Salopp: Tauschen heisst täuschen
Jesus sagte: Geben ist seliger als nehmen. Das kann ich auch so lesen: In der Gemeinschaft wird gegeben, in der Gesellschaft wird getausch, in der anonymen Gesellschaft wird beim Tauschen getäuscht. |
Als Tauschen bezeichne ich ein gegenseitiges Übertragen von verschiedenen aber gleichwertigen Gebrauchswerten in Form von Gegenständen oder Diensten. Den intitutionalisierten Ort des Tausches bezeichne ich als Markt, aber auch Kinder können beispielsweise Spielkugeln tauschen.
Tauschen unterscheide ich von schenken und von leihen.
Schenken ist quasi ein einseitiges Tauschen, weil der eine keine Ware bekommt.
Leihen ist quasi ein zeitversetztes Tauschen, weil der eine seine Ware später (zurück) bekommt.
Tauschen macht nur mit verschiedenen Waren Sinn. Beide Tauschende haben etwas, was sie nicht brauchen und brauchen etwas, was sie nicht haben. Leihen macht mit derselben Ware Sinn.
In gesellschaftlich entwickelten Verhältnissen unterliegt das Tauschen einem Eigentums- und Vertragsrecht, in welchem hauptsächlich das Kaufen behandelt wird.
In der kapitalistischen Gesellschaft wird Lohnarbeit als Tauschverhältnis bezeichnet, bei welchem das Täuschen seinen spezifischen Sinn bekommt.
„Wie das Verhandeln, Tauschen und Kaufen das Mittel ist, uns gegenseitig mit fast allen nützlichen Diensten, die wir brauchen, zu versorgen, so gibt die Neigung zum Tausch letztlich auch den Anstoß zur Arbeitsteilung.“ Nur der Mensch hat nach Adam Smiths Beobachtung die natürliche Neigung zum Tausch: „Jene Eigenschaft ist allen Menschen gemeinsam, und man findet sie nirgends in der Tierwelt, …. Niemand hat je erlebt, dass ein Hund mit einem anderen einen Knochen redlich und mit Bedacht gegen einen anderen Knochen ausgetauscht hätte …“ (Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, Kap. 2)
„Kritik am Tauschprinzip als dem identifizierenden des Denkens will, daß Ideal freien und gerechten Tauschs, bis heute bloß Vorwand, verwirklicht werde. (…) Würde keinem Menschen mehr ein Teil seiner lebendigen Arbeit vorenthalten, so wäre rationale Identität erreicht, und die Gesellschaft wäre über das identifizierende Denken hinaus.“ (T. Adorno: Negative Dialektik:150 [ er sieht keine Alternative zum Tauschen ] )
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