Abstraktion, Verallgemeinerung und Generalisierung gehören umgangssprachlich diffus als Quasisysnonyme zueinander. Hier beobachte ich die Differenz(en): Abstrahieren heisst weglassen, verallgemeinern heisst hinzufügen. |
Als Abstraktion bezeichne ich das Verhältnis zwischen zwei Beobachtungen, die ich auf dasselbe Referenzobjekt beziehe, wobei die abstraktere Beobachtung weniger Aspekte des Objektes bezeichnet.
Als abstrahieren bezeichne ich, dass ich beim Beobachten bestimmte Aspekte, die ich beobachten könnte, bewusst weglasse.
Ich unterscheide gegenständliche Dinge, die ich anfassen kann und Sachen, die ich nicht anfassen kann. In Bezug auf Dinge bezeichne ich meine Beobachtung nicht als abstrakt, sondern als abstrakter. Ich bezeichne denselben Gegenstand beispielsweise als:
Wenn ich diese Wortverwendungen erläutere, füge ich immer mehr Bestimmungen hinzu. In diesen Fällen habe ich einen konkreten Fall, der nicht mehr konkreter werden kann, auch wenn ich die Eiche in meinem Garten sehr verschieden beschreiben kann. Ich beschreibe immer dasselbe Ding. Ich kann ihm einem Eigenname geben. (Dedektiv Colombos's Hund heisst Hund)
Erläuterung:
Wenn mir jemand erzählt, dass er einen Hund gesehen hat, dann könnte er mir auch sagen, das er einen Puddel oder ein Raubtier gesehen hat. Die Bezeichnungen entsprechen verschiedenen Beschreibung von dem, was er gesehen hat. Für mich ist seine Wahrnehmung unerheblich, ich höre, was er gesagt, also wie er beobachtet.
Ich unterscheide "Hund" und "Tier" als verschiedene Beobachtungen. Wenn ich selbst etwas wahrnehme, was ich als Hund oder als Tier bezeichnen kann, kann ich eine der Beobachtungen wählen.
Wann also sage ich - im gegebenen Fall - Hund und wann sage ich Tier?
Das ist nicht vom beschriebenen Gegenstand abhängig, sondern davon, worüber ich sprechen will. Im Sprachspiel muss ich dazu wissen, wann ich überhaupt von Hunden oder Tieren sprechen kann. Ich muss das jeweilige Wort durch andere ersetzen können.
Raubtier ist ein Begriff (oder ein Oberbegriff). Ein Begriff ist (in meiner Sprache) eine Bezeichnung, also keine Abstraktion. Dazu gibt es aber im Alltag ziemlich viele Vorstellungen/Sprechweisen:
Beispiel:
Es wird beispielsweise gesagt: "'Baum' sei eine Abstraktion, weil es den Baum nicht gebe, sondern nur konkrete Bäume."
Baum bezeichnet eine Sache. Die Sache ist nicht abstrakt, ich kann so oder so über sie sprechen. Wenn ich sage, wofür ich die Wörter Baum und Apfelbaum verwende, beschreibe ich zwei verschiedene Beobachtungen, von welchen in Bezug auf dieselbe Sache die eine abstrakter ist, weil ich weniger sage, also einiges weglasse.
Um gekehrt ist die andere Beobachtung konkreter, weil ich mehr sage.[ ]
Zur Differenz zur Verallgemeinerung:
Ich verallgeinere nichts, wenn ich sage, dass der Hund ein Raubtier ist. Ich übertrage dabei keine Eigenschaften des Hundes auf ein Raubtier, sondern stelle fest, dass beim Hund einige Eigenschaften vorhanden sind, die ich beim Raubtier nicht beobachten kann.
Dass ich dabei den Hund und das Raubtier vergleiche beruht auf einer Klassifikation.
Und ein paar ganz andere Vorstellungen:
Es wird gesagt, dass das Modell eine Abstraktion von der Wirklichkeit sei. Das sagt aber nur jemand, der keine (oder einen ganz anderen Begriff von Modell hat als ich).
In dieser Redeweise ist Abstraktion auf eine Sache, nicht auf eine Operation bezogen. Und "weggelassen" wird nicht in der Beschreibung/Beobachtung, sondern anderswo.
Weitere Literatur:
A. Rapoprt: Die Abstraktionsleiter
Er suggeriert, dass ich Abstraktionen einer Wirklichkeit wahrnehme. Er meint, dass ein Puddel eine Menge von schwingenden Atome sei, die zu jedem Zeitpunk - wirklich - etwas anderes sei, was er als dynamischen Prozess bezeichnet. Ich kenne keine Wirklichkeit und kann deshalb keine Abstraktion erkennen, weil ich dafür immer das Konkrete und das Abstrakte kennen müsste.
Ciompi (1988, 198) versteht den Vorgang der Abstraktion (...) in erster Linie als 'Auszug von Invarianz aus Varianz', " (...) das heisst als Erkennen von Gemeinsamkeiten oder Regelmässigkeiten in einem vorher undifferenziert erscheinenden Durcheinander."
Ich glaube, dass L. Ciompi eher Mittelwerte als Gemeinsamkeit meint, vielleicht habe ich ihn aber einfach nicht verstanden.
Anmerkungen:
alte Variante
Wenn ich sage: ein Velo ist ein Fahrzeug ... oder ein Ding oder wenn ich sage ein Velo ist etwa 400 Fr oder 20 kg, dann wechsle ich von Begriff zu Oberbegriff und im andern Fall von Begriff zur Hypostasierung einer Eigenschaft.
Wenn ich ein Gewicht von 20 kg brauche, kann ich ein Velo oder einen Hund nehmen. Die beiden sind sich in bezug auf einen Eigenschaftswert gleich. Wenn ich ein Fahrzeug brauche, kann ich ein Velo oder ein Motorrad nehmen, die beiden sind sich in bezug auf eine Funktion gleich.
Tauschwert und Gebrauchswert.
Formal: unvollständige Isomorphie