Ein klein wenig "Datensicherung" zu den Blogs, wo ich mitschreibe, weil sie alle bei Unternehmen stehen, die sie jederzeit abstellen können. Kommentieren und diskutieren geht nur in den Blogs.
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Piraten, passt auf !! - September 25, 2013
Zur Fusion von kleinen Gemeinden - September 21, 2013
Soziologie - Januar 15, 2013
Warum nicht mal ein Neger? - Februar 18, 2012
Technokratie - Dezember 6, 2011
Noch oder Doch besser als Plagiate - August 18, 2011
Systemlehre - Juni 7, 2011
Radikale Haushaltung - Mai 26, 2011 1 Kommentar
im Jargon der politischen Oekonomie - April 13, 2011
Luhmannscher Jargon - März 4, 2011
Plagiat kommt von Plagieren - März 1, 2011
Welle-Teilchen-Dualismus - Juli 31, 2010
Dialog - April 17, 2010
Materialismus - April 17, 2010
small is beautyful - April 17, 2010
Die Piraten winden sich, weil sie den Bundestag nicht entern konnten, und einige der Deepen-Piraten winden sich ganz besonders, weil genau sie im grossen Kino anzutreffen gewesen wären, wenn sie den Budestag hätten entern können.
Piraten – so interpretiere ich jedenfalls das Wort – wären im Parlament gar keine Piraten. Sie wären Freibeuter wie Francis Drake, der ein ganz übler Pirat war, aber eben nicht als böser Pirat sondern als Vertreter des damaliegen “evil empire”, also mit dem Segen des Parlaments. Aber viele sich jetzt windende Piraten verstehen die Partei ganz offensichtlich nicht als Differenz und ihre Partei mithin nicht als Aufhebeung der Partei. Viele Piraten entpuppen sich in Form einer erlebten Niederlage beim Entern als verkleidete Parteipolitiker, die nach Ämtern streben – was ja auch einer Wortbedeutung von Piraterie entspricht: Sie wollten Wählerstimmen “entern” und sind jetzt frustriert, nicht weil die Partei nicht im Bundestag ist, sondern weil sie selbst nicht im Bundestag sind.
Die Piraten – nicht die Freibeuter, die zum System gehören (möchten) – sind eine wichtige Institution. Piraten werden durch eine Partei bedroht, die sie domestizieren will, so wie Söldner vor 500 Jahren zu Soldaten gemacht wurden. Piraten, passt auf !!
Andreas Schürer schreibt in der NZZ vom 21.9.2013 über die Fusion von kleinen Gemeinden, dass diese ihre Angelegenheiten in Zweckverbänden organisieren, weil sie die Aufgaben nicht eigenständig erfüllen könnten. Ich wohne in einer kleinen Gemeinde und vertrete diese als Delegierter in einigen Zweckverbänden. Bei den Delegiertenversammlungen kommen jeweils neben den Fachleuten des Zweckverbandes Delegierte aus 14 sehr verschiedenen Gemeinden zusammen und suchen nach gemeinsamen Lösungen. Diese Delegierten sind in ihren Gemeinden mit dem jeweiligen Ressort betraut und kennen deshalb die Materie im Normalfall wesentlich besser als die übrigen Gemeinderäte, die sich ja um ihre Ressort kümmern müssen. Lösungen, die in Zweckverbänden erarbeitet werden, sind viel breiter abgestützt als die Beschlüsse (eines Rates) einer einzelnen Gemeinde. Sie sind mithin demokratischer und berücksichtigen die unterschiedlichen Belastungen und die gemeinsamen Interessen verschiedener und verschieden reichen Gemeinden.
Natürlich ist das Verfahren des Zweckverbandes etwas aufwendig, aber im Normalfall werden die Aufwände bei der Suche nach Lösungen durch die Umsetzung derselben Lösung mehr als kompensiert. Der Zweckverband ist eine sehr gute Institution, gerade weil er kleine, relativ autonome Gemeinden ermöglicht. Kleine Gemeinden sind im Sinne einer Artenvielfalt von Vorteil und sie bringen viele Menschen viel stärker mitten in die Politik. Viele Wähler kennen die Wahlkandidaten und müssen nicht irgendwelchen Parteiparolen folgen. In den kleinen Gemeinden spielen die Parteien eine vergleichsweise geringe Rolle, mehr als die Hälfte der Behörden gehören gar keiner Partei an, so dass die Geschäfte sachlich nicht parteisch angegangen werden können.
Kleine Gemeinden sind wie KMUs, sie sind – von Kapitalkonzentrationsvorteilen abgesehen – effizienter als die Grossen und vor allem demokratischer. Fusionen zentralisieren und verletzen die Regel: Small is beautiful.
Rolf Todesco
Soziologie ist eine Wissenschaft, die Sozietäten beschreibt.
Unter autopoietischen Gesichtspunkten entwickelte sich die Soziologie im Milieu der politischen Nationaloekonomie als Differenz zwischen abstrakter Verwaltungs- oder Organisationswissenschaften und politisch motivierter Sozialphilosophie.
Die deutschsprachige Soziologie widerspiegelt diese Differenz auch nach dem 2. Weltkrieg. H. Schelsky vertritt die Verwaltungswissenschaft und protegiert N. Luhmann, während T. Adorno mit der Frankfurter Schule die Sozialphilosophie hochhält. Im sogenannten Positivismusstreit wird die Differenz noch wissenschaftstheoretisch lanciert, danach aber wird dieser Streit zwischen J. Habermas und N. Luhmann innerhalb der Soziologie in “Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie” ausgetragen, wo J. Habermas N. Luhmann eine reaktionäre Verwendung der Systemtheorie vorwirft.
N. Luhmann stellte fest, dass die Soziologie vor seinem Werk keine Theorie hatte, man könnte auch sagen, keinen konsensuellen Gegenstandsbereich, weil ein eigentlicher Gesellschaftsbegriff im Konsens – auch in der Zeit nach N. Luhmann – fehlt. N. Luhmann – sebst kein ausgebildeter Soziologe, aber in der Tradition von T. Parsons arbeitend – hat eine Theorie funktionaler Systeme als allgemeine soziologische Theorie vorgeschlagen, die auf einer speziellen Interpretation der Autopoiese beruht, also eine spezielle Systemtheorie darstellt.
PS: Es gibt eine vom theoretischen Diskurs losgelöste “angewandte Soziologie”, die sich als methodologisch begründete Forschung auffassen lässt. Typische Fragestellungen betreffen die Vorhersagbarkeit von sozietalen Verhältnissen wie Altersstrukturen der Bevölkerungen, Migrationen, Berufsfelder usw.
Titanich fragt heute:
Spontan wüsste ich nicht, was gegen Neger spricht, aber die NZZ von heute weiss es recht genau:
Wer in Afrika eine bestimmte Adresse sucht, muss viele Hindernisse überwinden. «Das findest du einfach – zehn Zinuten zu Fuss und um die Ecke», sagt Charity, die im sambischen Städtchen Mpulungu am Tanganjikasee ein Gästehaus betreibt. Die Anfrage betraf ein etabliertes mittelgrosses Fischereiunternehmen.
Weder der gesuchte Betrieb noch eine Ecke sind nach ehn, fünfzehn oder dreissig Minuten Fussmarsch auszumachen. Entlang des Wegs halten hilfreiche Geister nicht mit gutem Rat zurück, aber auch ihre Angaben führen jeweils in die Irre. Das gilt selbst für den Personalchef der lokalen Schulbehörde, dessen Büro im Quartier liegt. Afrikanern fällt es oft schwer zu abstrahieren, und was anderes als eine Abstraktion ist eine Wegbeschreibung? Charity würde den Fischereibetrieb im Schlaf finden, aber sie kann den Weg dorthin nicht beschreiben. Erst recht sollte man sie nicht um eine Wegskizze bitten. Afrikaner benötigen freilich selber nie Wegbeschreibungen. Kommen sie als Fremde in eine Gegend, zum Beispiel auf der Suche nach einem Verwandten, gibt man ihnen einen Ortskundigen zum Geleit. Kinder, die dies können, sind immer und überall zur Hand.
Anders als Charity haben die hilfsbereiten Passanten am Weg keine Ahnung von dem Fischereibetrieb. Wieso sagen sie das nicht? Eine Erklärung bietet die Scheu, das Gesicht zu verlieren – dies würde tun, wer dem Fremden die Bitte um Ratschlag abweist. Ausserdem ziehen Afrikaner die unmittelbare Befriedigung der aufgesparten Zufriedenheit meistens vor. Hier und jetzt weisen sie dem nichtsahnenden Besucher gerne die Richtung. Dessen Gesicht hellt sich auf; er ist dankbar. An seine spätere Enttäuschung denken sie nicht. Wenn er zurückkehrt, sind sie ohnehin über alle Berge.
Bleibt der Personalchef. Als sich zeigt, dass sein Rat wertlos ist, erklärt er, er kenne den Fischereibetrieb nicht. Wohnt er nicht seit vielen Jahren in dem Quartier? Doch, antwortet er, aber Fischerei sei nicht sein Ressort. Neugier um der Neugier willen ist ihm – und vielen Afrikanern – unbekannt. (NNZ, 18.2.2012, S.2)
Technokratie heisst ein Konzept, das der amerikanische Soziologe T. Veblen in Anlehnung an J. Maxwell’s Governator vorgeschlagen hat. T. Veblen argumentierte, dass Ingenieure am besten mit komplizierten Systemen umgehen können und deshalb auch die politische Führung des Staates übernehmen sollten. Sie sollten den Staat optimal “regeln”. Die Steuermann’s-Logik (Governator, Kybernetes) hat J. Maxwell via J. Watt von Plato übernommen.
Als Technokratie bezeichnet T. Veblen eine Gesellschaft, in der die rationale, effektive Planung und Durchführung aller gesellschaftlichen Ziele vorherrscht. Die Ausrichtung der gesellschaftlichen Entwicklung nach wissenschaftlich-technischen Kriterien verringert die Bedeutung demokratischer Willensbildung und politischer Entscheidungsprozesse. Abgestimmt (oder entschieden) werden muss nur was nicht rational oder logisch entscheidbar ist. Schon Aristoteles bezeichnet die Demokratie als schlechte Regierungsform, in welcher zu viele ohne Sachverstand mitreden.
Allen Technokraten gemeinsam ist, dass die Regierung des Staates das Ziel des Staates kennt. Das ist das Wesen der Technokratie.
In modernen Gesellschaften bezeichnet “Technokratie” nicht mehr die technische Regelung, sondern die juristische Auslegung der Regelungsanweisungen. Ein passenderes Wort wäre Juristokratie.
Technokratie wird oft als Schimpfwort gebraucht, weil gute Erfahrungen damit selten sind. Vielleicht sind die Technokraten zu technisch oder eben normalerweise auf falsche Ziele hin ausgerichtet, die sie selbst nicht problematisieren können, weil das ja politisches Handeln wäre. Aber stimmt wohl, dass wir uns um die Technokraten nicht mehr kümmern müssen, weil sie schon längst von den Juristokraten abgelöst wurden.
Zur Juristokratie habe ich gerade einen interessanten Vorschlag gefunden. R. Todesco schreibt: im Sinne der Gewaltenteilung: Da im juristischen Prozess Kläger und Verteidiger Juristen sind, dürfen die Richter keine Juristen sein (oder eben nur, wenn die Voraussetzung ausnahmsweise nicht erfüllt ist).
Als Plagiat bezeichne ich die Differenz zwischen einem “Copy and Paste”, bei welchem ich vergesse, die Quelle mit zu pasten, und einem “Copy and Paste”, bei welchem ich die Quelle nicht kenne. Aber wie kann ich kopieren, wenn ich die Quelle nicht vor mir habe? Natürlich aus dem Gedächtnis. Und in meinem Gedächtnis gibt es ein paar Lücken, so dass ich bei vielem nicht mehr weiss, woher ich es habe.
Aber viel raffinierter scheint mir das Plagieren im umgekehrten Sinn. Ich lese beispielsweise in einer Sekundärliteatur einer Sekundärliteratur einer Sekundärliteratur … ein Zitat. Sagen wir von “einem Unterschied der einen Unterschied macht”. Und weil sich alle Zitierer vor mir so wie ich verhalten, steht beim Zitat immer noch die ursprüngliche Quelle, im Beispiel also G. Bateson, Geist und Natur, 1987/1995, 126f. oder so. Ich paste also diese Quelle mit, obwohl ich sie nie gesehen habe. Dieses Plagieren plagiert damit, ein Buch gelesen zu haben, ohne es je gesehen zu haben. Dieses Plagieren ist ein bisschen legal: Gib lieber eine Quelle an, die Du nicht kennst, als keine Quelle. Ganz legal ist es eigentlich nicht, aber wenn immer alle richtig zitiert haben, macht es ja keinen Unterschied. Es sei denn, mein Leser würde etwas merken – etwa, dass ich die Sache offensichtlich ausgerechnet so verstanden habe, wie sie in einer einschlägigen Sekundärliteratur dargestellt wird. Na ja.
Und dann gibt es noch eine Variante: Ich finde in der Sekundärliteratur Postulate, die so evident und bekannt sind, dass ich sie nicht zitieren muss weil sie sozusagen Allgemeingut geworden sind. Sie bieten mir Gelegenheit noch ein paar unspezifische Literaturangaben zu machen wie etwa N. Luhmann 1999, Gesellschaft der Gesellschaft, weil dort wie bei anderen Extremvielschreiber jede Idee irgendwie zu finden ist. Gut, dieses Buch habe ich natürlich auch nicht gelesen, aber in der Sekundärliteratur habe ich schon oft gelesen, was ich dort alles lesen könnte. Im hinreichend unspzifischen Formulieren kann ich also ohne weiteres etwas mit grossen Werken plagieren. Das ist nicht ganz legal, aber .. na ja.
Und wenn hinreichend viele Autoren einander Gemeinplätze abschreiben und unspezifische Quellen mitführen, wird die Sache immer zitierfähiger. Man kann heutzutage beispielsweise ohne weiteres von einem Paradigmenwechsel in der Systemtheorie berichten und auf N. Luhmann verweisen – ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, worin dieser Paradigmenwechesel bestehen könnte oder inwiefern es sich wobei auch immer überhaupt um Paradigmen handeln könnte. Man kann mit grossen Konzepten plagieren und das ist fast ganz legal.
L. von Bertalanffy publizierte seine Auffassung von Systemen seit 1928, im Buch “Theoretische Biologie (1932) führte er den Begriff “offenes System” ein, den Ausdruck “System” verwendet er 1940 im Titel: “Der Organismus als System betrachtet” und 1945 (also quasi mitten im verlorenen Krieg) publiziert er “Zu einer allgemeinen Systemlehre”. Danach folgen seine einschlägigen Publikaionen Schlag auf Schlag: “Das biologische Weltbild” (1949), “An Outline of General System Theory” und “The Theory of Open Systems in Physics and Biology” (1950), “Biophysik des Fliessgleichgewichts” (1953) und schliesslich “General System Theory” (1968) – (Quelle: Vorwort von F. von Bertalanffy zur Neuauflage von “Das biologische Weltbild” (1989)).
Zwei kritische Anmerkungen, die zusammengehören: L. von Bertalanffy hebt den Unterschied zwischen Lehre und Theorie auf, und er spricht von System obwohl er scheinbar Organismen meint. Mit beiden Redeweisen hat er nachhaltige Komplikationen produziert, er wird immer wieder als Begründer der Systemtheorie bezeichnet und seine “Systeme” sind offen, während jene der Systemtheorie geschlossen sind.
Dass seine Wortwahl unglücklich ist, hat er offenbar selbst auch gemerkt, sein Sohn Felix kommentiert das jedenfalls so im oben erwähnten Vorwort:
“Als Resultat der Konzeption der offenen Systeme lebender Organismen entwickelte von Bertalanffy seine “Allgemeine Systemlehre”. Eine erste Abhandlung darüber erschien 1945. Der Begriff wurde dann später als general systems theory ins Englische übersetzt Übersetzung ist etwas oberflächlich und nicht völlig richtig, denn “Lehre” ist nicht synonym mit dem englischen theory. Aber general systems theory ist die Bezeichnung, die heute universell verwendet wird ” (S. VIII)
Die Differenz zwischen Lehre und Theorie bleibt auch bei Felix von Bertalanffy unerläutert, ist im Kontext aber lesbar als Differenz zwischen “philosophischem Weltbid” und Wissenschaft: “(…) so hatte von Bertalanffy ursprünglich um die Mitte der zwanziger Jahre begonnen, Arbeiten philosophischen Inhalts zu publizieren. (…) Die Pionierarbeit (…) war der Band I seiner Theoretischen Biologie” (S. VII), worin er den Begriff “offenes System” einführte. Es gibt in der Philosophie eine lange Tradition von den alten Griechen über Hegel zu einem philosophischen Systembegriff, den L. von Bertalanffy verwendete, um sich von der naturwissenschaftlich-physikalische Vorstellung der thermodynamischen Systemen abzugrenzen. Sein Sohn meint sogar: “Die Theorie der offenen Systeme stand im krassen Gegensatz zu jener der geschlossenen Systeme, welche damals die herrschende Lehrmeinung bezüglich physikalischer Zustände darstellte” (S. VIII).
Was ist der Unterschied zwischen ÖkoNomie und ÖkoLogie? Wenn ich den etymologie-schnickschnack mitmache, glaube ich, dass Öko für Haus steht, Nomos für Geld(gesetzmässigkeiten) und Logie für Lehre. Ökonomie würde also Geldgesetzmässigkeiten im Haus oder Haushalt bezeichnen und Ökologie wäre ein Lehre über das Haus oder das Haushalten.
Ich neige aber dazu, Kunstwörter wie Öko nicht so einfältig zu deuten, sondern darauf zu achten, welche Differenzen sie bezeichnen: Was heisst Öko im Unterschied zu Haus oder Haushalt? Denn diese beiden Wörter hatten wir ja bereits, als Ernst Haeckel 1866 den Ausdruck kreierte und schrieb: „Unter Oecologie verstehen wir die gesammte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt, wohin wir im weiteren Sinne alle ‚Existenz-Bedingungen‘ rechnen können. Diese sind theils organischer theils anorganischer Natur.“ Mir fällt auf, dass E. Haeckel einen sehr spezielllen Haushalt beobachtete, nämlich den Organismus selbst und nicht den äusseren Haushalt, in welchem der Organismus lebt. Öko bezeichnet in diesem Sinn also eine metaphorische Übertragung auf den Organismus, welcher von E. Haeckel als haushälterische Organisation beobachtet wurde. Wenn ich von meinem Haushalt spreche, spreche ich normalerweise nicht von meinem Körper, aber ich spreche durchaus auch von meinem Körperhaushalt.
Als sich lange vor “Ökologie” der Ausdruck “Oekonomie” ab dem 16. Jhd in den europäischen Sprachen einbürgerte, war auch nicht der Haushalt gemeint, sondern der Staatshaushalt, also auch eine Metapher. Man könnte sagen, dass der eigentliche Haushalt nach oben und nach unter projiziert wurde, und dass diese Verschiebung durch Öko bezeichnet wurde.
Hinreichend abstrakt kann man mit Öko-nomie/logie die Effizient bezeichnen, mit welcher “Öko”systeme ihre Umwelt verarbeiten. Nomie und Logie bezeichnen dabei in einem hier nicht klärbaren Sinn verschiedene Momente derselben Projektion. Öko steht in diesem Sinn für die Differenz zwischen Öko und Haushalt, wobei Haushalt einen gemeinschaftlichen Prozess bezeichnet, in welchem nicht getauscht wird, während Öko einen gesellschaftlichen Prozess bezeichnet, in welchem die fehlende Gemeinschaftlichkeit politisch vermittelt wird.
Mich interessiert der Haushalt radikal und die Ökologie und die Ökonomie reflektieren die Metapher in dem Sinne, als sie zeigen, was gerade nichts mit Haushaltung zu tun hat. Darin sehe ich eine spezifische Form der Differenz: ich beobachte den Haushalt durch dessen Negationen. Also: Was ist der Unterschied zwischen ÖkoNomie und ÖkoLogie? Egall, beide negieren das, was ich als Haus bezeichne.
1 Kommentar Gabriella Elgin 13. Juni 2011
Dank dir, endlich habe ich den Sachverhalt ganz begriffen
Es gibt eine (nicht ganz neue) neue Vorstellung, nach welcher Daten geklaut werden können, wie wenn Daten werthaltige Gegenstände wie Juwelen oder Banknoten wären.
Es gibt zwei unterscheidbare Fälle, in welchen diese Vorstellung aktuell häufig zu Tage tritt. Einerseits geht um die Daten, die belegen, wer welche Steuern nicht bezahlt hat und andrereseits geht es um die Daten, die ein Doktor dem anderen Doktor abgeschrieben hat. In beiden Fällen wird viel über die sogenannten “Daten” als Wertgegenstände gesprochen, und in beiden Fällen wird nichts darüber berichtet, wie diese Daten zu ihrem Wert kommen.
Man kann diese “Daten” also ohne weiteres als Buchgeld auffassen. Und Buchgeld ist bekanntlich nichts – ausser eben Daten. Und die Vorstellung, dass diese Daten einen Wert haben, ist das, was K. Marx als politische Oekonomie bezeichnet hat.
Wo Daten geschützt und geklaut werden können, re-präsentieren die Daten immerschon Betrug – oder eben wie etwa Zinseszinseszins einen legalen Tatbestand der politischen Oekonomie. Das klassische Datum, dass heute beispielsweise der 13. April 2011 ist, kann mir jedenfalls niemand schützen und niemand klauen.
2 Kommentare ClaudiaBerlin, 27. April 2011
Das Abgeschriebene kann man eigentlich nicht als bloße “Daten” bezeichnen. Es sind doch geformte Texte, also “geistige Leistung” – nicht Daten im Sinne von Fakten, Messwerten etc.
Am Beispiel von Kochrezepten lässt sich das gut darstellen: das Rezept als Sammlung von Zutaten plus der Vorschrift zu ihrer Verwendung ist nicht geschützt – wohl aber ein gestalteter Text, der über simple Anweisungen wie “Petersilie klein schneiden” hinaus geht. Und natürlich auch das Foto vom fertigen Gericht.
Fritz T. Schuhmacher, 28. April 2011
ich bin zwar nicht der Meinung, dass es geistiges Eigentum jenseits der politischen Ökonomie geben könnte, aber wer das meint, sollte dann in diesen Fällen nicht von Datenklau, sondern allenfalls von einem “geistigen Diebstahl” sprechen.
Und in einer Steuerhinterzieherregister könnten man ja auch eine geistige Arbeit sehen – eine Art Kriminalroman oder so.
Auf der Seite Differentia kann man in einer kurzen Analyse lesen, dass man auf der Seite Medienstratege.de in einer kurzen Analyse lesen kann, dass die Facebookseite, auf welcher für Guttenberg Stimmen gesammelt werden, gefakt sei, was sich darin zeige, dass der Zuwachs an Stimmen roboterhaft sei.
Auf der Seite Differentia kann man lesen, dass die Seite Medienstratege.de eine Verschwörungstheorie aufdecke, nach welcher die Guttenbergseite ein Massenmedium manipuliere. Diese Aufklärung erfolge aber im gleichen Massenmedium und verfolge auch eine manipulative Absicht. Massenmedien seien so beobachtet Verschwörungsmedien, die beides gleichzeitig erzeugen: nämlich Verschwörung – gemeint als Vernebelung oder Verdunkelung – und Aufklärung. Das Massenmedium würde seinen Verschwörungscharakter verlieren, wenn es mit einer anderen Unterscheidung beobachtet würde, beispielsweise mit Durchschaubar. Man würde dann der Guttenbergseite nicht moralisch Manipulation vorhalten, sondern die Methode als durchschaut und mithin als diletantisch kennzeichnen. Man würde also gerade nicht die Manipulation und die Verschwörung thematisieren, sondern dass sie in diesem Fall unprofessionell gemacht ist. Damit würde man die Manipulation voraussetzen und die Aufmerksamkeit darauf verwenden, wo man sie nicht durchschauen kann.
Und auf meiner (dieser) Seite kann man jetzt in einer kurzen Analyse lesen, wie der Luhmannsche Jargon der Differentia-Seite funktioniert. I. Lakatos hat das als progressive Problemverschiebung bezeichnet. Wenn man eine Verschwörung wahrnimmt, dann ist das Problem nicht die Verschwörung, sondern das sie schlecht gemacht ist.
Wer hat nicht schon diesen Satz von – wem ? genau zitiert?
“Information ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht
und dann käme die Frage: und wie findest Du Batesons Hund?
und dann müsste man den Text von Batson wirklich einmal lesen und dann sagen (können): “ich finde den Hunde-”Besitzer” ziemlich krass – und erstaunlich, dass ich das bisher nicht mitbekommen habe. Ehrlich ich habe das Buch von Bateson gelesen, jedenfalls hab ich das bisher gemeint …”
Ich sage also: die Kehrseite des Plagiates ist, dass viele Leute nicht wissen, wo sie was gelesen haben. Es ist sozusagen das nicht bewusste plagieren. Und auf die Fragen: Was sagte denn Bateson wirklich? Und woher weisst, Du es? Und woher weisst Du, wie er es gemeint hat? antworte ich: Ich weiss nicht, was wer gemeint hat, aber ich kann nachlesen, was wer geschrieben hat (wenn ich glaube, dass das Buch von G. Bateson von G. Bateson geschrieben wurde ;-). Das steht eben in seinem Buch – aber hier geht es mir eigentlich mehr darum, dass das Plagieren auch eine Kehrseite hat. Viele Menschen nennen eine Quelle, die sie offensichtlich nie gesehen haben. Und Bateson ist ein Beispiel dafür, ich meine, sein Text ist ein Beispiel, nicht er.
ich meine nicht das falsche Zitieren im Sinne von falsch abschreiben, sondern dass in vielen Zitaten sichtbar wird, dass der Text gar nicht gelesen wurde, dass also die vermeintlichen Zitate Zitate von Zitaten sind. Dabei wird aber plagiert, man hätte den Originaltext gelesen …. “
Ich habe das gerade alles aus dem Facebook copypastet. ich finde das eine tolle Inversion zur Plagiatsgeschichte, die gerade läuft
1 Kommentar Ton Copman, 2. März 2011
“Ich habe das gerade alles aus dem Facebook copypastet.”
Durch dieses Bekenntnis hast Du kein Plagiat mehr begangen.
Ich habe keine Ahnung von Quantenmechanik, aber ich mache mir Gedanken über meine Sprache und mithin, darüber was ich sage, wenn ich etwas (nach-)sage.
Im Beispiel: Es gibt Wellen und es gibt Teilchen – nicht in der Wirklichkeit, aber in meinem Denken. Und es gibt “…”, die/das sich manchmal wie Wellen und manchmal wie Teilchen verhalten.
Durch die Kopenhagener Deutung (1927) habe ich eine schlauere Formulierung: Jede “Strahlung” hat sowohl Wellen- als auch Teilchencharakter, aber je nach dem durchgeführten Experiment tritt nur der eine oder der andere in Erscheinung.
Davon abgesehen, dass ich dabei sage: Es gibt Strahlung (und ich nicht recht weiss, was ich damit meine), sage ich, dass ich mit verschiedenen Experimenten zu verschiedenen Befunden komme. Aber warum sollte ich darüber so sehr staunen, dass ich es sage?
Vielleicht staune ich darüber, dass ich mir dabei vorstelle, dass ich dieselbe Sache (nämlich dieselbe “Strahlung”) in zwei verschiedenen Experimenten untersuchen kann: Die Strahlung ist dieselbe, aber die Experimente sind verschieden.
Wenn ich mit verschiedenen Experimenten dagegen verschiedene “Stahlungen” untersuchen würde, käme ich nicht auf die Idee, “der” Strahlung zwei verschiedene Charaktere zuzuschreiben.
Eine schöne Explikation gibt es beispielsweise unter alles-ist-relativ wo die beiden Experimente in eines zusammengezogen werden: Suggeriert wird, dass es EINE Glühbirne gibt, deren “Strahlung” überall dieselbe sei.
Alles eine Frage der “Sprache” oder genauer: mit welchen Differenzen ich beobachte. Ich lese gerade in Isaacs “Dialog als Kunst gemeinsam zu denken” über Ganzheit und Dualismus und bin etwas verwirrt darüber, was Isaacs so alles definitiv weiss, beispielsweise über den Teilchen-Wellen-Dualismus, der mir auch sonst sehr häufig begegnet – immer als Unschärfe des Denkens?
Eine zweite Sache, die mir wichtig ist, habe ich im Buch “Dialog im Dialog” von Rolf Todesco gut dargestellt gefunden.
http://www.hyperkommunikation.ch/todesco/publikationen/dialog_im_dialog.htm
Es gibt einige Vorstellungen zum Materialismus. Ich habe kürzlich eine Deutung dieses Begriffes gelesen, die ich mir angeeignet habe, weil es dabei nicht um Materialismus geht, sondern um eine “Denkweise” oder genauer um eine Beobachtungs-Praxis, die ich jetzt als Materialismus bezeichne. Es geht dabei darum, dass ich Artefakte beobachte und dabei immer zwei Unterscheidungen vornehme: Form und Material.
Als Idealismus bezeichne ich die Beobachtungspraxis, die sich mit einer Unterscheidung begnügt, also etwa Mathematik oder Logik im Unterschied zum Engineering (Konstruktivismus).
ich spiele in diesem Blog mit einem berühmten Slogan meines Namensvetter, den ich sehr mag. Ich will mich aber nicht beschränken, sondern auch über andere Vorstellungen berichten, die mir gefallen.
ich habe diesen Blog heute angefangen und schreibe deshalb zunächst ein wenig über meine Perspektiven und erst später über die Schönheit des Kleinen.