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Anmerkungen zu Spiel

1.

  

Wenn ich spiele und nicht weiss, dass ich spiele, bin ich vertieft und mache die Unterscheidung Spielen versus nicht Spielen gerade nicht. Das heisst, nur andere können dann für wahrnehmen, dass ich spiele. Diese Differenz ist exemplarisch für die Unterscheidung zwischen Fremdreferenz und Selbstreferenz.

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2.

  

Ein Spiel ist nach J. von Neumann, dem Begründer der mathematischen Spieltheorie, einfach die Gesamtheit aller Regeln, die es beschreiben. Er unterscheidet play und game, wobei game für das steht, was mit den Regeln beschrieben wird, also beispielsweise für Schach, und play für das Spielen des Spiels, also für eine Schachpartie. Ich unterscheide in diesem Sinne Schach als Objekt und die Schachpartie als Instanz des Objektes.

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3.

  

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt" (F. Schiller: Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. In: WW (Nationalausgabe) XX, pp. 309ff - 15. Brief, S. 359).

S. Ceccato schreibt: Ein Spiel sei "eine Tätigkeit, die Vergnügen bereitet, nicht als Endergebnis, sondern während man sie ausführt".
"Vergnügen" ist ein hedonistischer Schluss und die Unterscheidung, dass es auf den Prozess, nicht auf das Produkt ankommt, ist nicht relevant, weil Prozess und Produkt zusammenhängen.

J. Huizinga schreibt in seinem Hauptwerk "Homo ludens": "Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des 'Andersseins' als das 'gewöhnliche Leben'" (1938, S. 37).
"Spiel ist eine ..." ist eine eigenartige Formulierung, die offen lässt ob ein Spiel oder das Spielen gemeint ist. Auch in der Beschreibung werden verschiedene Aspekte vermischt.

Ich spiele etwa, wenn ich auf meinem Motorrad ziellos, aber vertieft vor mich her fahre. Dabei sind mir Regeln im Sinne von Begrenzungen bewusst. Ich darf beispielsweise eine bestimmte Schräglage nicht überschreiten. Die Regel dazu würde lauten: Wenn ein Spieler eine bestimmte Schräglage überschreitet, wird er aus dem Spiel genommen. Dabei sind verschiedene Fortsetzungen möglich. Diese Beschränkung kann ich nicht freiwillig annehmen, aber sie ist unbedingt binden. Ich bin in diesem Spiel in meinem gewöhnlichen Leben, aber ich mache natürlich etwas bestimmtes: ich spiele.

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4.

  

Diese quasi-paradoxe Bezeichnunglogik ist in der deutschen Sprache gängig. Vergleiche dazu etwa den Ausdruck Erd-Beere, der signalisiert, dass es sich nicht um eine Beere handelt.

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5.

  

H. Tiwald/K. Stripp unterscheiden bei den resultatorientierten Spielen Prozessspiele (Ereignis-Spiele) und Ergebnisspiele (Pseudo-Spiele). "Prozessspiele sind Spiele im eigentlichen Sinn. Ihr Regelwerk und ihre Spielidee betreffen nur das Ereignis selbst. Dies steht im Gegensatz zu den Ergebnisspielen, deren Sinn es ist, mittels des Spiel-Prozesses ein Spiel-Ergebnis herbeizuführen, das unmittelbar nach Spielende feststeht" (Tiwald, 1975, 96). "Im Pseudo-Spiel 'Fussball' kämpfen zwei Mannschaften gegeneinander, im Prozessspiel 'Fussball' dagegen spielen zwei Mannschaften, ohne zu zählen, ohne ein Spielergebnis und einen Sieger zu ermitteln, miteinander" (ebd. 98).
Das Prozessspiel verhindert jedoch nicht die Leistung: "Aus unserer Sicht ist es eine Fiktion anzunehmen, dass Leistung nur dann erbracht wird, wenn gezählt, gemessen und Rangordnungen innerhalb einer Konkurrenz gebildet werden" (ebd. 99).

Ich erbringe meine Spielleistung nicht nur, wenn ich zähle, aber ich zähle oft, um mein Gefühl zu prüfen und mir das Spiel bewusst zu halten. Mein Zählen lässt sich als re-entry auffassen: Ich unterscheide Spiele, bei welchen gezählt wird von solchen, bei denen nicht gezählt wird, weil kein Sieger ermittelt wird. Auf der Seite der Unterscheidung, wo nicht gezählt wird, zähle ich, um anhand von Siegesaussichten zu evaluieren, ob ich das Spiel gut spiele. Dabei verwischt die analytische Grenze, wie wenn Fussball gespielt wird ohne die Tore zu zählen.

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6.

  

Spieltheorie steht nicht für "Theorie des Spiels", sondern für eine Lehre darüber, wie man bestimmte Ergebnisspiele spielen muss, wenn man gewinnen will. Die "Spiele", die in der Spieltheorie beschrieben werden, beruhen auf einem eigenständigen, formalen Spielbegriff, der vielmehr mit Kriegsspielen als mit Spielen zu tun hat. Spieltheorie bezeichnet ein Teilgebiet der Mathematik, das sich mit der Modellierung von Spiel-Strategien beschäftigt. Als Spiel gilt, wenn folgende Bedingungen erfüllt, respektive geklärt sind:

  • Die Anzahl der Mitspieler.
  • Zu jedem Spielstand (Position genannt) die Angaben darüber,
    • wer am Zug ist,
    • welche Zugmöglichkeiten für den betreffenden Spieler bestehen und
    • auf Basis welcher Informationen (z.B. der Kenntnis der eigenen und der bereits ausgespielten Karten) er seine Entscheidung zu treffen hat.
  • Für Endpositionen, wer wie viel gewonnen hat (der Gewinn eines Spielers wird Auszahlung genannt).
  • Bei Zufallszügen, wie wahrscheinlich die möglichen Ergebnisse sind.

Die Spieltheorie meint natürlich gar keine Spiele im engeren Sinne des Wortes, sondern vor allem ökonomische Verhältnisse, die man als Spiel auffassen kann.

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7.

  

Eine Art von von re-entry wird im Spiel "Monopoly" gespielt. Es geht dabei nicht um Geld, aber es geht dabei um Geld. Das heisst man kann innerhalb ds Spieles Geld verdienen und ausgeben, obwohl man damit nichts verdient. Im Roulette erspielt man zwar Spielgeld, dass man im Spiel auch wieder ausgeben kann, aber es geht um Geld.

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