Ich verwende den Ausdruck "Soziographie" nicht ganz der gängigen Konvention entsprechend, in welcher Soziographie oft als empirischer Teil der Soziologie erscheint. Ich bezeichne damit eine eigene Disziplin, die sich auf eine vorwissenschaftliche Phänographie des Gegenstandes beschränkt, worin ich eine Protosoziologie erkenne. |
Die Entwicklung der Soziologie unter diesem Namen ist eng mit den Institutionalisierungen von Verwaltungen im 18. und 19. Jahrhundert verbunden. Es geht dabei nicht darum, dass sich jemand Gedanken über die Menschheit oder darüber, wie Menschen überhaupt zusammenleben gemacht hat, sondern darum, systematisches Verwaltungswissen zusammenzutragen. Der einfachste Fall besteht wohl in Volkszählungen und Steuerregistern. Etwas entwickelter sind Geschichten von Rechtsabfolgen oder Zivilisationen, wie sie etwa G. Vico geschrieben wurden, weil darin die Veränderung der Sozietäten sichtbar wurde.
Die in einem anderen Sinn primitivste Form der Soziographie beginnt mit naturwüchsiger Verwandschaft, wobei die Familie als elementare Form der Gesellschaft erscheint.
Solche Soziographie verwendet Kategorien des gesunden Menschenverstandes und macht aus Verwandschaften Banden, Horden und Clans und schliesslich Stämme und Völker.
Die soziographischen Kategorien wiederspiegeln die hierarchischen Ordnungen von Räuberbanden (Mafia) und Armeen, die in jeder entwickelten Verwaltung zu finden sind.