Philosophie        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 
bild

Philosophie ist die Lehre vom Ganzen. Ähnlich wie bei Kunst gibt es vermeintliche und institutionalisierte Deutungshoheiten, die darüber befinden, welche Lehren zu welcher Philosophie gehören und welche nur bedeutungslose Ansichten - also Philosophie im abschätzigen Sinne - sind.
In einem alltagssprachlichen Sinne besteht Philosophie aus dem Sammelsurium von Konversationsbeiträgen zum Dreigestirn Logik, Ästhetik und Ethik. In diesem weitesten Sinne ist alles, was irgendjemand sagt, Philosophie, wenn es keine unmittelbare Funktion hat. Institutionell ist Philosophie, was an Hochschulen gelehrt wird, aber keine Naturwissenschaft ist und keine praktische Anwendung wie etwa Medizin oder Maschinenbau hat. In dieser Differenz ist "Hochschule" ein zufälliges Kriterium, das hinreichend ist, und Wissenschaft ein wesentliches (Ausschluss)-Kriterium, das sich seinerseits nicht hinreichend bestimmen lässt.

Philosophen - diasynchron

Ich unterscheide in einem evolutionstheoretischen Sinn Philosophie, Wissenschaft und Engineering als rezente Arten, die gesellschaftliche Aneignung zu reflektieren.

Als Keimform der Philosophie begreife ich die evolutionär noch nicht differenzierten Texte der Sklavenhalter über gutes, richtiges und richtig gutes Leben (Vorsokratiker, Seneca, Augustinus, Albertus). Im 16. Jhd. hat sich die Wissenschaft aus den protophilsophischen Lehren ausdifferenziert (Galilei) und im 18. JhdKant 1770

Als eigentliche Philosophie bezeichne ich eine bestimmte Reflexion, die I. Kant mit "Fragen nach den Bedingungen der Möglichkeit von Tatbeständen", eingeführt hat und die heute oft als Epistemologie bezeichnet wird. Als Philosophie im engeren Sinnebezeichne ich, was oft als Deutscher Idealismus bezeichnet wird, weil sich diese Philosophen an das Programm von I. Kant, das von G. Hegel abgeschlossen wurde, halten. K. Marx hat die Philosophie in seiner Kritik aufgehoben, wird aber oft selbst als Philosoph bezeichnet. (EIne gängige Diskussion dazu betrifft, ob oder inwiefern er sich mit Erkenntnistheorie befasst habe (Widerspiegelungstheorie).
"Sobald wir einmal eingesehn haben..., daß die so gestellte Aufgabe der Philosophie weiter nichts heißt als die Auf-gabe, daß ein einzelner Philosoph das leisten soll, was nur die ge-samte Menschheit in ihrer fortschreitenden Entwicklung leisten kann — sobald wir das einsehn, ist es auch am Ende mit der ganzen Phi-losophie im bisherigen Sinn des Worts. Man läßt die auf diesem Weg und für jeden einzelnen unerreichbare .absolute Wahrheit' laufen und jagt dafür den erreichbaren relativen Wahrheiten nach auf dem Weg der positiven Wissenschaften und der Zusammenfassung ihrer Resultate vermittelst des dialektischen Denkens. Mit Hegel schließt die Philosophie überhaupt ab ..." (Engels, Ludwig Feuerbach..., MEW 21, S. 270.) "... so wie Engels an Hegel rühmt, daß er uns, „wenn auch unbewußt, den Weg zeigt aus diesem Labyrinth der Systeme zur wirklichen positiven Erkenntnis der Welt""

Alles was sonst noch - auch selbstreferentiell - als Philosophie bezeichnet wird, bezeichne ich als Philosophie im weiteren Sinne. Viele Lehren werden als Philosophie bezeichnet, weil sie die verwendete Theorie hinreichend reflektieren, ohne eine eigene Disziplin begründen. Das gilt insbesondere für viele sprachtheoretische und kognitivistische Ansätze und für Wissenschaftstheorien. Auch ökologische und ökonomische Lehren, wie jene von K. Marx, der ja seinem Selbstverständnis nach die Dialektik des Deutschen Idealismus auf ihre materiellen Füsse gestellt hat, werden als Philosophie bezeichnet, wiewohl sie als dessen Gegenteil gesehen werden können. Gleiches gilt für viele Arten des Konstruktivismus. Dagegen gelten Theorien wie die Relativitäts- oder die Evolutionstheorie normalerweise nicht als Philosophie, gerade weil sie keine Reflexionen enthalten, also in diesem Sinne auch keine Theorien sondern Dogmen sind.

Einen speziellen Fall der Philosophie bildet die formale Logik, zu welcher ich auch die Mathematik rechne: sie hat kein Referenzobjekt ausser sich.

Die Philosophie entwickelt sich nicht. Die Philosophie im engeren Sinne ist ein abgeschlossenes Projekt und die Philosophie im weiteren Sinne behandelt immer noch dieselben Fragen wie die alten Griechen, ohne eine entwickeltere Antwort zu finden. Das gilt für alle sogenannten Geisteswissenschaften und für die Geschichtsschreibung.


 

Eine grundlegende Kritik:
Auf der Grundlage von Überlegungen, die weit von denen entfernt waren, die Maturana zur Formulierung der biologischen Idee der Autopoiesis veranlassten, war ich zu demselben Schluss gekommen. Mein eigener Weg (etwas abgekürzt und idealisiert) führte von den frühen Zweifeln der Vorsokratiker über Montaigne, Berkeley, Vico und Kant zum Pragmatismus und schließlich zur "Operationalen Schule" von Ceccato und zur "Genetischen Erkenntnistheorie" von Piaget. Dies mag an dieser Stelle irrelevant erscheinen, aber da sich Maturanas Ausführungen kaum auf die traditionelle Philosophie beziehen, scheint es angebracht zu erwähnen, dass sich einige seiner grundlegenden Behauptungen durch Gedankengänge belegen lassen, die von Zeit zu Zeit in der herkömmlichen Geschichte der Erkenntnistheorie aufgetaucht sind. Obwohl diese Gedankengänge die offizielle Disziplin der Philosophie gelegentlich irritiert haben, hatten sie nie eine nachhaltige Wirkung und blieben marginale Kuriositäten. Ich vermute, dass der Grund für diese Vernachlässigung darin liegt, dass während der gesamten abendländischen Ideengeschichte und bis in unsere Tage hinein zwei Voraussetzungen als grundlegend für jedes erkenntnistheoretische Unterfangen angesehen wurden. Die erste dieser Voraussetzungen verlangt, dass das, was wir als "wahres Wissen" bezeichnen wollen, unabhängig vom wissenden Subjekt sein muss. Die zweite Voraussetzung ist, dass Wissen nur dann ernst genommen werden darf, wenn es den Anspruch erhebt, eine Welt der "Dinge an sich" mehr oder weniger wahrheitsgetreu darzustellen. Obwohl die Skeptiker aller Zeiten mit Hilfe logischer Argumente erklärten, dass diese beiden Voraussetzungen unerreichbar sind, beschränkten sie sich auf die Feststellung, dass absolutes Wissen unmöglich ist. Nur wenige von ihnen gingen einen Schritt weiter und versuchten, den Begriff des Wissens von den unmöglichen Zwängen zu befreien, damit er frei auf das angewendet werden kann, was in der Erfahrungswelt des handelnden Subjekts erreichbar ist. Diejenigen, die diesen Schritt wagten, wurden als Außenseiter gebrandmarkt und konnten daher von den Berufsphilosophen nicht beachtet werden. (EvG über Maturana)


 

Die Bindestrich-Philosophie, die sich mit Wissenschaft und Technologie befasst, entwickelt sich, weil sich ihr Gegenstand entwickelt. Eine solche Entwicklung beschreibe ich als Technik-philosophie

[ ]
 

Wer ist ein Philosoph? Ein Philosoph im für die Wikipedia [ !! ] relevanten Sinne ist eine Person, die einen wesentlichen Beitrag im Bereich der Philosophie geleistet hat. Indizien hierfür können sein:
Die Person ...
1.hat Schriften veröffentlicht, die in der Fachphilosophie diskutiert werden (oder wurden);
2.wird in einem einschlägigen Fachlexikon aufgeführt oder in der DNB als Philosoph bezeichnet;
3.ist einer breiteren Öffentlichkeit bekannt für Wirken/Schreiben bzgl. Philosophie als Weltweisheit und/oder Lebensform, wobei mindestens eine auch in der (sonstigen) Philosophie diskutierte Frage (z. B. Was ist das gute Leben?) thematisiert wird ggf. auch nach in der Fachphilosophie nicht angewandten Methoden;
4.hat einen Lehrstuhl im Bereich Philosophie an einer Universität inne. (Kann alleine u. U. nicht hinreichend sein).

[ eine FB-Diskussion - und mein Kommentar ]


Philosophie im Internet

Elektronisch zugängliche Texte der Philosophie und Zeno: Philosophie
Stanford Encyclopedia of Philosophy
Lexikon der Philosophie
Lexikon der Philosophen
Philosophie im Radio

"Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel der Sprache" (L.Wittgenstein, PU §109)

bild
Bildquelle: Wikipedia


 
[wp]