Dieser Text gehört zu einer Reihe, in welcher es um die Ordnung der Dinge
(Ontologie der Artefakte) geht. Dazu gehört auch der Motor als Bewegung.
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Die ersten Artefakte sind wohl in dem Sinne Keimformen, als sie praktisch nicht bearbeitet wurden. Die Verwendung von Objekten als Hilfsmittel wird auch bei Tieren beobachtet. Teilweise werden die Objekte auch von Tieren so verändert, dass sie ihre Funktion besser erfüllen. Das wird oft als Beispiele für die Verwendung oder gar Herstellung von Werkzeugen bei Tieren angeführt. Hier interessiere ich mich nicht für Tiere und was sie können, sondern dafür, wie die ersten Artefakte von Menschen - logisch-genetisch - entstanden sein könnten.
Als eigentliche Artefakte bezeichne ich für je bestimmte Zwecke geformtes Material. Wenn ich einen geeigneten Stein oder einen Ast finde, muss ich ihn wenig oder fast gar nicht verändern, um ihn als Gerät oder Werkzeug zu verwenden. Zum Gerät wird der Gegenstand dadurch, dass ich ihn für antizipierte Situationen aufhebe, was Bearbeitung impliziter, die ihn dann geeigneter macht.
Ich unterscheide bewegbare und nicht bewegbare Artefakte. Wenn ich aus einer Höhle ein Heim mache, stelle ich ein unbewegbares Artefakt her. Wenn ich das Heim mit Geschirr einrichte, stelle ich allerlei bewegbares Zeugs her. Einiges, was bewegbar ist, stelle ich so auf, dass ich es nicht mehr bewegen muss, es wird zum Gestell für anderes. Ich habe beispielsweise ein Büchergestell - weil ich nicht in einer Höhle wohne. Ich bewege es nicht, aber ich bezeichne es als Möbel, weil ich es beim Zügeln in eine andere Wohnung mitnehmen würde, wobei es sich als mobil erweist.
Was schon in der Höhle nicht Gestell war, war Gerät. Das Kochgeschirr wurde zu Behältnissen und Besteck. Beides wurde zum Kochen und zum Essen getrennt. Das eine blieb Schale, das andere wurde Löffel. Die Schale war immer ein Schöpf- und ein Aufbewahrungsgeschirr. Die Schüssel wurde zum Gerät, der Löfffel mit Stil wurde ein Werkzeug. Er taugt nicht zur Aufbewahrung.
Ein Gestell bewege ich nicht. Ein Gerät bewege ich. Das ist eine begriffliche Unterscheidung, die in Bezug auf Klassifikationen von Dingen vieles offen lässt. Geräte erfüllen ihren Zweck, wenn sie bewegt werden. Tisch und Stuhl erfüllen ihren Zweck, wenn sie nicht bewegt werden. Mein Büchergestell ist in seiner gedachten Verwendung ein Gestell. Möbel wie Tische und Stühle verwende ich als Gestelle, auch wenn ich sie manchmal bewege. Werkzeuge bewege ich eigentlich, es sind also Geräte. Ich kann Werkzeuge in bestimmten Situationen aber auch fixieren und das Werkstück bewegen. Dabei bewegt sich das Werkzeug relativ zum Werkstück. Die begriffliche Unterscheidung schreibt mir kein Verhalten vor. Ein Hammer ist ein Werkzeug. Ich kann ihn aber auch als Briefbeschwerer oder als Waffe benutzen.
Wenn ich Geräte wegwerfe oder fallen lasse, bewege ich sie nicht im ihnen zugedachten Sinn. Ein Gerät bestimmt die Bewegungen, die seinem Zweck entsprechen. Aber ich kann ein Gerät immer auch sachfremd bewegen. Der Schraubendreher ist seiner Beschaffenheit nach auch als Meissel verwendbar. In vielen praktischen Fällen verwende ich Geräte anders als es deren Zweck entspricht. Ich meine aber dabei nicht, der Hammer sei ein Briefbeschwerer oder der Schraubendreher sei ein Meissel.. Ich erkenne die Bedeutung der Geräte und weiss, wenn ich sie für etwas anderes verwende.
Werkzeuge sind Geräte, mit welchen ich Objekte verändere. Ich verwende den Ausdruck Werkzeug konventionell mit transitiven Verben, den Ausdruck Gerät dagegen mit intransitiven. Ich sage: Mit der Lanze treffe ich den Feind, mit dem Messer schneide ich das Brot. Dagegen ordne ich Geräten wie dem Telefon oder dem Bildschirm keine Objekte zu, für die sie Mittel sind. Sie dienen mir quasi direkt. Ich kann mit Werkzeugen als Mittel einen Stuhl herstellen und der Stuhl befriedigt das Bedürfnis bequem zu sitzen. Werkzeuge stehen in einer Zweck-Mittel-Relation, Geräte sind nur Mittel.
Bei den Geräten und mithin auch bei Werkzeugen unterscheide ich zwei Arten von Beweglichkeit: ich kann Dinge als Ganzes im Raum bewegen und ich kann Teile von Dingen gegeneinander bewegen. Ein Fahrrad beispielsweise bewegt sich als Ganzes, wenn ich damit fahre, und einzelne Teile des Fahrrades, etwa die Kette, bewegen sich quasi innerhalb des Fahrrades. Wenn ein Gerät bewegliche Teile hat, spreche ich von einem Mechanismus.
Bei Geräten mit beweglichen Teilen unterscheide ich diese von einem Gestell. Beim Fahrrad beispielsweise betrachte ich den Rahmen als Gestell, in welchem die beweglichen Teile angeordnet sind. Damit führe ich auf der Seite der Unterscheidung Gestell versus Gerät, das Gestell auf der Seite des Gerätes wieder ein. Ich verwende dafür das Wort re-entry. Auch in diesem Fall liegt ein Sinn des Gestells in der Anordnung von Dingen, die nicht Teile des Gestells sind.
Um Geräte zu bewegen, kann ich mich selbst bewegen oder eine Bewegung jenseits von mir verwenden. Den Hammer bewege ich, indem ich meinen Arm bewege, ein Segelschiff, indem ich es in den Wind stelle und eigentliche Maschinen, indem ich einen Motor verwende. In den beiden ersten Fällen bewege ich das Gerät als Ganzes, im letzten Fall bewege ich auch einzelne Teile des Gerätes, das dann immer auch ein Gestell hat. (Motor als Bewegung)