Kritische Theorie der Formbildung (1928)
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Auf den Pfaden des Lebens
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Karl Ludwig von Bertalanffy (1901-1972) war Biologe. Er gehörte in die 2. Generation des Wiener Kreises und ist Begründer der "theory of stationary open systems" und der "General System Theory", die er "Allgemeine Systemlehre" nannte (vergl. Systemtheorie). Er entwickelte die "organismischen" Auffassung der Lebenserscheinungen und darin die zentrale Idee des Fliessgleichgewichtes, was er als wesentliche Differenz zur Mechanik sah. L.von Bertalanffy begriff sein Theorie als Theorie des Lebendigen (wie viel nach ihm es Maturana mit seiner Autopoiese tat), die er scharf abgrenzte von N. Wieners Kybernetik, die er eine Maschinen-Theorie nannte (verkannte). Mehr dazu unter: .. aber vom Menschen wissen wir nichts. Anmerkungen:
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Die unverstandene Abstraktheit der allgemeinen Systemlehre führte in einen "philosophischen" Diskurs bis hin zu N. Luhmann, in welchem buchstäblich alles System genannt wird. In diesem Kontext wird die Kybernetik als mechanistische Systemtheorie aufgefasst, während im amerikanischen Einflussgebiet Kypbernetik als Eigenname der Systemtheorie verstanden wird. Heinz von Foerster berichtet, wie an eine Macy-Konferenz der Name zu Ehren von Norbert Wiener - nach dessen Buchtitel - gewählt wurde. In der konstruktiven Systemtheorie ist die Unterscheidung aufgehoben. Konstruktiv kann überhaupt nur über Konstruktionen gesprochen werden.
L. von Bertalanffy publizierte seit 1928, im Buch Theoretische Biologie (1932) führte er den Begriff "offenes System" ein, den Ausdruck "System" verwendet er 1940 im Titel: Der Organismus als System betrachtet und 1945 (also quasi mitten im verlorenen Krieg) publiziert er Zu einer allgemeinen Systemlehre. Danach folgen seine einschlägigen Publikaionen Schlag auf Schlag: Das biologische Weltbild (1949), An Outline of General System Theory und The Theory of Open Systems in Physics and Biology (1950), Biophysik des Fliessgleichgewichts (1953) und schliesslich General System Theory (1968).
L. von Bertalanffy suchte 1937 in Chicago Anschluss, was ihm vorerst nicht gelang. Nachdem er 1948 seinen Entwurf zu einer allgemeinen Systemtheorie geschrieben hatte, gründete er 1954 mit dem Ökonom Boulding, dem Neurowissenschafter Gerardund dem Mathematiker A. Rapoport einen Verein, der1956 offiziell als „Society for General Systems Research“ (SGSR) eine erste Institutionalisierung der Systemwissenschaft darstellte und Jahrbücher „General Systems“ herausgab.
Der Organismus ist nach L. von Bertalanffy ein "offenes" System, weil er Materie aus der Umwelt einverleibt (Stoffwechsel). Die spezifische Eigenschaft des Organismus ist, dass er den Stoffwechsel als Fliessgleichgewicht (staedy state) vollzieht. Der Begriff "staedy state" stammt von Hill 1931. Maschinen werden dagegen einmal hergestellt und haben dann - in der Vorstellung von L. von Bertalanffy - keinen sie betreffenden Austausch mehr mit ihrer Umwelt.
Das, was L. von Bertalanffy "staedy state" nennt, ist bei H. Maturana - entsprechend verschoben - die (Identität konstituierende) Organisation. Eine Organismus ersetzt ununterbrochen sämtliche seiner "Bausteine" (sic) und bleibt dabei doch derselbe. Während bei L. von Bertalanffy technologisch noch die Energiemaschine (Verbrennung von Materie) den Diskurs beherrschte, ist es bei Maturana die Steuerung (Computer). Deshalb spricht L. von Bertalanffy hauptsächlich von den Operationen, die die Materialität des Organismuses (Wachstum, Stoffwechsel) betreffen, und H. Maturana von der operationellen Organisation der Steuerung (Kognition), die er - wie die amerikanische Kybernetik seit W.R. Ashby - als geschlossen betrachtet.
H. Maturana nannte seine Theorie "Autopoiese", was man als Eigenname einer speziellen "Systemtheorie" auffassen kann. L. von Bertalanffy nannte seine spezielle Theorie des offenen Organismus "Allgemeine Sysrtemtheorie". Und N. Luhmann holte - zum Missfallen von H. Maturana - nach, die Autopoiese als allgemeine Theorie zu verstehen. (Alle Verallgemeinerungen sind falsch.)
mehr unter: Anhang: Biographie und Anhang: Biographie.
Ausführlich in: Arthur Koestler in: Der Mensch-Irrläufer der Evolution
Ein verbales Modell ist besser als gar kein Modell, oder ein Modell, das, weil es mathematisch formuliert werden kann, der Realität gewaltsam auferlegt wird und diese verfälscht. (A verbal modell is better than no modell at all, or a modell which because it can be formulated mathematically, is forcibly imposed upon and falsifies reality. General System Theory)