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Als konstruierender Beobachter sehe ich die Kontextunabhängigkeit von Systemen als operationelle Geschlossenheit. Das System reagiert in dieser Perspektive ausschliesslich auf seine eigenen Zustände (Anmerkung 1). Damit ein Mechanismus überhaupt eine Funktion erfüllen kann, braucht er natürlich Energie. Die thermostatengeregelte Heizung braucht beispielsweise Oel zum Heizen und Strom für den Thermostaten. Energetisch ist ein System also quasi offen (Anmerkung 2). Die operationelle Geschlossenheit bezieht sich auf die Funktionsweise, also auf die Regelung der Operationen des Systems. Eine thermostatengeregelte Heizung braucht nicht immer Oel, sondern nur dann, wenn es ihr Eigenzustand erforderlich macht, weil die Temperatur des Thermometers unter den eingestellten Sollwert gefallen ist. Ob die Heizung also operiert oder nicht, ist - wenn die notwendigen Milieubedingungen erfüllt sind, also beispielsweise wenn überhaupt Oel vorhanden ist - nur vom Zustand der Heizung selbst abhängig (Anmerkung 3).
Ich will die operationelle Geschlossenheit noch an einem Beispiel illustrieren, das ich später wieder aufgreifen werde. Wenn ich mit verbundenen Augen in ein Flugzeug-Cockpit geführt werde, kann ich als Pilot bei einem hinreichend guten Simulator nicht wissen, ob ich in einem Simulator oder in einem Flugzeug sitze, weil ich keinen Unterschied feststellen kann. Nur ein aussenstehender Beobachter kann den Unterschied sehen. Flugsimulatoren illustrieren die operationelle Geschlossenheit sehr gut, weil die Geschlossenheit bei Simulatoren bewusst reproduziert wird (Anmerkung 4). Wenn ich als Pilot in einem Flugsimulator sitze, ist die Anzeige auf den Instrumenten natürlich durch einen andern Mechanismus begründet, als wenn ich ein Flugzeug fliege. Als Pilot verhalte ich mich aber in beiden Fällen gleich, weil ich eben in beiden Fällen auf die Instrumente achten muss. Was ich als Pilot dabei wirklich - im Sinne von "was wirkt" - wahrnehme, ist das Reagieren der Instrumente auf meine Handlungen beim Steuern. Das heisst, ich reagiere auf den Zustand der Instrumente, also auf den Zustand des Flugzeuges, nicht auf die Um-Welt des Flugzeuges, denn die Instrumente gehören natürlich zum Flugzeug, nicht zur Um-Welt des Flugzeuges. Ein aussenstehender Beobachter wird aber, wenn er mich mit einem Flugzeug landen sieht, annehmen, dass ich auf die Um-Welt des Flugzeuges reagiere, weil ich auf der Landepiste lande und nicht daneben. Das heisst, der Pilot und ein aussenstehender Beobachter beobachten verschiedene Dinge. Für den Piloten ist die Um-Welt unerheblich im eigentlichen Sinne des Wortes, als deutender Beobachter dagegen sehe ich das Flugzeug im konsensuellen Bereich. Ich weiss, wozu Flugzeuge gut sind, und wie sie sich in ihrer Umwelt verhalten müssen. |
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Erläutere anhand eines Systems die Strukturdeterminiertheit und die operative Geschlossenheit! |
Bei konkreten Automaten ist die Aufgabe relativ einfach, bei sozialen Systemen wird sie anspruchsvoller. |
Beispiel:
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Die operationelle Geschlossenheit ist der Kern der Systemtheorie 2. Ordnung, die ich später darstellen werde. Die operationelle Geschlossenheit ist meines Erachtens eine grössere Herausforderung für den gesunden Menschenverstand als die von J. Forrester genannten "Strecken" in der Systemdynamik. Die operationelle Geschlossenheit entspricht einer bestimmten Perspektive, in welcher das System so gewählt wird, dass Feedback innerhalb des System stattfindet. Der gesunde Menschenverstand hält sich für ein "offenes System", das auf Feedback aus der Umwelt reagiert.
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