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Kontextfreie Funktionsweise

Wenn ich Systeme beschreibe, interessiert mich die Konstruktion (Struktur) und vor allem die Funktionsweise (Strukturveränderungs-Prozess) von Mechanismen. Als System beschreibe ich etwa eine Heizung, indem ich alle Teile und deren Anordnung beschreibe und erläutere wie die Energie- und die Signalflüsse innerhalb der Heizung wirken. Dabei ist mir gleichgültig, ob die Heizung in einem Haus oder in der Wüste steht (Anmerkung 1). Die Operationen der Heizung erscheinen mir als von der Umwelt unabhängig. Ich beschreibe einen strukturdeterminierten Kompensationsmechanismus (Anmerkung 2).

Wenn ich die Heizung als System beschreibe, kommt weder Jahreszeit noch Wetter und auch keine Raumtemperatur in betracht. Ich sage viel genauer, was mechanisch der Fall ist, als in der Beschreibung des Phänomens, wonach beispielsweise die Raumtemperatur konstant bleibt. Ich sage beispielsweise, wie der Zustand des Thermometers mit dem Sollwert verglichen wird, und welche Massnahmen bei Abweichungen ausgelöst werden. Ich sage etwa, dass der Oelbrenner einschaltet, wenn der Thermometer unter 20 Grad fällt und ausschaltet, wenn der Thermometer über 24 Grad steigt. Dabei ist mir gleichgültig, warum der Thermometer welche Temperatur anzeigt. Das Wetter oder die Jahreszeiten können die Ursache für die Raumtemperatur und diese kann Ursache für den Stand des Thermometers sein, aber es gibt auch viele andere mögliche Gründe. Und ich kann überdies auch den Ausdruck Temperatur durch "Ausdehnung einer Quecksilbersäule" ersetzen, womit ich auch die Temperatur konstruktiv auffassen kann.

I. Newton sagte: "hypothesis non fingo". Ich übersetze den Satz mit: Ich bastle keine unsinnige Begründungen. Was die Heizung in Abhängikeit des Thermometers macht, weiss ich konstruktiv genau. Dazu brauche ich keine Hypothese, weil ich die Heizung ja konstruiert habe. Ueber den Grund der Temperatur des Thermometers müsste ich dagegen Hypothesen machen, was ich durch die Regelung ja genau verhindern will. Meine Heizung soll einfach immer ragieren, egal weshalb das Thermometer wie warm ist. Sie soll quasi auch in der Wüste funktionieren (Anmerkung 3).

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Natürlich macht I. Newton auch Hypothesen. Er hat Raum, Zeit und Masse als gegeben betrachtet. Aber diese Dinge sind nicht Bestandteil seiner Erklärung. Innerhalb seiner Konstruktion ist er ohne Hypothesen ausgekommen. Meine Heizung macht unter der Hypothese, dass die Temperatur des Thermometers gleich jener der Raumluft ist, Sinn. Aber diese Hypothese wird in meinem konstruierten System nicht behandelt.

Ein System reagiert auf seine Zustände mit sogenannten "Massnahmen". Die Massnahmen sollten den vom System angestrebten Sollzustand herbeiführen. In den Massnahmen stecken natürlich auch Hypothesen. Das System prüft aber nicht diese Hypothesen, sondern ob die Massnahmen zum gewünschten Sollwert führen. Wenn beispielsweise der Fiebermesser meines Kindes 40 Grad zeigt, kann ich als Massnahme fiebersenkende Medikamete verabreichen. Meine Hypothese lautet dann, dass die Medikamente das Fieber senken. Die Hypothese werde ich nicht testen, sondern - genau dadurch, dass ich das Medikament verabreiche - einfach als "Tat-Sache" verwenden. Ich glaube, was auf der Verpackung steht, aber das hat in meinem System keinerlei Relevanz. Ich werde diese Massnahme beibehalten, wenn sie zum Sollwert führt, und ich werde sie ersetzen, wenn sie nicht zum Sollwert führt. Wenn etwa mein Kind gleichzeitig aufhört, den Fiebermesser zu manipulieren, geht die Temperatur des Fiebermessers vielleicht auf 37 Grad zurück. Da ich davon nichts weiss, werde ich die Massnahme mit den Medikamenten beibehalten - auch dann, wenn das Medikament gar nichts nützen würde, wenn also auch meine Hypothese falsch wäre.


Anweisungen:

Gib ein anderes Beispiel für zur Illustration der kontextunabhängigen Funktionsweise!

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Beispiel:
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Metakommunikation

Die kontextunabhänige Funktionsweise beobachte ich, wenn ich mit einem Mechanismus etwas erkläre, aber natürlich nicht, wenn ich ihn für einen bestimmten Kontext herstelle. Die konstruktiven Prinzipien der Regelung sind in beiden Fällen gleich - darauf beruht die Wienersche "Zusammenlegung" von Tier und Maschine. Es geht nicht darum, dass Tiere und Maschien überhaupt gleich wären, es geht um ein kybernetisches Prinzip.


 
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