Dieser Eintrag ist veraltet/ aber noch nicht korrigiert. Ich sehe das jetzt ganz anders:
siehe Kategorie und Bedürfnis
Das Ausüben einer Tätigkeit bezeichne ich als Handlung. Als Handlung bezeichne ich eine Menge von Operationen, die ich als deutender Beobachter in einem Handlungszusammenhang wahrnehme. Wenn ich beispielsweise einen Brief schreibe, besteht ein Teil meiner Handlung darin, dass ich materielle Zeichenkörper - also Buchstaben oder Worte - nach Regeln auf dem Papier anordne. Das Anordnen von Zeichen ist eine Operation, die unabhängig vom Handlungszusammenhang beschrieben werden kann, ich ordne beispielsweise auch Zeichen an, wenn ich ein Computerprogramm schreibe. Als Beobachter kann ich also - deutend - davon sprechen, dass jemand einen Brief schreibt oder - konstruktiv - davon, dass jemand Zeichen nach Regeln angeordnet. Im ersten Fall spreche ich über die Handlung, im zweiten über die Operation. Als Tätigkeit bezeichne ich das Tun jenseits von konkreten Handlungen.(15)
[15] Als Verhalten sehe ich eine Handlung, wenn ich den Handelnden - im Sinne des Behaviorismus - in einem Bedingungszusammenhang sehe, also seine "Handlungen" als Reaktionen auf (seine) Umweltbedingungen verstehe. Ich verhalte mich "briefschreibend", wenn diese oder jene Bedingung gegeben ist. Als handlungsorientierter Beobachter sehe ich, was jemand macht. Und als verhaltensorientierter Beobachter (idealtypisch als Wissenschafter) sehe ich, unter welchen Bedingungen jemand etwas macht. (zurück)
Unabhängig davon, wie explizit die verwendeten Kategorie sind, entscheiden sie, wie beobachtet wird. Dabei spielt insbesondere eine Rolle, welchen Kategorien Priorität gegeben wird. Ein Standardbeispiel dafür ist die Kategorie Bedürfnis. Wenn zuerst ein Bedarfszustand beschrieben wird, etwa die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme, erscheint die menschliche Tätigkeit als Reaktion darauf. Wenn dagegen das Herstellen als fundamentale Kategorie verwendet wird, geht es gerade nicht darum, irgendwelche Mängel zu kompensieren. Denn dann wären die Mängel fundamental und das Herstellen eben nur eine Kompensationshandlung. Herstellen ist dann das, was Menschen von sich aus ohne jede Not tun. Sie heben damit die natürlichen Bedarfszustände, die sie mit anderen Lebewesen teilen auf. Hunger erscheint dann nicht als Bedarfszustand sondern als Zeichen dafür, dass etwas in der Produktion nicht funktioniert.
Als Bedürfnis wird umgangssprachlich das Verlangen bezeichnet, einem empfundenen Mangel Abhilfe zu schaffen.
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Als Bedürfnis bezeichne ich einen empfundenen Bedarf. Diese Empfindung ist nicht davon abhängig, ob und wie der Bedarf real ist und ob ein Mangel vorhanden ist.
Ich kann nicht das Bedürfnis haben, einem nicht erfüllten Bedarf Abhilfe zu schaffen. Das ist kein Bedürfnis, sondern ein verklärter Bedarf.
K. Marx schreibt am Anfang des Kapitals (S. 49):
"Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache." "Verlangen schließt Bedürfnis ein; es ist der Appetit des Geistes, und so natürlich wie Hunger für den Körper ... die meisten (Dinge) haben ihren Wert daher, daß sie Bedürfnisse des Geistes befriedigen." (Nicholas Barbon, "A Discourse on coining the new money lighter. In answer to Mr. Locke's Considerations etc.", London 1696, p. 2, 3.)
Aber natürlich macht es einen Unterschied, ob mir Sauerstoff und Nahrung fehlt, oder ein Gemälde von Picasso und etwas Kaviar.
Anmerkungen A. Maslow hat mit seiner Pyramide die Bedürfnisse - auf eine unsinnige Weise (vergl dazu A. Leontjew - gewichtet. Das hat damit zu tun, dass er Bedarf und Bedürfnis nicht unterscheidet. Meine Bedürfnispyramide würde je nach Situation ganz anders aussehen. Unter normalen Bedingungen ist die Selbstverwirklichung mein grundlegenstes Bedürfnis. Die diskursive Differenz: Bedürfnisse sind der Grund für Arbeit versus Bedürfnisse werden durch Tätigkeit produziert. Als Bedarf bezeichne ich eine vergesellschaftete Form eines objektivierten Bedürfnis - das Bei Maslow durchschimmert und im real existierenden Sozialismus verallgemeintert wurde. |
„Dass das Bedürfnis des einen durch das Produkt des anderen und vice versa befriedigt werden kann und der eine fähig ist, den Gegenstand dem Bedürfnis des andren gegenübersteht, zeigt, dass jeder als Mensch über sein eigenes besonderes Bedürfnis etc. übergreift und dass sie sich als Mensch zueinander verhalten; dass ihr gemeinschaftliches Gattungswesen von allen gewusst ist.“ (Marx, Grundrisse MEW 42, S. 168).
"Hunger ist Hunger, aber Hunger, der sich durch gekochtes, mit Gabel und Messer gegeßnes Fleisch befriedigt, ist ein andrer Hunger, als der rohes Fleisch mit Hilfe von Hand, Nagel und Zahn verschlingt. Nicht nur der Gegenstand der Konsumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion wird daher durch die Produktion produziert, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion schafft also den Konsumenten. MEW23, <624>
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