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1. |
Im Alltag bin ich sehr oft mit viel weniger zufrieden: Ich sehe etwa einen jungen Mann und eine ältere Dame zusammen im Tearoom sitzen und frage mich, inwiefern die zusammenpassen. Jemand sagt mir, dass das seine Grossmutter ist und ich sage "aha". Das Wort "Grossmutter" erscheint als quasi-Erklärung. Das meint etwa Heinz von Foerster, wenn er sagt: "Erklärungen sind semantische Verbindungen von Beschreibungen (Explanations semantically link descriptions)" (1999:222). Es gibt eine Regel, wonach junge Männer mit älteren Damen ins Cafe sitzen, dann und nur dann, wenn die ältere Dame ihre Grossmutter ist oder wenn sie extrem reich und verführbar ist. Wenn ich höre, dass die Dame die Grossmutter ist, kenne ich eine hinreichende Bedingung, unter welcher das Phänomen überhaupt auftreten kann. Es ist aber natürlich keineswegs so, dass ein junger Mann mit seiner Grossmutter ins Cafe gehen muss. Wenn ich wissen möchte, weshalb die beiden zusammen im Cafe sitzen, dann brauche ich eine wirkliche Erklärung. Eine mögliche Erklärung wäre etwa: Die Grossmutter hat Geburtstag und der junge Mann will ihr eine Freude machen und lädt sie zu Cafe und Kuchen ein. Dann finden die beiden einen genehmen Zeitpunkt und gehen ins Cafe. Und dann kann ich sie dort sehen, und mich fragen, wie das wohl gelaufen ist. Dann kann ich die Operationen beschreiben: Eine Einladung, das Akzeptieren der Einladung, das gemeinsame Hingehen. Diese Operationen ermöglichen mein Phänomen. Natürlich kann der junge Mann seine Grossmutter auch ganz zufällig im Cafe getroffen haben. Es gibt ganz viele Erklärungen, nur das "Grossmuttersein" alleine ist noch keine Erklärung. zurück |
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Der Unterschied zwischen Rezept und Erklärung liegt in der Formulierung. Im anweisenden Rezept beschreibe ich, was der Koch tun muss, in der Erklärung beschreibe ich, was er getan hat. Beide Texte sind operativ, indem ich sie als Beschreibungen von Entstehungoperationen lesen kann.
In der Erklärung können auch Gründe dafür genannt werden, warum welche Operationen zu welchen Resultaten führen. Oft werden sogar finale und kausale Begründungen selbst als Erklärungen betrachtet. Diese Begründungen gehören aber nicht zur Erklärung im engeren Sinne. Erklärungen beruhen natürlich oft auf kausalen Gründen, aber eine operative Beschreibung beinhaltet wesentlich mehr, sie beruht auf einer Wahl einer Kausalität.
Man kann - W. Quine und Aristoteles tun es - Erklärungs-Richtungen als Ursachen und Gründe unterscheiden. Erstere sind kausal (weil), die andern final (damit). Man kann auch über die Funktion von "weil" und "damit" in sprachlichen Erklärungen nachdenken. zurück |
3. |
Auf der phänomenalen Ebene mache ich oft unscharfe Formulierungen, die dann durch die Erklärung entschieden werden. Die Erklärung ist immer auch eine Interpretation des Phänomens. zurück |
4. |
H. Maturana sagt deshalb, dass Erklärungen soziale Verhältnisse seien. "But this shows to you, that it is not enough that the answer should have the proper form. Must satisfy some other elements in the listening. Hm, but this is telling something very interesting. This is telling us that an explanation is an interpersonal relation. Isn't that so?" (1992). Nein, das ist nicht so. Erklärungen sind keine Verhältnisse, sondern Beschreibungen. Aber natürlich kann man von einem Verhältnis sprechen, wenn ein Mensch die Erklärung eines andern Menschen akzeptiert oder zurückweist. zurück |
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