"Komplexe Systeme" gibt es in meiner Terminologie nicht, weil ich komplexe Phänomene auf komplizierte Erklärungen zurückführe. Systeme sind als Mechanismen definitionsgemäss gerade nicht komplex, sondern nur beliebig kompliziert (Anmerkung 1).

Komplex finde ich Verhältnisse, bei welchen ich nicht erkennbare Rückkoppelungen vermute. Ein Mechanismus kann - wie der nebenan abgebildete - relativ einfach konstruiert sein und doch ein Verhalten zeigen, dass ich nicht ordnen oder verstehen kann, wenn ich den Mechanismus nicht kenne. Ich spreche dann von einer nicht trivialen Maschine. Mit komplizierten Mechanismen kann ich Phänomene produzieren, die sehr komplex erscheinen, die Mechanismen sind aber mit entsprechendem Aufwand rational nachvollziehbar, weil sie konstruiert sind. Systeme sind deshalb - in meiner Systemtheorie - nie komplex, sondern nur kompliziert, komplex ist allenfalls ihre Erscheinung im Phänomen In diesem Sinne sagt Komplexität etwas über die Fähigkeiten des Beobachters aus, in scheinbar chaotischen Verhältnissen systematische Strukturen zu erkennen (Anmerkung 2).

Man kann - wenn man Systeme überhaupt als Mechanismen sieht - den erklärenden Mechanismus abstrakt oder formal beschreiben und dabei vergessen (oder bewusst ausblenden), inwiefern das Phänomen erklärt wird. In diesem Fall mag man den Träger des Phänomens selbst statt des vermittelnden Mechanismus als System auffassen, also das als System auffassen, was man erklärt. Wenn ich beispielsweise die konstante Körpertemperatur erkläre, kann ich in dieser Verkürzung den Körper selbst als System begreifen. Dann bezieht man sich auf eine andere Systemtheorie als die hier beschriebene, und dort macht es dann je nach Theorie allenfalls Sinn, von komplexen Systemen zu sprechen. Wenn ich den Körper als System auffassen würde, würde ich auch von einem "komplexen System" sprechen, weil ich nicht weiss, wie der Körper konstruiert ist, da ich ja keinen Körper herstellen kann.