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Beobachtung ist ein ung-Wort. Umgangssprachlich verwende ich beobachten für eine Tätigkeit, bei welche ich meine Aufmerksamkeit eine Zeitlang auf einen bestimmten Gegenstand richte. Ich beobachte etwa das Verhalten eines Lebewesens.
Als Beobachtung bezeichne ich - wenn ich das Wort überhaupt verwende - ein manifestes Resultat dieser Tätigigkeit, beispielsweise einen Bericht darüber, was beobachtet wurde.
Im Kontext der Systemtheorie verwende ich Beobachtung - terminologisch gebunden viel enger - für das Bezeichnen einer Unterscheidung, was im einfachsten Fall durch das Bezeichnen einer Seite der Unterscheidung geschieht. Ich verweise damit auf die elementare Operation eines Beobachters (ausführlicher in: Beobachten als Phänomen und im Blog: Beobachter beobachten)

ich überlege, ob und wie ich "beobachten" im hier gemeinten Sinn ersetzen sollte
"observare". Im Altgriechischen gibt es verschiedene Wörter, die mit dem Konzept des Beobachtens in Verbindung stehen. Ein Beispiel dafür ist das Verb "παρατηρέω" (paratereō
"betrachten" oft mit dem Verb "contemplari" ausgedrückt.
Im Altgriechischen könnte man das Wort "θεωρέω" (theōréō) verwenden, um den Begriff des Betrachtens zu übermitteln. Dieses Wort hat einen weiteren Bedeutungsumfang, der über das rein Visuelle hinausgeht und auch das gründliche Überlegen oder das Reflektieren beinhalten kann.
Auf Lateinisch kann man "anschauen" mit dem Verb "spectare" übersetzen.
Im Altgriechischen könnte man das Verb "θεάομαι" (theaomai) verwenden, um den Akt des Anschauens oder Betrachtens auszudrücken.

Als - systemtheoretische - Beobachtung bezeichne ich die Wahl einer Kategorie, die ich impliziere, indem ich die Bezeichnung der einen Seite der Unterscheidung nenne.

Das je gewählte Wort verwende ich dann für diese Beobachtung, die ich explizit machen kann, indem ich meine damit verbundene Unterscheidung erläutere.

Beispiel:
Wenn ich "oben" sage, habe ich (vermutlich oder vielleicht) oben und unten unterschieden und eine Seite der Unterscheidung genannt.

Ich mache mir meine implizite Unterscheidung bewusst, indem ich den nichtbezeichneten Teil bezeichne. Dabei kann ich - D. Baecker folgend - auch den Raum bezeichnen, in welchem die Unterscheidung getroffen wird oder die Unterscheidung selbst.

Beispiel:
Kreis etwa heisst die Unterscheidung, die einen Innen und einen Aussenbereich in einer Ebene festlegt.

Literatur:
G. Spencer-Brown spricht von consider und observe (betrachten, beobachten, aber seine Sprache ist ohnehin auf LoF bezogen)
A. Doyle:Skandal Beobachten versus sehen.

Beobachtung 2. Ordnung

Als Beobachtung 2. Ordnung bezeichen ich das Beobachten meines Beobachtens.

Beispiel:
Wenn ich "oben" sage, kann ich beobachten, dass ich oben und unten beispielsweise in einer Hierarchie unterschieden habe, und als Unterscheidungskriterium beispielsweise das Einkommen verwendet habe.

Eine spezifische Beobachtung 2. Ordnung, in welcher die verwendeteten Kategorien beobachtet werden, bezeichne ich als Theorie (mehr dazu unter Projekt Theorie)

Anmerkung
In der Commonsense-Soziologie wird "Beobachtung 2. Ordnung" fast immer für das Beobachten von anderen Beobachtern verwendet, was aber eine Beobachtung 1. Ordnung ist. [ ]


[ Aus dem Lesekreis: ]

Textstellen

"Das Beobachten erster Ordnung ist das Bezeichnen - im unerläßtlichen Unterschied von allem, was nicht bezeichnet wird" (Luhmann, GdG: 102)
"Wir sagen also: ein Beobachten zweiter Ordnung liegt immer dann vor, wenn auf Unterscheidungsgebrauch geachtet wird; oder pointierter: wenn das eigene Unterscheiden und Bezeichnen auf ein weiteres Unterscheiden und Bezeichnen bezogen wird. [...] [...]" (Luhmann, GdG: 101)
"Was man bezeichnen und unterscheiden kann, das "begreift" man." (F. Nietzsche, Die dionysische Weltanschauung, in: KSA Bd. I, S. 576)

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