Merton, Robert K.: Soziologische Theorie und soziale Struktur.
XXXVII, 431 S.. 782 g. 1995. ISBN: 3-11-013022-X Kartoniert. CHF 53.00
Verlag: Gruyter Walter de
1949: Social Theory and Social Structure. Toward the codification of theory and research, Glencoe: Ill. (Revised and enlarged edition 1959)
Sein bekanntestes Stück «Theorie mittlerer Reichweite» ist seine Interpretation des Begriffs des «anomischen Verhaltens» (zu finden in Mertons Aufsatzsammlung von 1949, «Social Theory and Social Structure». Aus dem Vorliegen anomischen (d. h. «normlosen» bzw. abweichenden) Verhaltens sei nicht einfach auf das Erlahmen gesellschaftlicher Integrationskraft zu schliessen, wie dies gemeinhin angenommen worden war. Beispielsweise richten sich ja die wenigsten Verbrechen wirklich gegen die gesellschaftlich akzeptierten Werte als solche: Oft geht es nur um die Mehrung des eigenen Besitzes, Prestiges und der eigenen Chancen, also um höchst Konventionelles und gesellschaftlich an sich auch Akzeptiertes, ja Gefordertes. Die gesellschaftliche Integration auf der Ebene der Handlungsziele müsse deshalb von jener der gewählten Mittel unterschieden werden. Wo der soziale Erfolgsdruck hoch sei und die Mittel zur Erreichung dieses Ziels knapp würden, drohe das Ausweichen auf sozial nicht akzeptierte Mittel: der Normverstoss.
Deutsche Ausgabe
Teil I - Zur theoretischen Soziologie ... 15 1 Manifeste und latente Funktionen ... 17
Teil II - Studien zur sozialen und kulturellen Struktur ... 115 Einleitung ... 117
Bibliographische Anmerkung ... 414
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Englische Ausgabe Ausgabe Inhaltsverzeichnis 1
Preface to the 1968 Enlarged Edition vii
PART I: On Theoretical Sociology I. On the History and Systematics of Sociological Theory 1
PART II: Studies in Social and Cultural Structure Introduction 175
PART III: The Sociology of Knowledge and Mass Communications Introduction 493
PART IV
Studies in the Sociology of Science
Introduction
Bibliographical Note 683
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eigene Übersetzung (DeepL). Das Buch hat viele verschiedene Auflagen und die deutsche Übersetzung enthält nur einen Teil. Die Seitenzahlen sind sehr abweichend.
KONTINUITÄTEN UND DISKONTINUITÄTEN IN DER SOZIOLOGISCHEN THEORIE (8) Wie andere Handwerker auch, sind Ideenhistoriker verschiedenen beruflichen Gefahren ausgesetzt. Eine der ärgerlichsten und faszinierendsten dieser Gefahren tritt immer dann auf, wenn Historiker versuchen, historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten von Ideen zu identifizieren. Die Übung ist ein wenig wie ein Drahtseilakt, denn oft reicht schon eine kleine Abweichung von der aufrechten Haltung, um das Gleichgewicht zu verlieren. Der Ideenhistoriker läuft Gefahr, entweder zu behaupten, eine Kontinuität des Denkens zu finden, wo sie tatsächlich nicht existierte, oder zu versäumen, eine Kontinuität zu erkennen, wo sie existierte.16 Wenn man das Verhalten von Ideenhistorikern beobachtet, hat man den deutlichen Eindruck, dass sie, wenn sie sich überhaupt irren, zur ersten Art von Fehler neigen. Sie sind schnell dabei, einen ständigen Strom von Vorläufern, Antizipationen und Andeutungen zu behaupten, in vielen Fällen, in denen eine gründlichere Untersuchung ergibt, dass es sich dabei um Hirngespinste handelt. Es ist verständlich, dass Soziologen diese Tendenz mit Wissenschaftshistorikern teilen. Denn beide gehen im Allgemeinen von einem Modell aus, das die historische Entwicklung der Wissenschaft als einen schrittweisen Wissenszuwachs darstellt; in dieser Sichtweise entstehen gelegentliche Lücken nur dadurch, dass es nicht gelingt, vollständige Informationen aus Schriften der Vergangenheit zu gewinnen. In Unkenntnis früherer Arbeiten machen spätere Wissenschaftler Entdeckungen, die sich als Wiederentdeckungen erweisen (d.h. Vorstellungen oder Erkenntnisse, die bereits zuvor in allen funktional relevanten Aspekten dargelegt wurden). Für den Historiker, der Zugang zu beiden ((Fußnote))15 hat. Alvin W. Gouldner, Enter Plato: Classical Greece and the Origins of Social Theory (New York: Basic Books, 1965) .((/Fußnote))
ist dieses Zusammentreffen von Ideen ist doppelt treffend, da ich seit einiger Zeit die Meinung vertrete, dass Ideengeschichten und -soziologien einige der gleichen historischen und intellektuellen Prozesse exemplifizieren, die sie beschreiben und analysieren. Man beachte zum Beispiel die Beobachtung, dass die Theorie der mehrfachen unabhängigen Entdeckungen in der Wissenschaft durch ihre eigene Geschichte bestätigt wird, da sie über eine Spanne von Generationen hinweg periodisch wiederentdeckt wurde. R. (K. Merton, "Singletons and multiples in scientific discovery: a chapter in the sociology of science", Proceedings of the American Philosophical Society, October, 1961, 105, 470-86, at 475-7. Siehe andere Fälle von sich selbst darstellenden Hypothesen und Theorien, die in R. K. Merton, On the Shoulders of Giants (New York: The Free Press, 1965; Harcourt,t, Brace & World, 1967) - 8 -früheren und späteren Versionen der Entdeckung deutet dieses Vorkommen auf eine intellektuelle, wenn auch nicht historische, Kontinuität hin, derer sich der spätere Entdecker nicht bewusst war. Unterstützt wird diese Kontinuitätsvermutung durch die Tatsache, dass in den Wissenschaften mehrere unabhängige Entdeckungen und Ideen vorkommen, wie eine Fülle von Beweisen bezeugt.17 Daraus folgt natürlich nicht, dass, weil einige wissenschaftliche Ideen vollständig antizipiert wurden, alle anderen auch. Die historische Kontinuität des Wissens beinhaltet neue Zuwächse im bisherigen Wissen, die nicht antizipiert wurden; es gibt auch ein gewisses Maß an echter Diskontinuität in Form von Quantensprüngen bei der Formulierung von Ideen und der Entdeckung von empirischen Uniformitäten. In der Tat besteht ein Schritt zur Weiterentwicklung der Wissenschaftssoziologie gerade darin, das Problem der Identifizierung der Bedingungen und Prozesse zu lösen, die für Kontinuität und Diskontinuität in der Wissenschaft sorgen. Diese Probleme der Rekonstruktion des Ausmaßes von Kontinuität und Diskontinuität sind der gesamten Wissenschaftsgeschichte eigen. Aber sie nehmen einen besonderen Charakter an in jenen Historien, wie der typischen Geschichte der Soziologie, die sich weitgehend auf chronologisch angeordnete Zusammenfassungen von Ideen beschränken. Denn in Schriften, die ein ernsthaftes Studium des Zusammenspiels von Ideen und sozialer Struktur ausschließen, wird der angebliche Zusammenhang zwischen früheren und späteren Ideen in den Mittelpunkt gestellt. Der Ideenhistoriker ist dann, ob er es erkennt oder nicht, verpflichtet, das Ausmaß der Ähnlichkeit zwischen früheren und späteren Ideen zu unterscheiden, wobei die Bandbreite der Unterschiede mit den Begriffen Wiederentdeckung, Antizipation, Adumbration und, im Extremfall, Adumbrationismus umschrieben wird. 1. Wiederentdeckung und Vorentdeckung. Streng genommen handelt es sich bei mehrfachen unabhängigen Entdeckungen in der Wissenschaft um inhaltlich identische oder funktional äquivalente Ideen und empirische Befunde, die von zwei oder mehr Wissenschaftlern dargelegt werden, ohne dass jeder von der Arbeit des anderen weiß. Wenn diese etwa zur gleichen Zeit auftreten, werden sie als "gleichzeitige" unabhängige Entdeckungen bezeichnet. Historiker haben keine allgemein akzeptierten Kriterien für "Gleichzeitigkeit" entwickelt, aber in der Praxis werden mehrere Entdeckungen als gleichzeitig bezeichnet, wenn sie innerhalb der Spanne von ein paar Jahren auftreten. Wenn längere Intervalle funktional austauschbare Entdeckungen trennen, wird die spätere als Wiederentdeckung bezeichnet. Da die Wissenschaftshistoriker keine etablierte Bezeichnung für die frühere haben, werden wir den Begriff Vorentdeckung übernehmen. Es ist nicht einfach, den Grad der Ähnlichkeit zwischen unabhängig voneinander entwickelten Ideen zu bestimmen. Selbst in den exakteren Disziplinen, wie z. B. der Mathematik, werden Behauptungen über unabhängige Mehrfacherfindungen heftig diskutiert. Die Frage ist, wie viel Überschneidung sollte ((Fußnote))17. Für neuere Darstellungen, die diesbezügliche Beweise zusammenstellen, die mindestens von der Zeit Francis Bacons bis zur Zeit von William Ogbum und Dorothy Thomas gesammelt wurden, und die zusätzliche systematische Beweise liefern, siehe Merton, "Singletons and multiples in scientific discoveries", op. cit. und "Resistance to the systematic study of multiple discoveries in science", European Journal of Sociology, 1963, 4, 237-82.((/Fußnote)) als "Identität" angesehen werden? Ein sorgfältiger Vergleich der nor-euklidischen Geometrien, die Bolyai und Lobachevsky erfunden haben, behauptet zum Beispiel, dass Lobachevsky fünf der neun hervorstechenden Komponenten ihrer sich überschneidenden Konzeptionen systematischer, fruchtbarer und detaillierter entwickelt hat." So wurde auch beobachtet, dass keine zwei der zwölf Wissenschaftler, die "wesentliche Teile des Konzepts der Energie und ihrer Erhaltung für sich begriffen", genau die gleiche Konzeption hatten.19 Dennoch werden diese, wenn man die Kriterien etwas lockert, im Allgemeinen als mehrere unabhängige Entdeckungen beschrieben. Für die typischerweise weniger präzisen Formulierungen in weiten Teilen der Sozialwissenschaften wird es noch schwieriger, die inhaltliche Identität oder funktionale Äquivalenz unabhängig voneinander entwickelter Konzeptionen festzustellen. |
CONTINUITIES AND DISCONTINUITIES IN SOCIOLOGICAL THEORY Like other craftsmen, historians of ideas are exposed to various occupational hazards. One of the more exasperating and intriguing of these hazards turns up whenever historians try to identify historical continuities and discontinuities of ideas. The exercise is a little like walking a tightrope, because just a small departure from an upright posture is often enough for them to lose their balance. The historian of ideas runs the risk either of claiming to find a continuity of thought where it did not in fact exist or of failing to identify continuity where it did exist.16 Observing the behavior of historians of ideas, one gets the distinct impression that, when they err at all, they tend toward the first kind of error. They are quick to claim a steady stream of precursors, anticipations, and adumbrations in many cases where more thorough investigation finds these to be figments. It is understandable that sociologists should share this tendency with historians of science. For both generally adopt a model of the historical development of science as proceeding by increments of knowledge; in this view, occasional gaps occur only through failures to retrieve complete information from writings of the past. Not knowing previous work, later scientists make discoveries that turn out to be rediscoveries ( that is, conceptions or findings which have been set forth before in every functionally relevant aspect). For the historian who has access to both the ((footnote))15. Alvin W. Gouldner, Enter Plato: Classical Greece and the Origins of Social Theory (New York: Basic Books, 1965) .((/footnote)) ((footnote))16. An apt illustration of this point is the fact that I came upon much the same distinction as this in print some years after I had worked it out in detail in a course of public lectures. See the discussion of `precursoritis' by Joseph T. Clark, S.J., "The philosophy of science and the history of science," in Clagett. op, cit., 103-40, and the commentary on this paper by I. E. Drabkin, particularly at 152.((/footnote)) This coincidence of ideas is doubly apt since, for some time now, I have advanced the opinion that histories and sociologies of ideas exemplify some of the same historical and intellectual processes which they describe and analyze. For example, note the observation that the theory of multiple independent discoveries in science is confirmed by its own history since it has been periodically rediscovered over a span of generations. R. K. Merton, "Singletons and multiples in scientific discovery: a chapter in the sociology of science," Proceedings of the American Philosophical Society, October, 1961, 105, 470-86, at 475-7. See other cases of self-exemplifying hypotheses and theories indexed in R. K. Merton, On the Shoulders of Giants (New York: The Free Press, 1965; Harcourt, Brace & World, 1967). ((9)) earlier and later versions of the discovery this occurrence indicates an intellectual, though not historical, continuity of which the later discoverer was unaware. Supporting this presumption of continuity is the fact that multiple independent discoveries and ideas occur in sciences, as abundant evidence testifies.17 It does not follow, of course, that because some scientific ideas have been fully anticipated, all of them have. Historical continuity of knowledge does involve new increments in previous knowledge which have not been anticipated; there is, also, a measure of genuine discontinuity in the form of quantum jumps in the formulation of ideas and the discovery of empirical uniformities. Indeed, one step in advancing the sociology of science consists precisely of solving the problem of identifying the conditions and processes making for continuity and for discontinuity in science. These problems of reconstructing the extent of continuity and dis-continuity are indigenous to the entire history of science. But they take on a special character in those histories, such as the typical history of sociology, which are largely confined to chronologically arranged summaries of ideas. For in writings that exclude serious study of the interplay of ideas and social structure the alleged linkage between earlier and later ideas is put in the center of the stage. The historian of ideas, whether he recognizes it or not, is then committed to distinguishing the extent of similarity between earlier and later ideas, the range of differences being embraced by the terms rediscovery, anticipations, adumbrations and, at the extreme, adumbrationism. 1. Rediscovery and Prediscovery. Strictly speaking, multiple inde-pendent discoveries in science refer to substantively identical or functionally equivalent ideas and empirical findings set forth by two or more scientists, each unaware of the others' work. When these occur at about the same time they are called `simultaneous' independent discoveries. Historians have not evolved generally accepted criteria of `simultaneity,' but in practice, multiple discoveries are described as simultaneous when they occur within the span of a few years. When longer intervals separate functionally interchangeable discoveries, the later one is described as a rediscovery. Since historians of science have no established designation for the earlier one we shall adopt the term prediscovery. It is no easy matter to establish the degree of similarity between independently developed ideas. Even in the more exact disciplines, such as mathematics, claims of independent multiple inventions are vigorously debated. The question is, how much overlap should be taken ((footnote))17. For recent accounts that collate evidence to this effect gathered at least from the time of Francis Bacon to the time of William Ogbum and Dorothy Thomas and that supply additional systematic evidence, see Merton, "Singletons and multiples in scientific discoveries," op. cit. and "Resistance to the systematic study of multiple discoveries in science," European Journal of Sociology, 1963, 4, 237-82.((/footnote)) to constitute "identity"? A careful comparison of the norEuclidean geometries in-vented by Bolyai and Lobachevsky, for example, maintains that Lobachevsky had developed five of the nine salient components of their overlapping conceptions more systematically, more fruitfully and in more detail." So, too, it has been observed that no two of the twelve scientists who "grasped for themselves essential parts of the concept of energy and its conservation" had precisely the same conception.19 Nevertheless, by relaxing the criteria a bit, these are generally described as multiple independent discoveries. For the typically less precise formulations in much of the social sciences, it becomes even more difficult to establish the substantive identity or functional equivalence of independently evolved conceptions. |
DIE FUNKTIONEN DER KLASSISCHEN THEORIE Nicht einmal einem Gründervater sollte es erlaubt sein, den fundamentalen Unterschied, den wir zwischen authentischer Geschichte und der Systematik der soziologischen Theorie untersucht haben, zu karikieren. Denn die Unterscheidung, die wir betont haben, ähnelt der von Comte wenig oder gar nicht. Eine echte Geschichte der soziologischen Theorie muss über eine chronologisch geordnete Reihe von kritischen Zusammenfassungen der Lehre hinausgehen; sie muss sich mit der Wechselwirkung zwischen der Theorie und solchen Dingen wie der sozialen Herkunft und dem Status ihrer Vertreter, der sich verändernden sozialen Organisation der Soziologie, den Veränderungen, die die Diffusion von Ideen mit sich bringt, und ihren Beziehungen zur umgebenden sozialen und kulturellen Struktur beschäftigen. Wir wollen nun einige markante Funktionen einer gründlichen Verankerung in den klassischen Formulierungen der soziologischen Theorie für die systematische Theorie skizzieren. Der Zustand der Natur- und Lebenswissenschaften unterscheidet sich nach wie vor erheblich von dem der Sozialwissenschaften und der Soziologie im Besonderen. Während der Physiker qua Physiker keine Notwendigkeit hat, sich in Newtons Principia zu vertiefen, oder der Biologe qua Biologe, Darwins Origin of Species zu lesen und wieder zu lesen, hat der Soziologe qua Soziologe und nicht als Historiker der Soziologie reichlich Grund, die Werke eines Weber, Durkheim und Simmel zu studieren und, was das betrifft, gelegentlich auf die Werke eines Hobbes, Rousseau, Condorcet oder Saint-Simon zurückzugreifen. Der Grund für diesen Unterschied wurde hier eingehend untersucht. Die Aufzeichnungen zeigen, dass die Natur- und Lebenswissenschaften im Allgemeinen erfolgreicher waren als die Sozialwissenschaften, wenn es darum ging, relevantes kumulatives Wissen aus der Vergangenheit abzurufen und in nachfolgende Formulierungen einzubauen. Dieser Prozess der Auslöschung durch Einarbeitung ist in der Soziologie noch selten. Das hat zur Folge, dass bisher nicht abgerufene Informationen immer noch da sind, um sinnvoll als neue Ausgangspunkte genutzt zu werden. Die gegenwärtige Verwendung vergangener Theorien in der Soziologie ist noch komplexer, wie die Bandbreite der Funktionen zeigt, die durch Zitate klassischer Theorien erfüllt werden. [Anm: Der Gegenstand der Physik/Biologie verändert sich nicht, jener der Soziologie - nicht der Theorie - sogar sehr ] Eine Art des Zitierens beinhaltet weder einen bloßen Kommentar zu den Klassikern noch die Verwendung von Autorität zur Legitimation aktueller Ideen. Stattdessen stellt diese Form des Zitierens Momente der Affinität zwischen unseren eigenen Ideen und denen unserer Vorgänger dar. Mehr als ein Soziologe hat die selbstenttäuschende Erfahrung gemacht, dass seine eigenständige Entdeckung unwissentlich eine Wiederentdeckung ist, und dass darüber hinaus die Sprache der klassischen Vorentdeckung, die man längst aus den Augen verloren hat, so klar, so eloquent oder so ((36)) [vereinfachend] aussagekräftig ist, dass die eigene Version nur zweitklassig ist. In dem zwiespältigen Zustand des Bedauerns darüber, vorweggenommen worden zu sein, und der Freude über die Schönheit der früheren Formulierung, zitiert er die klassische Idee. Nur um eine Nuance anders sind Zitate klassischer Schriften, die zustande kommen, wenn der mit eigenen Ideen ausgestattete Leser in dem früheren Buch genau das findet, was er schon im Kopf hatte. Die Idee, die anderen Lesern noch verborgen ist, wird gerade deshalb notiert, weil sie dem Leser, der sie selbst entwickelt hat, sympathisch ist. Es wird oft angenommen, dass das Zitieren einer früheren Quelle notwendigerweise bedeutet, dass die Idee oder Erkenntnis in diesem Zitat erst beim Lesen in den Sinn gekommen ist. Doch die Beweise zeigen oft, dass die frühere Passage nur deshalb notiert wird, weil sie mit dem übereinstimmt, was der Leser bereits selbst entwickelt hat. Was wir hier finden, ist das unwahrscheinlich klingende Ereignis: ein Dialog zwischen den Toten und den Lebenden. Diese unterscheiden sich nicht sehr von Dialogen zwischen zeitgenössischen Wissenschaftlern, in denen jeder erfreut ist, wenn er entdeckt, dass der andere mit dem übereinstimmt, was bis dahin eine in der Einsamkeit gehaltene und vielleicht sogar verdächtige Idee war. Ideen bekommen eine neue Gültigkeit, wenn sie von einem anderen unabhängig geäußert werden, sei es im Druck oder im Gespräch. Der einzige Vorteil, auf sie in gedruckter Form zu stoßen, ist, dass man weiß, dass es keine unbeabsichtigte Ansteckung zwischen dem Buch oder Artikel und der eigenen früheren Formulierung derselben Idee gegeben hat. |
THE FUNCTIONS OF CLASSICAL THEORY (36) Not even a founding father should be allowed to caricature the fundamental difference we have been investigating between authentic history and the systematics of sociological theory. For the distinction we have been emphasizing resembles Comte's little or not at all. A genuine history of sociological theory must extend beyond a chronologically ordered set of critical synopses of doctrine; it must deal with the interplay between theory and such matters as the social origins and statuses of its exponents, the changing social organization of sociology, the changes that diffusion brings to ideas, and their relations to the environing social and cultural structure. We want now to sketch out some distinctive functions for systematic theory of a thorough grounding in the classical formulations of sociological theory. The condition of the physical and life sciences remains considerably different from that of the social sciences and of sociology in particular. Though the physicist qua physicist has no need to steep himself in Newton's Principia or the biologist qua biologist to read and re-read Darwin's Origin of Species, the sociologist qua sociologist rather than as historian of sociology, has ample reason to study the works of a Weber, Durkheim, and Simmel and, for that matter, to turn back on occasion to the works of a Hobbes, Rousseau, Condorcet or Saint-Simon. The reason for this difference has been examined here in detail. The record shows that the physical and life sciences have generally been more successful than the social sciences in retrieving relevant cumulative knowledge of the past and incorporating it in subsequent formulations. This process of obliteration by incorporation is still rare in sociology. As a result, previously unretrieved information is still there to be usefully employed as new points of departure. The present uses of past theory in sociology are still more complex as evidenced by the range of functions served by citations of classical theory. One type of citation involves neither mere commentary on the classics nor the use of authority to establish credentials for current ideas. Instead this form of citation represents moments of affinity between our own ideas and those of our predecessors. More than one sociologist has had the selfdeflating experience of finding that his independent discovery is unwittingly a rediscovery, and, moreover, that the language of the classical prediscovery, long lost to view, is so crisp, so eloquent, or so ((36)) implicative as to make his own version only second-best. In the ambivalent state of misery over having been preempted and joy at the beauty of the earlier formulation, he cites the classical idea. Differing only by a nuance are citations to classical writings that come about when the reader, stocked with his own ideas, finds in the earlier book precisely what he already had in mind. The idea, still hidden from other readers, is noted precisely because it is congenial to the reader who has developed it himself. It is often assumed that to cite an earlier source necessarily means that the idea or finding in that citation first came to mind upon the reading of it. Yet the evidence often indicates that the earlier passage is noted only because it agrees with what the reader has already developed on his own. What we find here is that unlikely sound-ing event: a dialogue between the dead and the living. These do not differ much from dialogues between contemporary scientists in which each is delighted as he discovers that the other agrees with what was until then an idea held in solitude and perhaps even suspect. Ideas take on new validity when they are independently expressed by another, either in print or in conversation. The only advantage of coming upon it in print is that one knows there has been no inadvertent contagion between the book or article and one's own prior formulation of the same idea. |
II ZU SOZIOLOGISCHEN THEORIEN DES MITTLEREN BEREICH WIE SO VIELE WÖRTER, die umhergeschleudert werden, droht das Wort Theorie bedeutungslos zu werden. Weil seine Bezüge so vielfältig sind - von kleinen Arbeitshypothesen über umfassende, aber vage und ungeordnete Spekulationen bis hin zu axiomatischen Gedankensystemen - vernebelt der Gebrauch des Wortes oft eher das Verständnis als dass er es schafft. In diesem Buch bezieht sich der Begriff "soziologische Theorie" auf logisch zusammenhängende Sätze, aus denen empirische Uniformitäten abgeleitet werden können. Wir konzentrieren uns durchgehend auf das, was ich Theorien des mittleren Bereichs genannt habe: Theorien, die zwischen den kleinen, aber notwendigen Arbeitshypothesen, die sich in der täglichen Forschung in Hülle und Fülle entwickeln, und den allumfassenden systematischen Bemühungen liegen, eine einheitliche Theorie zu entwickeln, die alle beobachteten Uniformitäten des sozialen Verhaltens, der sozialen Organisation und des sozialen Wandels erklärt.2 Theorie des mittleren Bereichs wird in der Soziologie hauptsächlich dazu verwendet, empirische Untersuchungen anzuleiten. Sie steht zwischen allgemeinen Theorien sozialer Systeme, die zu weit von bestimmten Klassen sozialen Verhaltens, sozialer Organisation und sozialem Wandel entfernt sind, um das zu erklären, was beobachtet wird, und den detaillierten, geordneten Beschreibungen von Einzelheiten, die überhaupt nicht verallgemeinert sind. Theorien mittlerer Reichweite beinhalten natürlich Abstraktionen, aber sie sind nahe genug an den beobachteten Daten, um in Aussagen einfließen zu können, die empirische Tests erlauben. Theorien der mittleren Reichweite befassen sich mit abgegrenzten Aspekten ((Fußnote))1. "Eine 'Arbeitshypothese' ist wenig mehr als das Verfahren des gesunden Menschenverstands, das wir alle täglich anwenden. Wenn wir auf bestimmte Fakten stoßen, kommen uns bestimmte alternative Erklärungen in den Sinn, und wir fahren fort, sie zu testen." James B. Conant, On Understanding Science (New Haven: Yale University Press, 1947), 137, n. 4.((/Fußnote))
((39)) (4o) sozialer Phänomene, wie ihre Bezeichnungen andeuten. Man spricht von einer Theorie der Bezugsgruppen, der sozialen Mobilität oder des Rollenkonflikts und der Bildung sozialer Normen ebenso wie von einer Theorie der Preise, einer Keimtheorie von Krankheiten oder einer kinetischen Theorie von Gasen. Die zukunftsträchtigen Ideen in solchen Theorien sind charakteristisch einfach: man denke an Gilbert über den Magnetismus, Boyle über den atmosphärischen Druck oder Darwin über die Entstehung von Korallenatollen. Gilbert beginnt mit der relativ einfachen Idee, dass man sich die Erde als einen Magneten vorstellen kann; Boyle mit der einfachen Idee, dass man sich die Atmosphäre als ein "Luftmeer" vorstellen kann; Darwin mit der Idee, dass man sich die Atolle als nach oben und außen wachsende Korallen über Inseln vorstellen kann, die schon lange im Meer versunken waren. Jede dieser Theorien liefert ein Bild, aus dem sich Schlüsse ziehen lassen. Um nur einen Fall zu nennen: Wenn man sich die Atmosphäre als ein Meer von Luft vorstellt, dann müsste, wie Pascal schlussfolgerte, auf einem Berggipfel weniger Luftdruck herrschen als an seinem Fuß. Die anfängliche Idee legt also bestimmte Hypothesen nahe, die getestet werden, indem man sieht, ob die Schlussfolgerungen aus ihnen empirisch bestätigt werden. Die Idee selbst wird auf ihre Fruchtbarkeit geprüft, indem man die Bandbreite der theoretischen Probleme und Hypothesen feststellt, die es erlauben, neue Eigenschaften des atmosphärischen Drucks zu identifizieren. In ähnlicher Weise beginnt die Theorie der Bezugsgruppen und der relativen Deprivation mit der einfachen Idee, die von James, Baldwin und Mead initiiert und von Hyman und Stouffer weiterentwickelt wurde, dass Menschen die Maßstäbe signifikanter anderer als Grundlage für ihre Selbsteinschätzung und Bewertung nehmen. Einige der Schlussfolgerungen, die aus dieser Idee gezogen werden, stehen im Widerspruch zu den Erwartungen des gesunden Menschenverstandes, die auf einer ungeprüften Reihe von "selbstverständlichen" Annahmen basieren. Der gesunde Menschenverstand würde zum Beispiel nahelegen, dass eine Familie sich umso mehr beraubt fühlen wird, je größer der tatsächliche Verlust ist, den sie bei einer Massenkatastrophe erlebt. Dieser Glaube basiert auf der ungeprüften Annahme, dass das Ausmaß des objektiven Verlustes in einem linearen Verhältnis zur subjektiven Bewertung des Verlustes steht und dass diese Bewertung auf die eigene Erfahrung beschränkt ist. Die Theorie der relativen Deprivation führt jedoch zu einer ganz anderen Hypothese - dass nämlich die Selbsteinschätzung davon abhängt, dass Menschen ihre eigene Situation mit der anderer Menschen vergleichen, die sie als vergleichbar mit sich selbst wahrnehmen. Diese Theorie besagt also, dass sich Familien, die schwere Verluste erleiden, unter bestimmten Bedingungen weniger depriviert fühlen als solche, die kleinere Verluste erleiden, wenn sie sich in Situationen befinden, die sie dazu veranlassen, sich mit Menschen zu vergleichen, die noch schwerere Verluste erleiden. Zum Beispiel sind es die Menschen in dem Gebiet, das am stärksten von einer Katastrophe betroffen ist, die, obwohl sie selbst stark depriviert sind, am ehesten andere um sich herum sehen, die noch stärker depriviert sind. Empirische Untersuchungen unterstützen die Theorie der relativen Deprivation eher als die Annahmen des gesunden Menschenverstandes: "Das Gefühl, relativ besser dran zu sein als andere, nimmt mit dem objektiven Verlust bis zur Kategorie des höchsten Verlustes zu" und nimmt erst dann ab. Dieses Muster wird durch die Tendenz der öffentlichen Berichterstattung (41) verstärkt, sich auf "die extremsten Betroffenen [zu] konzentrieren, was dazu führt, sie als Referenzgruppe zu fixieren, mit der sich auch andere Betroffene gut vergleichen können." Im weiteren Verlauf der Untersuchung stellt sich heraus, dass diese Muster der Selbsteinschätzung wiederum die Verteilung der Moral in der Gemeinschaft der Überlebenden und ihre Motivation, anderen zu helfen, beeinflussen.3 Innerhalb einer bestimmten Klasse von Verhalten führt uns die Theorie der relativen Deprivation also zu einer Reihe von Hypothesen, die empirisch getestet werden können. Die bestätigte Schlussfolgerung lässt sich dann ganz einfach formulieren: Wenn wenige in gleichem Maße verletzt werden, erscheinen der Schmerz und der Verlust eines jeden groß; wenn viele in sehr unterschiedlichem Maße verletzt werden, erscheinen selbst ziemlich große Verluste klein, wenn sie mit weit größeren verglichen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Vergleiche angestellt werden, wird durch die unterschiedliche Sichtbarkeit von Verlusten größeren und kleineren Ausmaßes beeinflusst. Die Besonderheit dieses Beispiels sollte den allgemeineren Charakter der Theorie der mittleren Reichweite nicht verdecken. Offensichtlich ist das Verhalten von Menschen, die mit einer Massenkatastrophe konfrontiert sind, nur eine von unendlich vielen besonderen Situationen, auf die die Theorie der Bezugsgruppen aufschlussreich angewandt werden kann, genauso wie es bei der Theorie der Veränderung der sozialen Schichtung, der Theorie der Autorität, der Theorie der institutionellen Interdependenz oder der Theorie der Anomie der Fall ist. Aber es ist ebenso klar, dass solche Theorien der mittleren Reichweite nicht logisch aus einer einzigen, alles umfassenden Theorie sozialer Systeme abgeleitet sind, obwohl sie, einmal entwickelt, mit einer solchen konsistent sein können. Darüber hinaus ist jede Theorie mehr als eine bloße empirische Verallgemeinerung - ein isolierter Satz, der beobachtete Gleichförmigkeiten von Beziehungen zwischen zwei oder mehr Variablen zusammenfasst. Eine Theorie umfasst eine Reihe von Annahmen, aus denen wiederum empirische Verallgemeinerungen abgeleitet wurden. Ein anderer Fall einer Theorie der mittleren Reichweite in der Soziologie kann uns helfen, ihren Charakter und ihre Verwendungszwecke zu identifizieren. Die Theorie der Rollensätze4 beginnt mit einem Bild davon, wie der soziale Status in der Sozialstruktur organisiert ist. Dieses Bild ist so einfach wie Boyles Bild von der Atmosphäre als einem Luftmeer oder Gilberts Bild von der Erde als einem Magneten. Wie bei allen Theorien mittlerer Reichweite liegt der Beweis jedoch in der Anwendung und nicht in der unmittelbaren Reaktion auf die ursprünglichen Ideen als offensichtlich oder seltsam, als von einer allgemeineren Theorie abgeleitet oder als für eine bestimmte Klasse von Problemen konzipiert. Trotz der sehr unterschiedlichen Bedeutungen, die dem Konzept des sozialen Status beigemessen werden, wird es in einer soziologischen Tradition durchgängig verwendet, um sich auf eine Position in einem sozialen System zu beziehen, mit einer charakteristischen Reihe von festgelegten Rechten und Pflichten. In dieser Tradition, wie sie von Ralph Linton vertreten wird, bezieht sich der verwandte Begriff der sozialen Rolle auf das Verhalten von Statusinhabern, das sich an den gemusterten Erwartungen anderer orientiert (die die Rechte gewähren und die Pflichten auferlegen). Linton, wie auch andere in dieser Tradition, ((Fußnote))3. Barton, a.a.O., 62-63, 70-72, 140, und die Einleitung, xxiv-xxv.((/Fußnote))
42 führte die seit langem anerkannte und grundlegende Beobachtung an, dass jede Person in der Gesellschaft zwangsläufig mehrere Status einnimmt und dass jeder dieser Status seine zugehörige Rolle hat.
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II ON SOCIOLOGICAL THEORIES OF THE MIDDLE RANGE LIKE SO MANY WORDS that are bandied about, the word theory threatens to become meaningless. Because its referents are so diverse - including everything from minor working hypotheses, through comprehensive but vague and unordered speculations, to axiomatic systems of thought - use of the word often obscures rather than creates under-standing. Throughout this book, the term sociological theory refers to logically interconnected sets of propositions from which empirical uniformities can be derived. Throughout we focus on what I have called theories of the middle range: theories that lie between the minor but necessary working hypotheses that evolve in abundance during day-to-day researchl and the all-inclusive systematic efforts to develop a unified theory that will explain all the observed uniformities of social behavior, social organization and social change.2 Middle-range theory is principally used in sociology to guide empirical inquiry. It is intermediate to general theories of social systems which are too remote from particular classes of social behavior, organization and change to account for what is observed and to those detailed orderly descriptions of particulars that are not generalized at all. Middle-range theory involves abstractions, of course, but they are close enough to observed data to be incorporated in propositions that permit empirical testing. Middle-range theories deal with delimited aspects of social ((footnote))1. "A `working hypothesis' is little more than the common-sense procedure used by all of us everyday. Encountering certain facts, certain alternative explanations come to mind and we proceed to test them." James B. Conant, On Understanding Science (New Haven: Yale University Press, 1947), 137, n. 4.((/footnote))
- 39- phenomena, as is indicated by their labels. One speaks of a theory of reference groups, of social mobility, or role-conflict and of the formation of social norms just as one speaks of a theory of prices, a germ theory of disease, or a kinetic theory of gases. The seminal ideas in such theories are characteristically simple: con-sider Gilbert on magnetism, Boyle on atmospheric pressure, or Darwin on the formation of coral atolls. Gilbert begins with the relatively simple idea that the earth may be conceived as a magnet; Boyle, with the simple idea that the atmosphere may be conceived as a `sea of air'; Darwin, with the idea that one can conceive of the atolls as upward and outward growths of coral over islands that had long since subsided into the sea. Each of these theories provides an image that gives rise to inferences. To take but one case: if the atmosphere is thought of as a sea of air, then, as Pascal inferred, there should be less air pressure on a mountain top than at its base. The initial idea thus suggests specific hypotheses which are tested by seeing whether the inferences from them are empirically con-firmed. The idea itself is tested for its fruitfulness by noting the range of theoretical problems and hypotheses that allow one to identify new characteristics of atmospheric pressure. In much the same fashion, the theory of reference groups and relative deprivation starts with the simple idea, initiated by James, Baldwin, and Mead and developed by Hyman and Stouffer, that people take the standards of significant others as a basis for self-appraisal and evaluation. Some of the inferences drawn from this idea are at odds with common-sense expectations based upon an unexamined set of `self-evident' assumptions. Common sense, for example, would suggest that the greater the actual loss experienced by a family in a mass disaster, the more acutely it will feel deprived. This belief is based on the unexamined assumption that the magnitude of objective loss is related linearly to the subjective appraisal of the loss and that this appraisal is confined to one's own experience. But the theory of relative deprivation leads to quite a different hypothesis - that self-appraisals depend upon people's comparisons of their own situation with that of other people perceived as being comparable to themselves. This theory therefore suggests that, under specifiable conditions, families suffering serious losses will feel less deprived than those suffering smaller losses if they are in situations leading them to compare themselves to people suffering even more severe losses. For example, it is people in the area of greatest impact of a disaster who, though substantially deprived themselves, are most apt to see others around them who are even more severely deprived. Empirical inquiry supports the theory of relative deprivation rather than the common-sense assumptions: "the feeling of being relatively better off than others in-creases with objective loss up to the category of highest loss" and only then declines. This pattern is reinforced by the tendency of public corn- (41) munications to focus on "the most extreme sufferers [which] tends to fix them as a reference group against which even other sufferers can compare themselves favorably." As the inquiry develops, it is found that these patterns of self-appraisal in turn affect the distribution of morale in the community of survivors and their motivation to help others.3 Within a particular class of behavior, therefore, the theory of relative deprivation directs us to a set of hypotheses that can be empirically tested. The confirmed conclusion can then be put simply enough: when few are hurt to much the same extent, the pain and loss of each seems great; where many are hurt in greatly varying degree, even fairly large losses seem small as they are compared with far larger ones. The probability that comparisons will be made is affected by the differing visibility of losses of greater and less extent. The specificity of this example should not obscure the more general character of middle-range theory. Obviously, behavior of people con-fronted with a mass disaster is only one of an indefinitely large array of particular situations to which the theory of reference groups can be instructively applied, just as is the case with the theory of change in social stratification, the theory of authority, the theory of institutional interdependence, or the theory of anomie. But it is equally clear that such middle-range theories have not been logically derived from a single allembracing theory of social systems, though once developed they may be consistent with one. Furthermore, each theory is more than a mere empirical generalization—an isolated proposition summarizing observed uniformities of relationships between two or more variables. A theory comprises a set of assumptions from which empirical generalizations have themselves been derived. Another case of middle-range theory in sociology may help us to identify its character and uses. The theory of role-sets4 begins with an image of how social status is organized in the social structure. This image is as simple as Boyle's image of the atmosphere as a sea of air or Gilbert's image of the earth as a magnet. As with all middle-range theories, how-ever, the proof is in the using not in the immediate response to the originating ideas as obvious or odd, as derived from more general theory or conceived of to deal with a particular class of problems. Despite the very diverse meanings attached to the concept of social status, one sociological tradition consistently uses it to refer to a position in a social system, with its distinctive array of designated rights and obligations. In this tradition, as exemplified by Ralph Linton, the related concept of social role refers to the behavior of status-occupants that is oriented toward the patterned expectations of others (who accord the rights and exact the obligations). Linton, like others in this tradition, ((footnote))3. Barton, op. cit., 62-63, 70-72, 140, and the Introduction, xxiv-xxv.((/footnote)) ((footnote))4. The following pages draw upon Merton, "The role-set," op. cit.((/footnote)) (41) went on to state the long recognized and basic observation that each person in society inevitably occupies multiple statuses and that each of these statuses has its associated role.
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