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Die Erklärung

Erklärungen nenne ich Beschreibungen von Verfahren, die ich zur Erzeugung derjenigen Phänomene verwenden kann, die ich erklären will (Anmerkung 1).

Mit einer Erklärung kann ich die Türe nicht öffnen, ich muss das in der Erklärung beschriebene Verfahren anwenden, damit sich die Türe öffnet. Kochrezepte sind typische Beschreibungen von Verfahren. Sie werden normalerweise nicht als Erklärungen, sondern als Anweisungen gelesen, aber sie erklären, wie das beschriebene Essen zustande kommt. Ich esse aber nicht das Rezept, sondern das Essen (Anmerkung 2).

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bildBeschreibung
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bildErklärung

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Alle Erklärungen sind Beschreibungen, aber nicht alle Beschreibungen sind Erklärungen, sondern nur die Beschreibungen, die Verfahren für ein bestimmtes Phänomen beschreiben.


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Eine mögliche Erklärung von Heron von Alexandria

Zu jedem Phänomen gibt es beliebig viele Erklärungen, wobei verschiedene Erklärungen das Phänomen quasi rückwirkend auch verschieden bestimmen (Anmerkung 3). Das Phänomen mit der Tempeltüre könnte ich damit erklären, dass der Priester die Zuschauer hypnotisiert, so dass sie sich einbilden, dass sich die Türen öffnen. Da sich in diesem Fall die Türen gar nicht öffnen, braucht es natürlich auch keine Erklärung dafür, dass sie sich öffnen. Es braucht aber eine Erklärung dafür, weshalb ich Dinge sehe, die es nicht gibt. Und das würde eben durch "Hypnose" erklärt (vgl. Anmerkung 1), wobei aber natürlich auch das Phänomen ganz neu gesehen wird. Ich kann auch beschreiben, wie ich selbst funktionieren muss, um eine bestimmtes Phänomen überhaupt wahrzunehmen. Darüber werde ich später mehr schreiben. Jetzt will ich Erklärungen dafür geben, dass sich die Türen wirklich öffnen, wenn der Priester das Feuer auf dem Altar anzündet.

In einer Erklärung kann beispielsweise stehen, dass man die Götter durch ritualisiertes Anrufen beschwören muss: "Rufe abrakadabra und schau genau auf die Türe, die sich öffnen soll! Wenn Dich die Götter erhören, öffnen sie die Tür." Bei den Priestern funktioniert das, weil sie von den Göttern erhört werden. Diese Erklärung macht wie jede Erklärung einige Implikationen, etwa dass es Götter gibt. Wenn es Götter gibt, die den Priestern helfen, dann ist das eine mögliche Erklärung. Sonst nicht. Ob ich eine Erklärung akzeptiere, hängt von mir ab (Anmerkung 4).

Eine weitere mögliche Erklärung dafür, dass sich die Tempeltüren öffnen, wäre etwa, dass versteckte Sklaven die Türen öffnen. Dabei würde man voraussetzen, dass es im Tempel Sklaven gibt, und dass man beschreiben kann, was sie tun und warum man sie nicht sehen kann. Da ich die Sklaven nicht sehen kann, hängt es auch bei dieser Erklärung von mir ab, ob ich sie akzeptiere.

Schliesslich gibt es konstruktive Erklärungen, die das Phänomen - wie etwa Heron von Alexandria - durch unterirdische Maschinen erklären.


Anweisungen:

Untersuche die Erklärung, die Du auf der vorgehenden Seite gegeben hast!

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Dabei geht es nicht um die Richtigkeit der Erklärung, sondern darum, ob die Erklärung wirklich Verfahren umschreibt, das, wenn es realisiert würde, die Türen öffnen und schliessen würde.


 

Überlege, wie sich die verschiedenen Erklärungen unterscheiden !

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Und frage Dich, welche Erklärungen Dir weshalb am besten gefallen.


 

Beispiel:
  klick hier

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Metakommunikation

Sehr oft gibt es verschiedene Verfahren, die zu einem bestimmten Ziel führen, und meistens kann man sie auf verschiedenen Ebenen und unterschiedlich explizit beschreiben. Die vorliegende Systemtheorie - nomen est omen - verwendet konstruktive Erklärung.


Literatur

"Eine konstruktivistische Sozialtheorie erarbeitet '... Konstrukte (Modelle, Systeme), die unsere (Als-)Wahr-nehmungen sozialer Phänomene dadurch erklären, dass die Komponenten der Modelle/Systeme durch ihre Interaktionen die als Problem gewählten Phänomene erzeugen' (Hejl)" (S. Schmidt: 50).


 
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