Sapir-Whorf-These        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Die Sapir-Whorf-Hypothese (B. Whorf selbst nannte seine Version linguistisches Relativitätsprinzip) besagt, dass die Art und Weise, wie ein Mensch denkt, stark durch seine Muttersprache beeinflusst sei. Daraus folgt, dass es bestimmte Gedanken einer einzelnen Person in einer Sprache gibt, die von jemandem, der eine andere Sprache spricht, nicht verstanden werden können. Die kontrovers diskutierte Annahme wurde von Benjamin Whorf aufgestellt, der sich auf den Sprachwissenschaftler Edward Sapir beruft und die Hypothese gemeinsam mit ihm vertrat. Die Hypothese wurde in den 1950-er Jahren bekannt, als B. Whorfs Schriften zu dem Thema postum veröffentlicht wurden.

In der Linguistik ist die These randständig (sie wird trotzdem, etwa von N. Chomsky vehement bestritten). Ich sehe die These eher sprachphilosophisch. E. von Glasersfeld begründet seinen radikalen Konstruktivismus teilweise mit vergleichbaren Ueberlegungen.

Die These ist weitgehend unbegrifflich. Die Diskussion der These ebenfalls. Man kann Argumente gegen die These erfinden, die die persönliche Erfahrung bemühen. Jeder hat sicher bereits die Erfahrung gemacht, dass es manchmal schwierig ist, den "richtigen" Ausdruck zu finden und war sich bewusst, dass die gefundenen Wörter nicht dem entsprachen, was man eigentlich sagen wollte, was man meinte. Manchmal findet man auch nicht die geeigneten Wörter, einem Anfänger etwas zu erklären, obwohl man es selbst versteht. Daraus könnte man schliessen, dass Gedanken nicht allein aus einer Menge von Wörtern und deren Verknüpfungen bestehen, und dass man ist in der Lage, etwas zu verstehen, ohne es in Worte fassen zu können. Umgekehrt scheint sehr nahe zu liegen, dass Gedanken durch Worte beeinflusst werden. B. Whorf gibt dafür Sprache, Denken, Wirklichkeit unzählige Beispiele.

Eine Studie zeigte, dass gehörlose Kinder von hörenden Eltern manche kognitiven Aufgaben, die nichts mit dem Hören zu tun hatten, nicht lösen konnten, während gehörlose Kinder gehörloser Eltern damit keine Probleme hatten. Das lag daran, dass ihre Eltern die Zeichensprache besser beherrschten.


 
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