bezeichnend für Fehlübersetzungen ist, daß das Wort ,sozial' nur im Lateinischen existiert und keine Entsprechung in der griechischen Sprache oder im griechischen Denken hat. Wesentlicher ist, daß das Wort societas ursprünglich im Lateinischen eine klare, wenn auch begrenzte politische Bedeutung hatte; es bezeichnete ein Bündnis, in das Menschen miteinander für einen bestimmten Zweck traten, also z. B. um sich die Herrschaft über andere anzueignen oder auch um ein (anderes) Verbrechen zu begehen. Erst als man später begann, von einer societas generis humani, einer Gesellschaft des Menschengeschlechts, zu sprechen, konnte man auch meinen, daß es zur Natur des Menschen gehöre, „sozial" zu sein, also in Gesellschaft zu leben. (H. Arendt: Vita S. 34)

"Ein Betrieb solle sich, wie man heute sagt, auch um die sozialen Belange seiner Mitarbeiter kümmern - so als ob gemeinsame Arbeit noch nicht ohne weiteres „sozial" sei." (Luhmann, Organisation und Entscheidung) An solchen Stellen zeigt Hr. Luhmann seine Perspektive und seinen Charakter - und natürlich, wie er sich soziale System vorstellt.

siehe auch Sozietät, soziale Medien


Die erste Sozialversicherung in der Schweiz war die Militätrversicherung 1874


 
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