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Todesco, Rolf (1992): Technische Intelligenz oder Wie Ingenieure über Computer sprechen. Stuttgart, frommann-holzboog.

Klappentext:
Werkzeuge prägen unser Menschenbild so sehr, dass deren Herstellung als anthropologisches Kriterium des Menschseins schlechthin gilt. Seit wir Computer verwenden, betrachten sich viele von uns als lebende Informationssysteme. Diese systematische Reduktion, die auf einem primitiven technischen Verständnis beruht, widerspiegelt sich in "Anthropomorphisierungen" in der technischen Sprache, welche das primitive Technikverständnis im Sinne des Whorf'schen Theorems aufrecht erhalten. Die im vorliegenden Buch vorgeschlagene technische Terminologie, die nicht die Ausdrücke an sich, sondern die Explikation dessen, was wir mit (technischen) Ausdrücken bezeichnen, betrifft, dient der Entwicklung eines adäquaten Verständnisses der technischen Gegenstände und mithin der Vermeidung jener Reduktion, in welcher Menschen nichts anderes als komplizierte Maschinen sind. Das Wesen moderner Informationsmaschinen kann man auch ohne fundierte technische Kenntnisse begreifen. Es wird hier sprachkritisch erläutert, indem der Automat durch das Kriterium quot;sekundäre Energie" als spezifisches Werkzeuge begründet, und ausgewiesen wird, dass die sogenannte Maschinen(programmier)sprache keine Sprache ist. Die Argumentation beruht auf zwei explizit gemachten Prinzipien, einerseits auf der konsequenten Unterscheidung zwischen Abbildung und Abgebildetem und andrerseits darauf, dass den Abbildungen und insbesondere den sprachlichen Zeichen keine Bedeutung sondern nur Verweisungscharakter zugeschrieben wird. Wer technisch verstanden hat, was ein Informationssystem ist, kann genau sagen, was Information ist und sieht im Menschen nur noch sehr bedingt ein Informationssystem. Er wird die sogenannte Mensch-Maschinen-Kommunikation nicht mehr als Kommunikation zwischen Mensch und Maschine auffassen, sondern als metaphorisch umschriebene Verwendung eines Werkzeuges.

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Stichworte
Technische Intelligenz, F. Taylor, Taylorismus, Information, Computer, O. Lilienthal, Ikarus, Bionik"

wird zitiert in:
Heinemann, E.: Sprachlogische Aspekte rekonstruierten Denkens, Redens und Handelns
Busch, A.: Diskurslexikologie und Sprachgeschichte der Computertechnologie
Breiter, Andreas: Informationstechnik und ihre Organisationslücken
Boehnke, K. et.al.: Neue Medien im Alltag: Begriffsbestimmungen
Finkele, S. (Hrsg.): Technikfiktionen und Technikdiskurse
Steger, H.: Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft
Rechnerlexikon, "analog"
Rechnerlexikon, Die große Enzyklopädie des mechanischen Rechnens
Ehrendoktor Joseph Weizenbaum. Dokumentation des Festkolloquiums

[Volltext (Passwort)]


Anmerkungen von R.O.:

Im vorliegenden Buch werden 'Anthropomorphisierungen' in der Terminologie der Informtik kritisiert. Die Kritik beruht auf zwei explizit gemachten Prinzipien, einerseits auf der konsequenten Unterscheidung zwischen Abbildungen und Abgebildetem und andererseits darauf, dass den Abbildungen und insbesondere den sprachlichen Zeichen keine Bedeutung, sondern nur Verweisungscharakter zugeschrieben wird. (...) Computerprogramme dienen der Strukturierung von Information. Sie besitzen nur sekundär Verweisungscharakter und sind deshalb nicht sprachlich, obwohl sie wie sprachliche Texte durch formale Sprachen beschrieben werden können (...) (5).
 
Wer aber die Produkte der Ingenieure nicht ohne anthropomorphisierende Metaphern beschreiben kann, versteht sie nicht (...). Er versteht insbesondere das gesellschaftliche Umfeld der Technik, das seine Metahpern begründet, und mithin die gesellschaftliche Funktion der Technik nicht (9).
 
Dass praktische Maschinen immer Fehler haben, was nichts anderes bedeutet, als dass wir sie nicht vollständig verstanden haben, liegt im doppelten Sinne in deren Entwicklung. Zum einen ist die Entwicklung der konkreten Maschine mit Staunen über die Maschinen verbunden, weil die Maschine vielfach Dinge tut, die sie gar nicht können sollte (...). Zum andern beruht die Entwicklung der Maschine gerade darauf, dass wir sie immer besser verstehen. Sicher ist, dass wir im Moment unsere ingenieusen Artefakte wesentlich besser verstehen als uns selbst (...) (31f).
 
Vor dem Zitat von Prigogine, Seite 88, schreibt der Autor, dass einem Automaten sekundäre Energie zugeführt werden muss, 'die dem Automaten selbst dient'. Das 'selbst dienen' wird dann so umformuliert, dass 'die Automaten die Steuerungsenergie dissipativ zur Erzeugung von Strukturzuständen (verwenden), die sie an die jeweilige Teilaufgaben adaptieren'. Bei Prigogine/Stengers, 1981, 115 wird beschrieben, dass Wärmemaschinen Energie zugeführt werden muss, um die zwei einander kompensierenden Prozesse (Erzeugung von Bewegung und Kühlung des Systems) aufrechtzuerhalten. Die Maschine wird dadurch nicht adaptiert, wie die Automaten von T. Ist es sinnvoll, daför denselben Ausdruck zu verwenden?
 
Störung, Turing Maschine