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Literatur

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Zur Person

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Friedrich Kittler (1943-2011) ist Medientheoretiker mit Schwerpunkt Technik und dort insbesondere Aufschreibesysteme. Seit 2001 war er am Hermann von Helmholtz Zentrums für Kulturtechnik (Uni Berlin).

F. Kittlers zentrales Projekt ist es, „den Menschenwissenschaften [...] ihr medientechnisches Apriori nachzuweisen“ (Hartmut Winkler), oder mit seinen eigenen Worten: die „Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften“, so der gleichnamige Titel einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1980.

F. Kittler war 1987 - 1993 Prof. in Bochum, wohin er V. Flusser eingeladen hatte.

Kittler sieht eine Autonomie der Technik und lehnt daher Marshall McLuhans Lesart der Medien als extensions of man ab: „Medien sind keine Pseudopodien, die der Menschenkörper ausfahren würde. Sie folgen der Logik der Eskalation, die uns und die Schrift-Geschichte hinter sich läßt“ (Geschichte der Kommunikationsmedien. In: Jörg Huber, Alois Martin Müller (Hrsg.): Raum und Verfahren).

Konsequenterweise sieht er im Schreiben von Literatur, dem Schreiben von Programmen und dem Einbrennen von Strukturen in Silizium-Chips ein vollständiges Kontinuum: „Wie wir wissen und nur nicht sagen, schreibt kein Mensch mehr. [...] Heute läuft menschliches Schreiben durch Inschriften, die [...] mittels Elektronenlithographie in Silizium eingebrannt ist [...]. Letzter historischer Schreibakt mag es folglich gewesen sein, als in den späten Siebzigern ein Team von Intel-Ingenieuren [...] die Hardware-Architektur ihres ersten integrierten Mikroprozessors [aufzeichneten]“ (Kittler, F.:, Es gibt keine Software. In: ders.: Draculas Vermächtnis. Technische Schriften).


 

Ein paar Anmerkungen

Soweit ich bisher sehe, hat F. Kittler zwar die - mediale - Wirkung der Technik im Sinn von Artefakten beschrieben, aber die Entwicklung der Technik nur funktional auf diese Wirkung hin betrachtet. Das zeigt sich darin, dass er bei seinem Aufschreibesystem um 1800 beginnt, sich also erst für das Schreiben interessiert, wenn kein Mensch mehr (in seinem litera(tur)lischen Sinne) schreibt ("Wie wir wissen und nur nicht sagen, schreibt kein Mensch mehr").

Das Herstellen von Zeichen beobachtet F. Kittler - wie er selbst im Vorwort zu seiner Habil hervorhebt - nicht generell, sondern in sehr speziellen Zeitpunkten, die er mit 1800 und 1900 bezeichnet. Dabei setzt er einerseits Schrift voraus und zeigt andrerseits, dass das, was im Allgemeinen als Buchdruck bezeichnet wird, eine viel zu allgemeine Kategorie ist, wenn man sich für Medien im Sinne von McLuhan interessiert.

F. Kittler beginnt zwar als Literaturwissenschaftler, der sieht, dass Literatur aus hergestellten Buchstaben besteht. Aber interessiert sich aber nicht für die Herstellung der Buchstaben, sondern für dier mediale Wirkung, die von den Herstellungsverfahren abhängig ist.


 

"Niklas Luhmann hat einmal bemerkt, es gäbe gar keine Postmoderne, sondern nur eine moderne Post. Ganz entsprechend bleibt zu formulieren, daß es keine Neuen Medien gibt, sondern nur ein einziges neues Medium namens Computer, dessen Neuigkeit (nach Turings Beweis) eben darin besteht, beliebige Maschinen und damit auch beliebige Medien sein zu können." Kittler, Friedrich (2000): Was ist das Neue an den Neuen Medien ? In: Liessmann, Konrad Paul (Hg.): Die Furie des Verschwindens. Über das Schicksal des Alten im Zeitalter des Neuen. Wien: Zsolnay, S. 200–216, hier 207f.)


 
[ F. Kittler über N. Luhmann ]
[ H. Gumbrecht: Befreit-Kittler-endlich-vom-Kittler-Kitsch (Welt) ]
[ Gumbrecht: Kittler (NZZ) ]
[wp]

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