Dihairesis        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ] ========Zweck sowie Resultat der Einteilung ist entweder eine Definition oder eine Klassifikation. Die Einteilung resultiert entweder in einer Definition eines einzelnen Begriffs oder in einer Klassifikation einer Mehrzahl von Begriffen in einem System, das heißt aller Arten und Unterarten einer Gattung. In der pseudoplatonischen (Platon zu Unrecht zugeschriebenen) Schrift Horoi wird der Begriff „Definition“ selbst definiert: „Definition (horos): Erklärung (logos) aus der Differenz (diaphora) und der nächstgelegenen Gattung (genos synkeimenon)“.[22] Die Definition der Frau wäre demgemäß: „Eine Frau ist ein Mensch (nächstgelegene Gattung), dessen Geschlecht nicht männlich ist (Differenz).“============ dihairesis.png

Dihairesis Zur Navigation springen Zur Suche springen Dieser Artikel behandelt die Klassifikation in der Philosophie. Für die Dihärese in der Metrik siehe Dihärese, für die Diärese in der Phonetik siehe Diärese (Phonetik), für eine weitere Bedeutung siehe Trema. Platons Definition des Begriffs „Angelfischerei“[1] Die Dihairesis (altgriechisch διαίρεσις, hier für „Begriffseinteilung“) ist eine in der antiken Logik verwendete Form und Methode der Klassifikation, die es möglich macht, Begriffe in einem System zu ordnen und Begriffe zu definieren. Ein einfaches Beispiel für eine Dihairesis wäre die Unterteilung des Begriffs „Möbel“ in die Unterbegriffe „Tische“, „Sessel“ usw. Bei Platon ist die Dihairesis eine logische Methode, mit der ein Begriff bestimmt werden kann, indem ein allgemeinerer Begriff solange in (mindestens zwei) Unterbegriffe unterteilt wird, bis man eine Definition des gesuchten Begriffs angeben kann. Außer der Definition eines Begriffs hat sie auch eine hierarchisch geordnete Gliederung von Ober- und Unterbegriffen zum Resultat. Begründer der Dihairesis war Platon, der im 4. Jahrhundert v. Chr. auch als erster eine Anleitung für die Durchführung einer Dihairesis gegeben hat. Auch spätere antike Logiker (etwa Aristoteles) haben sich zur dihairetischen Begriffseinteilung geäußert, darüber hinaus wurden auch in anderen Wissenschaften bald ähnliche Methoden angewendet, etwa in der antiken Biologie zur Einteilung der Pflanzen. Heute spielen andere Klassifikationsmethoden eine wichtige Rolle in den verschiedenen Wissenschaften. Die Dihairesis hat nur noch historische Bedeutung. Ihre Behandlung beschränkt sich heute auf die philosophiegeschichtliche Fachliteratur. ============== Theorie der Dihairesis​[Bearbeiten] Das Prinzip des Einteilens stellt zwar ein logisches Grundphänomen dar, doch wird kontrovers diskutiert, ob Platons Methode der Dihairesis darüber hinaus für die Logik von hoher Relevanz ist.[21] Zweck sowie Resultat der Einteilung ist entweder eine Definition oder eine Klassifikation. Die Einteilung resultiert entweder in einer Definition eines einzelnen Begriffs oder in einer Klassifikation einer Mehrzahl von Begriffen in einem System, das heißt aller Arten und Unterarten einer Gattung. In der pseudoplatonischen (Platon zu Unrecht zugeschriebenen) Schrift Horoi wird der Begriff „Definition“ selbst definiert: „Definition (horos): Erklärung (logos) aus der Differenz (diaphora) und der nächstgelegenen Gattung (genos synkeimenon)“.[22] Die Definition der Frau wäre demgemäß: „Eine Frau ist ein Mensch (nächstgelegene Gattung), dessen Geschlecht nicht männlich ist (Differenz).“ Einteilungskriterium: In unterschiedliche Arten eingeteilt wird eine Gattung immer nach einem bestimmten Einteilungs- oder Unterschiedskriterium (diaphora). „Mann“ und „Frau“ unterscheiden sich hinsichtlich ihres „Geschlechts“. „Zweifüßer“ unterscheiden sich von „Vierfüßern“ hinsichtlich des Kriteriums „Anzahl der Beine“. Trennen und Zusammenfassen: Das Gegenstück zur Methode der Ein- oder Zerteilung (dihairesis) bildet die umgekehrte Methode der Zusammenfassung (synagoge) von Begriffen.[23] Linkes Bild: der „Baum des Porphyrios“ nach Petrus Hispanus (13. Jahrhundert). Rechtes Bild: der „Baum des Porphyrios“ in einer neuzeitlichen Darstellung.[24]Regeln zur korrekten Einteilung: Zur Durchführung einer korrekten Begriffseinteilung gibt Platon zahlreiche Regeln an.[25] Er hält sich aber selbst nicht immer genau daran,[26] möglicherweise weil er die Dihairesis eher als Kunstfertigkeit (téchne) auffasst, nicht als eine starr festgelegte und strikt zu befolgende Methode.[27] Dichotomie und Aufzählung: Platon bevorzugt ausdrücklich die Teilung der Gattung in zwei Arten gegenüber der Teilung in mehr als zwei Arten.[28] Die beiden Arten sind einander meist entgegengesetzt (Dichotomie), z. B. gerade Zahlen und ungerade Zahlen. Umfasst eine bestimmte Einteilung mehr als zwei Elemente, kann man von einer Aufzählung sprechen (z. B. Sokrates, Platon, Aristoteles, Jimi Hendrix usw. sind Menschen). Ende der Einteilung: Das Ende der platonischen Dihairesis nach oben hin ist umstritten. Die von Platon aufgezählten fünf „höchsten Gattungen“ (megista gene)[29] müssen nicht unbedingt als Oberbegriffe eines hierarchischen Begriffsystems verstanden werden.[30] Am unteren Ende der Einteilung steht nach Platon ein nicht mehr ein- bzw. unterteilbarer Begriff (atomon eidos), der also keine Unterbegriffe hat. Umstritten ist erstens, was genau dieser unteilbare Begriff ist (ein Begriff, eine Idee oder eine extensionale Klasse von individuellen Elementen) und zweitens, was unter diesen unteilbaren Begriff fällt (die nicht-begrifflichen sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände oder eine unbestimmte Mannigfaltigkeit).[31] In Schaubildern und Listen veranschaulicht wurde die Dihairesis erst in späterer Zeit, bei Platon kommt sie ausschließlich im Rahmen von Dialogen vor. Heute wird die Dihairesis gewöhnlich durch Begriffspyramiden veranschaulicht wie beispielsweise den Baum des Porphyrios, der als Graphik auf Boethius (6. Jahrhundert) zurückgeht. Versucht wurden auch Visualisierungen mittels Linien,[32] Flächen[33] und Klammern. Bloß ansatzweise liegen Versuche vor, die Dihairesis in anwendbare Formeln umzuwandeln, sie in formale logische Sprachen zu übersetzen.[34] Viele die Dihairesis betreffende Einzelfragen, zu denen sich Platon nicht oder nur andeutungsweise geäußert hat, sind bis heute umstritten. Eine Auflistung dieser offenen Fragen bietet James A. Philip.[35] ↑ Zitate und Textstellen​[Bearbeiten] Ausklappen Phaidros 265–266 Ausklappen Philebos 16–17 Ausklappen Politikos 287 „Weil sie aber nicht gewöhnt sind, was sie betrachten, nach Arten einzuteilen, so werfen sie diese so sehr von einander verschiedenen Dinge in Eins zusammen, und halten sie für ähnlich; eben so tun sie dann auch wieder das Gegenteil indem sie anderes gar nicht nach einer ordentlichen Teilung von einander trennen, da doch, wer zuerst die Ähnlichkeit zwischen vielen bemerkt, nicht eher ablassen sollte, bis er alle Verschiedenheiten in derselben gesehen hat, so viele nur ihrer auf Begriffen beruhen, und wiederum wenn die mannigfaltigen Unähnlichkeiten an einer Mehrheit erschienen sind, man nicht im Stande sein sollte, eher sich zu scheuen und aufzuhören, bis man alles verwandte innerhalb Einer Ähnlichkeit eingeschlossen und unter das Wesen Einer Gattung befasst hat.“ – Platon: Politikos 285 Eine mit Klammern visualisierte dihairetische Struktur (aus der Enzyklopädie von Denis Diderot und D’Alembert) „Gast: Da wir nun zugestanden haben, dass auch die Begriffe sich gegen einander auf gleiche Weise in Absicht auf Mischung verhalten, muss nicht auch mit einer Wissenschaft seine Reden durchführen, wer richtig zeigen will, welche Begriffe mit welchen zusammenstimmen, und welche einander nicht aufnehmen? Und wiederum ob es solche sie allgemein zusammenhaltende gibt, dass sie im Stande sind, sich zu vermischen? Und wiederum in den Trennungen, ob andere durchgängig der Trennung Ursache sind? Theaitetos: Wie sollte es hierzu nicht einer Wissenschaft bedürfen und vielleicht wohl der größten! Gast: Und wie, Theaitetos, sollen wir diese nennen? Oder sind wir, beim Zeus, ohne es zu bemerken in die Wissenschaft freier Menschen hineingeraten? Und mögen wohl gar den Sophisten suchend zuerst den Philosophen gefunden haben? Theaitetos: Wie meinst du das? Gast: Das Trennen nach Gattungen, dass man weder denselben Begriff für einen andern, noch einen andern für denselben halte, wollen wir nicht sagen, dies gehöre zur dialektischen Wissenschaft? Theaitetos: Das wollen wir sagen. Gast: Wer also dieses gehörig zu tun versteht, der wird Einen Begriff durch viele einzeln von einander gesonderte nach allen Seiten auseinander gebreitet genau bemerken, und viele von einander verschiedene von Einem äußerlich umfasste, und wiederum Einen durchgängig nur mit einem aus vielen verknüpfte, und endlich viele gänzlich von einander abgesonderte. Dies heißt dann, in wiefern jedes in Gemeinschaft treten kann und in wiefern nicht, der Art nach zu unterscheiden wissen. Theaitetos: Auf alle Weise gewiss. Gast: Aber dies dialektische Geschäft wirst du, hoffe ich, keinem andern anweisen als dem rein und recht philosophierenden? Theaitetos: Wie sollte man es wohl einem Andern anweisen! Gast: In dieser Gegend herum werden wir also jetzt sowohl als hernach, wenn wir ihn suchen, den Philosophen finden.“ – Platon: Sophistes 253 Überlegungen zur Methode der Dihairesis finden sich vor allem in den Dialogen Philebos (16c–17a) und an drei Stellen des Phaidros (265c–266c, 273d–273e, 277b), Anwendungen vor allem in den Dialogen Sophistes und Politikos, aber auch im Philebos (Einteilung der Buchstaben 18b–18d und Einteilung musikalischer Intervalle 17d). Die Definition dessen, was ein Angelfischer ist, findet sich in Sophistes 218e–221b, sechs verschiedene Definitionen des Sophisten in Sophistes 221b–231e und eine siebente Definition des Sophisten in Sophistes 235b–236e und 264c–268d. Weitere konkrete Anwendungen der Diahiresis sind die erste Definition des Politikers in Politikos 258b–267c und die Definition der Weberei in Politikos 279c–283b. ========== zufällig / wesentlich".

Aristoteles hat zufällige und wesentliche Kriterien unterschieden. Der Mensch ist ein "ungefiederter Zweibeiner". Diese Abgrenzung funktioniert, sagt aber nichts wesentliches über das Menschsein aus. Der Mensch ist das einzige Tier, das lachen kann. Diese Unterscheidung funktioniert auch und sie sagt etwas Wesentliches aus. Wenn ich Mensch sage, meine ich das Refexionsvermögen, dass sich im Lachen zeigt, aber nicht, dass er Haare statt Federn hat, obwohl das auch stimmt.

Wenn ich über das Wesen spreche, spreche ich über das Wesen, das sich in der Funktionsweise zeigt, die ich als System beschreibe. Das Wesen ist eine Eigenfunktion der beobachteten Sache, das heisst, keine Funktion der Sache, sondern eine Funktion der Beobachtung.

Die Phänomenologie ist eine Wesensschau.

... verwende ich den Ausdruck ... autopoietisches System..e

=================== Die Definition​[Bearbeiten] Gattung, Artunterschied, Art und Individuum nach Aristoteles’ Kategorien Zweite Substanz Gattung (Lebewesen) artbildender Unterschied Zweibeinig, vernunftbegabt wiehernder einhufiger Vierbeiner Zweite Substanz: Art Mensch Zweite Substanz: Art Pferd Individuation Erste Substanz: Sokrates Erste Substanz: Platon Erste Substanz: Bukephalos Berühmt wurde die auf die Dihairesis verweisende aristotelische Definition. Dabei werden Artbegriffe durch Angabe der Gattung und des artbildenden Unterschiedes definiert.[54] Ein Beispiel für eine Definition wäre: „Der Mensch ist (im Unterschied zum Tier) ein vernunftbegabtes Lebewesen.“ „Von dem, was einem einzelnen Dinge immer einwohnt, erstreckt sich Manches auch auf andere Dinge. […] Man muss, wenn man ein ganzes Gebiet regelrecht untersucht, die Gattung bis zu den ersten nicht weiter theilbaren untersten Arten trennen, […] dann muss man versuchen die Definitionen dieser Arten zu gewinnen.“ – Aristoteles: Analytica posteriora 2,13 ================ Bei Boethius (6. Jahrhundert) findet man am Ende der Antike eine Art Zusammenfassung der bisherigen Lehren der Einteilung. Seine Schrift De divisione lag später den mittelalterlichen Logikern und Philosophen vor und bildete somit eine Brücke zwischen Antike und Mittelalter. Boethius beschäftigt sich mit dem Nutzen, den Einteilungen haben können, den verschiedenen Einteilungsarten und der Methodik der Einteilung. Die beiden grundlegenden Arten der Einteilung sind nach seiner Darstellung die „Einteilung nach Akzidenzien“ (divisio per accidens), das heißt nach bloß nebensächlichen Merkmalen, und die wichtigere „Einteilung an sich“ (division secundum se). Die „Einteilung an sich“ unterteilt sich wiederum in die Einteilung einer Gattung in ihre Arten (divisio generis in species), die Einteilung eines Ganzen in seine Teile (divisio totius in partes) und die Einteilung verschiedener Bedeutungen eines Wortes (divisio vocis in significationes).[72] Obwohl Boethius als Philosoph neuplatonisch dachte, verweist er in De divisione nirgends auf Dialoge Platons, sondern beruft sich auf Aristoteles und weist auf den Aristoteliker Andronikos von Rhodos hin, der eine Abhandlung über die Einteilung verfasst habe. Sein gesamthaft aristotelisch geprägtes Werk fußt hauptsächlich auf der Darstellung des Porphyrios in dessen heute verlorenem Kommentar zu Platons Dialog Sophistes; Porphyrios hatte eine aristotelische Quelle verwertet.[73]
 
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